Christanell: "Müssen Jugendliche auf die richtige Bahn bringen"

Krawalle beim Krampusumzug in Naturns? – Was wirklich geschah

Donnerstag, 07. Dezember 2023 | 19:36 Uhr

Naturns – Süd-Tiroler Freiheit und Freiheitliche schlagen Alarm. Der Krampuslauf in Naturns soll von „ausländischen Randalierern“ gestürmt worden sein, ist in entsprechenden Presseaussendungen zu lesen. Demnach hätten rund 30 Jugendliche und junge Erwachsene die Veranstaltung gezielt aufgesucht und seien dort auch gewalttätig geworden. Auch ein Dorfpolizist soll von der Gruppe angegangen worden sein. Bürgermeister Zeno Christanell will die Geschehnisse nicht verharmlosen, allerdings in den richtigen Rahmen stellen.

„Der Krampusumzug war auch in diesem Jahr hervorragend organisiert und wurde von vielen Hunderten Schaulustigen aufgesucht“, erklärt Christanell im Gespräch mit Südtirol News. Es sei eine tolle Veranstaltung gewesen. Tatsächlich sei aber eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Meraner Raum aufgetaucht, die bereits wegen anderer Vorkommnisse bekannt ist und offensichtlich auf Radau aus war.

„Doch die Krampusse und auch die Ortspolizei haben hervorragend reagiert, um die Situation im Griff zu behalten“, erklärt Christanell. Angesichts der Anzahl der anwesenden Besucher habe es sich um eine realtiv kleine Gruppe gehandelt. Außerdem gehöre es zu einem Krampuslauf dazu, dass die Krampusse „gefuchst“ werden.

Christanell: „Müssen Jugendliche auf die richtige Bahn bringen“

Bürgermeister Christanell ist es wichtig, die Sache einzuordnen und nicht politisch zu instrumentalisieren. Die betreffenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Burggrafenamt sprechen teilweise Deutsch. „Sie sind zum Teil Kinder von Einwandererfamilien, allerdings sind sie bereits italienische Staatsbürger. Wer hier nach Abschiebung ruft, macht falsche Versprechen.“ Das sei schlicht und einfach nicht möglich, erklärt Christanell gegenüber Südtirol News.

Vielmehr müsse man schauen, warum die Jugendlichen unzufrieden sind und nach Krawallen dürsten und wie man sie wieder auf die richtige Bahn lotst. Dazu gebe es mit den entsprechenden Stellen Gespräche. Auch die Ordnungshüter seien involviert. Schon kommende Woche werde es ein Treffen mit der Polizei und den Carabinieri geben.

Der Naturnser Bürgermeister betont gleichzeitig, dass man auch im kommenden Jahr einen Krampusumzug in Naturns abhalten werde. Dabei soll geschaut werden, die Veranstaltung mit noch mehr Ordnungshütern abzusichern. Christanell glaubt auch nicht, dass die Jugendlichen gezielt die Südtiroler Traditionen torpedieren wollten. „Es geht denen einfach darum, Radau zu machen. Es hätte genauso gut ein Maturaball oder eine andere Veranstaltung als Aufhänger dienen können“, so der erste Bürger von Naturns.

Krampuschef sagt, was danach geschah

Auch der Präsident der Naturnser Krampusse, Martin Huber, bestätigt gegenüber Südtirol News die Vorfälle. So seien die Krampusse mit Eisblöcken beworfen oder von hinten an den Hörnern zu Boden gerissen worden. Auch italienische Schimpfwörter seien gefallen.

Allerdings sieht der Krampus-Chef das Ganze weniger tragisch. „Einige von uns haben so reagiert, wie ‚Tuifl‘ es eben tun: Es hat mit der Rute zwei, drei zu den Hachsen gegeben“, erklärt Huber. Im Großen und Ganzen hätten sich die Krampusse aber zurückgezogen und den Ordnungshütern das Feld überlassen. Diese hätten dann für Sicherheit gesorgt.

Nach dem Umzug kam es darauf noch zu einem zweiten Zwischenfall. Einem Naturnser ist von einem auswärtigen Besucher ein Zahn ausgeschlagen worden. „Das hatte aber nichts mehr mit dem Krampus-Umzug zu tun“, betont Huber. Vielmehr habe es sich um eine „einfache Schlägerei“ zwischen zwei Bürgern gehandelt. Auch in diesem Fall seien die Ordnungshüter eingeschritten.

Die Süd-Tiroler Freiheit verurteilte die Vorkommnisse unterdessen. „Ein derart unverschämtes und respektloses Verhalten gegenüber unseren Bräuchen und unserer einheimischen Bevölkerung darf nicht toleriert werden. Diese Personen müssen umgehend zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden“, poltert der Landtagsabgeordnete Sven Knoll. Auch die Freiheitlichen forderten eine sofortige, transparente Aufklärung der Vorkommnisse sowie die rasche Ahndung und konsequente Strafverfolgung der Täter.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt