Von: ka
Bozen – Die Entscheidung des Trentino, den Kindergarten auf elf Monate auszudehnen und die Nachmittagsbetreuung zu verlängern, befeuert auch hierzulande die Debatte, warum Südtirol nicht einfach nachziehen könne. Eltern, die arbeiten und Betriebe, die händeringend nach Fachkräften suchen, würden es begrüßen, wenn der Nachwuchs länger im Kindergarten bleibe, hieß es.
Besonders Väter und Mütter, die nicht auf die Mithilfe von Oma und Opa zurückgreifen können, müssen über die langen Sommermonate hinweg das wahre Kunststück vollbringen, zwischen eigenen Ferien, von Vereinen organisierten Spielewochen und freundlichen Nachbarn die Betreuung ihrer Sprösslinge gewährleisten zu können.
Es ist in der Tat wahr, dass das Fehlen eines langen Kindergartens Südtirol „einbremst“. Insbesondere in den Dörfern, wo Betreuungsplätze noch rarer und die Angebote noch lückenhafter sind als in den Städten, sind nicht wenige Mütter, die vielleicht wieder gerne arbeiten würden, dazu gezwungen, bei ihrem Nachwuchs zu Hause zu bleiben. Das sind leider oftmals wertvolle Fachkräfte, die der heimischen Wirtschaft dann fehlen.
Auf der anderen Seite ist beim Kindergartenpersonal der Unmut groß. Unter den Erzieherinnen geht die Angst um, dass lieb gewonnene, vertraglich zugesicherte Rechte beschnitten werden. Zu Recht weisen die Kindergartengewerkschaften aber auf den bereits heute schon bestehenden Personalmangel und die kommende Pensionierungswelle hin.
In jedem Fall tragen der eher mäßige Gehalt und die Aussicht, in Zukunft länger arbeiten zu müssen, wenig dazu bei, die Attraktivität des Berufs zu steigern. Es handelt sich um ein ähnliches Problem wie bei den Gesundheitsangestellten. Lange Ausbildung, hohe Verantwortung, ein im Vergleich dazu geringes Entgelt und sich verschlechternde Arbeitsbedingungen dürften in Zukunft viele potenzielle Erzieherinnen abschrecken und in andere Berufssparten treiben.
Um das Ziel einer längeren Betreuung zu erreichen, zugleich aber die Attraktivität des Erzieherinnenberufs zu erhalten, könnte man den Kindergarten zwar unters Jahr in den Nachmittag hinein verlängern, die Sommermonate aber mit einem stark verbesserten Betreuungsangebot abdecken. Um wirkungsvoll zu sein, müsste diese sommerliche Betreuung der Kinder nicht nur den ganzen Arbeitstag umfassen, sondern auch in ganz Südtirol flächendeckend angeboten werden.
Für Südtirol, das zu lange auf zu Hause bleibende Mütter setzte, wäre das eine Revolution. Wir müssen nicht unbedingt das Trentiner Kindergartenmodell eins zu eins übernehmen, aber es ist inzwischen bis hinauf zu den Entscheidungsträgern allen klar, dass Wischiwaschi-Lösungen unser Landl nicht mehr weiterbringen.