Längere Betreuung gewährleisten – ein Kommentar

Kindergarten: Bitte keine Wischiwaschi-Lösung

Donnerstag, 16. Februar 2023 | 01:09 Uhr

Bozen – Die Entscheidung des Trentino, den Kindergarten auf elf Monate auszudehnen und die Nachmittagsbetreuung zu verlängern, befeuert auch hierzulande die Debatte, warum Südtirol nicht einfach nachziehen könne. Eltern, die arbeiten und Betriebe, die händeringend nach Fachkräften suchen, würden es begrüßen, wenn der Nachwuchs länger im Kindergarten bleibe, hieß es.

Besonders Väter und Mütter, die nicht auf die Mithilfe von Oma und Opa zurückgreifen können, müssen über die langen Sommermonate hinweg das wahre Kunststück vollbringen, zwischen eigenen Ferien, von Vereinen organisierten Spielewochen und freundlichen Nachbarn die Betreuung ihrer Sprösslinge gewährleisten zu können.

lt/KIJA

Es ist in der Tat wahr, dass das Fehlen eines langen Kindergartens Südtirol „einbremst“. Insbesondere in den Dörfern, wo Betreuungsplätze noch rarer und die Angebote noch lückenhafter sind als in den Städten, sind nicht wenige Mütter, die vielleicht wieder gerne arbeiten würden, dazu gezwungen, bei ihrem Nachwuchs zu Hause zu bleiben. Das sind leider oftmals wertvolle Fachkräfte, die der heimischen Wirtschaft dann fehlen.

Auf der anderen Seite ist beim Kindergartenpersonal der Unmut groß. Unter den Erzieherinnen geht die Angst um, dass lieb gewonnene, vertraglich zugesicherte Rechte beschnitten werden. Zu Recht weisen die Kindergartengewerkschaften aber auf den bereits heute schon bestehenden Personalmangel und die kommende Pensionierungswelle hin.

APA/APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

In jedem Fall tragen der eher mäßige Gehalt und die Aussicht, in Zukunft länger arbeiten zu müssen, wenig dazu bei, die Attraktivität des Berufs zu steigern. Es handelt sich um ein ähnliches Problem wie bei den Gesundheitsangestellten. Lange Ausbildung, hohe Verantwortung, ein im Vergleich dazu geringes Entgelt und sich verschlechternde Arbeitsbedingungen dürften in Zukunft viele potenzielle Erzieherinnen abschrecken und in andere Berufssparten treiben.

Um das Ziel einer längeren Betreuung zu erreichen, zugleich aber die Attraktivität des Erzieherinnenberufs zu erhalten, könnte man den Kindergarten zwar unters Jahr in den Nachmittag hinein verlängern, die Sommermonate aber mit einem stark verbesserten Betreuungsangebot abdecken. Um wirkungsvoll zu sein, müsste diese sommerliche Betreuung der Kinder nicht nur den ganzen Arbeitstag umfassen, sondern auch in ganz Südtirol flächendeckend angeboten werden.

APA/Harald Schneider

Für Südtirol, das zu lange auf zu Hause bleibende Mütter setzte, wäre das eine Revolution. Wir müssen nicht unbedingt das Trentiner Kindergartenmodell eins zu eins übernehmen, aber es ist inzwischen bis hinauf zu den Entscheidungsträgern allen klar, dass Wischiwaschi-Lösungen unser Landl nicht mehr weiterbringen.

Von: ka

Bezirk: Bozen

Kommentare

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24 Kommentare auf "Kindergarten: Bitte keine Wischiwaschi-Lösung"


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N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 9 Tage

Leider wird immer wieder darauf verwiesen, dass mit höheren Gehältern und besseren Arbeitsbedingungen junge Menschen dazu gebracht werden könnten diese Berufe auszuüben. Sei es Sanität oder wie in dem Fall Kinder Betreuung. Leider darum, weils anscheinend nicht in die Köpfe der Verantwortlichen rein geht, dass es ganz einfach zu wenig Kräfte geben wird. Der demografische Wandel ist da, HIER JETZT UND HEUTE!
Zweite Fehleinschätzung, ich will keine zwar gut bezahlten Leute in solchen Einrichtungen, die dann nur der Bezahlung wegen da sind. Gerade bei Kindern und ansonsten demontiert wären! Geld bedeutet noch lange nicht Motivation!

krokodilstraene
krokodilstraene
Superredner
1 Monat 8 Tage

GRINS!

