Solidarität mit Alt-Landeshauptmann Durnwalder, Spendenaktion für Ex-Amtsdirektor Erhard

“Keinen Schaden angerichtet, sondern Schäden verhindert”

Freitag, 18. Juni 2021 | 11:42 Uhr

Bozen – Wegen der Abschüsse von Murmeltieren, Steinböcken, Kormoranen und Füchsen wurden Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder und der ehemalige Amtsdirektor Heinrich Erhard zu hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt.

Scharf kritisiert wird das Urteil vom Südtiroler Bauernbund, dem Südtiroler Jagdverband, dem Verband der Eigenjagdreviere und dem Landesfischereiverband Südtirol. Das Urteil sei realitätsfremd und nicht nachvollziehbar, denn die Abschussdekrete hätten nicht Schäden verursacht, sondern große Schäden verhindert. Für Ex-Amtsdirektor Erhard wird eine Spendenaktion gestartet.

sbb

Für große Empörung bei den Verbänden hat der jüngste Entscheid des Kassationsgerichts in der Causa „Wildtierabschüsse“ gesorgt. Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder und der ehemalige Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei, Heinrich Erhard, wurden zu hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt. Grund dafür waren Abschussdekrete für Murmeltiere, Kormorane, Steinböcke und Füchse. Diese hätten, so die Interpretation, das Staatsvermögen gemindert.

Null Verständnis für das Urteil des Kassationsgerichts haben der Südtiroler Bauernbund, der Südtiroler Jagdverband, der Verband der Eigenjagdreviere und der Landesfischereiverband Südtirol.

„Genau das Gegenteil war der Fall. Durch die Abschüsse z. B. einiger Murmeltiere wurden Schäden an der Berglandwirtschaft verhindert. Denn in einigen Gegenden richten Murmeltiere erhebliche Schäden an, die sogar die Berglandwirtschaft und die Alpung der Nutztiere in Frage stellen. Die Nagetiere graben Löcher und Gänge, Kühe und Kälber können sich verletzen, wenn diese Hohlräume nahe an der Oberfläche liegen und einbrechen, sobald ein Rind drauftritt“, ärgert sich Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Auch sei durch das Umgraben der Wiesen das Mähen nicht mehr möglich, da die Maschinen und Geräte kaputtgehen.

Zudem seien durch die Abschüsse, wie selbst Gerichte bestätigen, keine Schäden am Ökosystem entstanden, da die Populationen zahlenmäßig nicht zurückgegangen sind. „Wir haben in Südtirol beispielsweise mehr Murmeltiere, Steinwild oder Kormorane als noch vor 15 oder 20 Jahren. Diese Arten müssen weiterhin reguliert werden“, sagt Landesjägermeister Günther Rabensteiner.

Interessant sei zudem, dass mit zusätzlichen Gutachten der staatlichen Umweltbehörde ISPRA heute mehr Murmeltiere zum Abschuss freigegeben werden als mit den Abschussdekreten des Landeshauptmannes, für die er verurteilt wurde.

Ein weiterer Kritikpunkt der Verbände ist, dass die Abschüsse im Rahmen des bestehenden Landesjagdgesetzes genehmigt wurden und Südtirol bei der Jagd die primäre Zuständigkeit hat. „Durnwalder und Erhard haben versucht, unsere autonomen Bestimmungen in Sachen Jagd gegenüber dem Zentralstaat zu schützen. Die im Urteil festgelegte Schadensbemessung erachte ich als zutiefst willkürlich und unangemessen“, sagt der Präsident des Verbandes der Eigenjagdreviere Martin Ganner.

Und nicht zuletzt sei das Urteil ein Angriff auf die Südtiroler Autonomie. Durnwalder und Erhard hätten die Zuständigkeiten Südtirols wahrgenommen. “Mit diesem Urteil sollten wohl die Grenzen der Autonomie aufgezeigt werden”, so die Vermutung der Verbände.

“Ähnlich ungewöhnlich ist auch die Bemessung des Schadens, den der Staat erlitten haben soll, weil Wildtiere zum unverfügbaren Vermögen des Staates gehören. Die Bemessung des Schadens anhand des Wertes von Tierpräparaten ist absurd“, sagt der Präsident des Landesfischereiverbandes Markus Heiss.

Doch nicht nur Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder wurde zu hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt, sondern auch der ehemalige Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei, Heinrich Erhard. „Erhard stand ein Leben lang im Landesdienst und muss nun sein Erspartes und noch einiges mehr aufwenden, um einen Schaden zu begleichen, den es nicht gibt – und das wegen eines Dekretes, das im Einklang mit dem entsprechenden Landesgesetz stand und im Rahmen seiner Verwaltungstätigkeit unterzeichnet wurde“, betont SBB-Landesobmann Leo Tiefenthaler.

Der Südtiroler Bauernbund, der Südtiroler Jagdverband, der Landesfischereiverband Südtirol und der Verband der Eigenjagdreviere jedenfalls stellen sich klar hinter Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder und den Ex-Amtsdirektor Heinrich Erhard. „Solidarität für Erhard und Durnwalder ist die einzige, gemeinsame und starke Antwort, die wir auf ein solch ungerechtes Urteil geben können.“

Für Erhard starten Südtiroler Bauernbund, Jagdverband, Eigenjagdverband und Fischereiverband eine große Spendenaktion. „Wir schauen nicht tatenlos zu, wie jemand Hab und Gut für Entscheidungen verliert, die ein Nutzen und kein Schaden waren“, unterstreicht Tiefenthaler.

Die vier Verbände haben ein Spendenkonto für Erhard eingerichtet. Darauf zahlen sie selbst ein und rufen alle dazu auf, ebenso Solidarität zu zeigen. „Daneben soll unsere Aktion auch ein Signal sein. Denn solche Urteile tragen nicht dazu bei, dass Entscheidungen getroffen werden. Entscheidungen sind aber notwendig, das hat spätestens die Corona-Krise uns allen gezeigt.“

 

Spendenkonto Raiffeisenkasse Bozen:

Murmeltierurteil Dr. Erhard

IBAN: IT34V0808111600000300022314

Von: luk

Bezirk: Bozen