Paladin
Paladin
Superredner
1 Monat 8 Tage
@N.G.: Die Gründe liegen weniger im demografischen Wandel als an der sich verändernden Gesellschaft, mit anderen Prioritäten. Beim Punkt Geld hast du Recht. Gut ausgebildete Fachkräfte gehen nicht nur dahin wo es mehr Geld gibt, sondern vor allem dahin wo die Lebensqualität höher ist und das heißt immer weiter Richtung Norden. Von Italien nach Österreich oder Deutschland, von dort in die skandinavischen Länder. Wenn ich bei mehr Verdienst weniger arbeiten muss und dazu noch sehr gute Benefits erhalte, warum sollte ich dann hier bleiben? Der demografische Wandel ist sicherlich auch ein Faktor, aber nicht der ausschlaggebende. Grundsätzlich sollte man auch… Weiterlesen »
N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 8 Tage
@Paladin Leider irrst du in einem Punkt. Der demografischer Faktor bedeutet letztendlich nur , dass die Länder um die Jugend und die Fachkräfte in Zukunft werben und konkurrieren werden. Natürlich gehen sie dahin wo Work Live Balance stimmen aber das ist dann gleichbedeutend mit, wir arbeiten 8 Stunden und das nicht immer. Du weißt wovon ich rede… . Also ist niemandem geholfen wenn wir das so anbieten. Für dieses Problem, in der Sanität, in der Altenpflege, in der Kinderbetreuung gibt es leider KEINE Lösung in dem Sinne. In allen drei Sparten sehe ich ausserdem nur Menschen die sich dazu berufen… Weiterlesen »
RealistischerIdealist
RealistischerIdealist
Grünschnabel
1 Monat 7 Tage
@Paladin die bessere Frage ist doch, warum müssen beide Elternteile arbeiten gehen? Weil 1 Versienst allein heite für nichts mehr ausreichend ist! Und ich weiß nicht was ein Kindergärtner/in verdient aber keiner kann mir erzählen, dass ein Grundgehalt von 1.350€ in der Sanität gerechtfertigt ist… wenn der BBT da ist werden noch mehr nach IBK zum arbeiten fahren und vielleicht noch hier wohnen, aber ganz toll wie das Land so runtergewirtschaftet wurde und trotzdem immer noch Landesstellen von unnötigem Personal besetzt werden anstatt diese „Fachkräfte“ in die Privatwirtschaft zu entlassen! Ganz abgesehen davon wofür wir überhaupt noch die Zweisprachigkeits- und… Weiterlesen »
RealistischerIdealist
RealistischerIdealist
Grünschnabel
1 Monat 7 Tage

@Paladin 2ter Post: Und durch den demografischen Wandel wird es kaum noch besser werden! Und wofür überhaupt?: damit ein Lehrer 200-300 mehr bekommt? Obwohl er die Zweisprachigkeit in einer deutschen oder italienischen Schule nicht braucht? Aber ein Sanitätsangestellter mit 60-80€ belächelt wird

Paladin
Paladin
Superredner
1 Monat 5 Tage

@Realistischerdealist: Da musst du die Eltern fragen. Arbeiten müssen beide mitunter alleine aufgrund der Lebenserhaltungskosten. Die Frage die du dir dann allerdings auch gefallen lassen musst, warum sollen beide Eltern nicht arbeiten (dürfen?). Ich persönlich bin übrigens deiner Meinung.

Rosenrot
Rosenrot
Superredner
1 Monat 8 Tage

@Plodra: Eltern brauchen das Betreuungsangebot, weil sie arbeiten müssen. Wie soll da noch übrige Zeit zur Mitgestaltung sein? Komisch ist aber, dass in Trient die 11 Monate Öffnungszeiten des Kindergartens möglich sind, für Südtirol aber undenkbar. Kann es sein, dass wir ein zu verwöhntes Kindergartenpersonal haben? Ja, haben wir. 

Summer
Summer
Universalgelehrter
1 Monat 7 Tage

Falsch, denn wer sagt denn, dass dir Eltern arbeiten müssen, weil sie sich den Luxus des Eigenheims leisten wollen?
Bevor du das KiGa Personal unverschämt kritisierst, zeigst du mir bitte in Trient, ob durch das 11 Monat KiGa die Geburtenrate gestiegen ist. Wenn nein, braucht die Gesellschaft nicht unnötig die verwöhnten Eltern durch zusätzliche Kosten aus dem Steuertopf finanzieren.

Summer
Summer
Universalgelehrter
1 Monat 8 Tage

Ich kann die Floskeln gar nicht mehr hören, dass die Betriebe händeringend Fachkräfte suchen, was der Autor hier unbedacht nachbetet.
Vor kurzem hat eine deutsche Ökonomin das Thema klipp und klar auf den Punkt gebracht: es gibt diese händeringende Suche nach Fachkräften gar nicht, denn das lässt sich am Anstieg der Gehälter und Löhne belegen: diese steigen eben nicht, denn wenn ein Betrieb händeringend Fachkräfte sucht, dann wirbt er mit steigenden Löhnen die Fachkräfte anderer Firmen ab, bis diese selbst auch nachziehen.
Ein einfaches, Gesetz der freien Marktwirtschaft nach dem Prinzip der Preisbildung am Markt.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 8 Tage

In welcher Welt lebst du denn? Du wirst die nächsten Jahre eines Besseren belehrt werden!
In Deutschland ist das Verhältnis 1 Kind auf 6 Senioren über 65. In Südtirol 1/4.
In Deutschland, nur um die Lücken in der Arbeitsweise zu schießen, brauchts jährlich 400.000 Einwanderer.
WOVON REDEST DU? Und welchdn Ökonom zitierst du da? Nostradamus?

Summer
Summer
Universalgelehrter
1 Monat 8 Tage
N. G. Lass doch deinen billigen Abklatsch der Pseudolinken, die unter diesem inexistenten Fachkräftemangel Tür und Tor für jedwede Zuwanderung öffnen. Damit ist dem inexistenten Fachkräftemangel nicht gedient, denn diese Zuwanderer sind eben nicht die gesuchten Fachkräfte, sondern völlig unbrauchbar für den Arbeitsmarkt, weil dafür nicht mal eine Nachfrage besteht, denn es es gibt genug unausgebildete Deutsche am Markt. Dass du von Wirtschaft und selbstregulierende Prozesse am Markt Null Ahnung hast, zeigt allein schon deine Frage nach der Ökonomin: zeig mir die steigenden Löhne der Fachkräfte in Deutschland, dann wäre der Nachweis des Fachkräftemangels erbracht. Da die Löhne aber nicht… Weiterlesen »
Summer
Summer
Universalgelehrter
1 Monat 8 Tage

Die Babyboomer können gar nicht ersetzt werden, selbst wenn du den vorderen Orient leerfegst und noch 30 Millionen Zuwanderer nach Deutschland holst. Hat nämlich nur einen Effekt: dass dann ein Arbeiter nicht 6 Senioren finanzieren muss, sondern auch noch 2 arbeitslose Zuwanderer dazu. That’s it.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 7 Tage

@Summer Dir ist ein entscheidender Punkt entgangen, GRINS, ich sprach von Einwanderern. Und wenn du nur ein bißchen Nachrichten gucken würdest, anstatt in deine milchige Glaskugel zu gucken, dann wären dir die vielen Berichte mit genau meiner Ausage nicht entgangen. Den das hat nichts, aber auch gar nichts mit der jeweiligen politischen Gesinnung zu tun.

https://www.google.com/amp/s/amp.dw.com/de/deutschland-braucht-400000-migranten-pro-jahr/a-58962209

Hustinettenbaer
1 Monat 7 Tage

@Summer
Das “einfache Gesetz der freien Marktwirtschaft” – die sog. Phillips-Kur­ve – ist komplex.
Wenn ich einen Produktionsbetrieb mit knapper Personaldecke aufrechterhalten muss, wird standardisiert und automatisiert. D.h. ich brauche wenige gut bezahlte Spezialisten.
Oder ich verlagere den Betrieb in ein Niedriglohnland. Da locken auch noch Fördergelder.
Also werden sich Gewerkschaften und Mitarbeiter Lohnforderungen gut überlegen.
Nicht Jede/r kann (Familie, Kita, Schule…) oder will (Kultur, Sprache…) höheren Lohnangeboten hinterherziehen.
Aber es gibt sie: “Blaulichtnomaden…freiberufliche Notfallsanitäter, die von Wache zu Wache ziehen – manch einer kommt so auf mehr als 100.000 Euro Jahr.”

https://www.nzz.ch/wirtschaft/ein-mangel-an-facharbeitern-und-stagnierende-loehne-wieso-das-kein-widerspruch-sein-muss-ld.1509154
https://www.spiegel.de/wirtschaft/personalnot-im-rettungsdienst-die-blaulicht-nomaden-a-80112d33-05a3-4bfd-9463-6e0e207d93f7

Summer
Summer
Universalgelehrter
1 Monat 7 Tage
Hustinetten… Plumpes pseudolinkes Geschwurble, denn die Philipps-Kurve zeigt auch bestens, wann der Betrieb gerade wegen der dünner werdenden Rentabilität die Produktion einzustellen hat, weil konkurrenzfähige Produktion nicht mehr möglich ist. Und die Verlagerung der Produktion wird nach Corona und dem russischen Angriffskrieg mehr als gut überlegt, denn Niedriglohnländer sind gerade jetzt ein enormes Betriebsrisiko. Und last but not least: wenn gerade betriebliche Fachkräfte aktuell nicht entlassen werden, weil die Produktion zurückgefahren oder ausgesetzt worden ist, und sie vom Staat zur Zeit mit Sozialtransfer unterstützt werden, dann muss das Gehalt natürlich megagalaktisch sein, wenn es für die Fachkraft keinen monetären Unterschied… Weiterlesen »
N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 7 Tage

@Summer Fur dich ist doch alles was dir nicht in den Kram passt pseudo Links. Du führst Selbstgespräche!

Hustinettenbaer
1 Monat 7 Tage

@Summer
Dein Kommunikationsschema ist klar:
1. Summer-Behauptung, die meist nix mit dem Thema des Artikels (hier Dienstleistungssektor) zu tun hat. Hauptsache dem Artikel- oder Kommentarschreiber einen verpassen.
2. Gegenargument
3. Summer-Antwort: Zickzack-Rhetorik und verbale Rempeleien.

Summer
Summer
Universalgelehrter
1 Monat 6 Tage

Hustinetten…
Leider alles Scheinargumente von dir, aber das geht dir nicht durch.
Ich kritisiere das Scheinargument Fachkräftemangel, das herhalten muss, um 11 Monate KiGa zu rechtfertigen, weil dies mehr Frauen als Fachkräfte von Arbeitspause bzw. von Teil- auf Vollzeit freisetzen würde.
Und dass fies nicht stimmt, Belege ich mit dem nicht existenten Gehaltsanstieg für Fachkräfte.
Wer hier also nicht argumentieren kann, bist allein du, im Schlepptau des N. G.

Plodra
Plodra
Tratscher
1 Monat 8 Tage

Wahrscheinlich müssen auch Eltern dazu bereit sein, im Rahmen der Betreuungsangebote auf Gemeindeebene im Sommer mitzuwirken, damit diese Dienstleistung laufend verwirklicht werden kann.  

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 7 Tage

Wenn die Kleinen alt genug sind, um in den Kindergarten zu gehen, dann kann sich garantiert auch mal der Papa drum kümmern. Muss ja nicht immer die Mutter sein.
Man muss sich halt mal darüber im klaren sein, dass man für eine Familie auch was tun muss, man kann nicht alles auf die Gesellschaft abwälzen. Man kann nicht alles haben und andere dafür gerade stehen lassen.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 6 Tage

So ist es! Wer Kinder in die Welt setzt ist sich normalerweise im klaren wie die Gegebenheit sind und wird mit etwas Verstand planen wie die Versorgung des Kindes ausehen soll. Dann hat man eigentlich nur die Wahl, entwedet man steckt finanziell zurück oder man will alles, dann eben die harte Tour. Sich dann in der aktuellen Situation darüber aufzuregen weils nicht passend gemacht wird wie mans gerne hätte ist Unsinn!
Ich persönlich , “wir” haben uns für die harte Tour entschieden. Beide sofort Vollzeit und uns durch gewurschtelt. Kostet Kraft und Nerven aber wir wussten das VORHER!

LaLaLand
LaLaLand
Neuling
1 Monat 6 Tage

Jeder der sich für Kinder entscheidet,sollte sich vorher informieren,was es bedeutet Kinder zu haben. Das vorherige Leben wie gewohnt ist nicht mehr möglich. Die Einstellung mancher Eltern ,wir wollen ,wir brauchen ,wir bringen und ihr leistet ,was wir selbst nicht bereit sind zu tun. Eltern sein bedeutet,die eigenen Bedürfnisse zurück zu schrauben und nicht nur von Einrichtungen zu fordern.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 5 Tage

Dem ist nichts hinzu zu fügen. Das Vieles verbessert werden muss steht ausser Frage, die Zeiten haben sich geändert aber wer nicht imstande ist mit den aktuellen Gegebenheiten zurecht zu kommrn, muss den Kinderwunsch eben verschieben oder aufgeben wenn er/sie nicht bereit ist Abstriche zu machen. So hart es klingt.

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