Von: mk
Bozen/Sulden/Wien – Nach der Lawinentragödie im Ortlergebiet, bei der am vergangenen Wochenende fünf Bergsteiger aus Bayern ums Leben kamen, laufen die Ermittlungen der Finanzpolizei weiter auf Hochtouren. Wie berichtet, hat die Bozner Staatsanwaltschaft eine Untersuchung in die Wege geleitet. Für heutigen Donnerstag ist ein Hubschrauber-Überflug angesetzt, um zusätzliche fotografische Beweise an der Unglücksstelle zu sichern.
Parallel zur juristischen Aufarbeitung analysiert der bekannte österreichische Alpinist Lukas Wörle die Hintergründe der Katastrophe in einem Interview mit dem “Standard”. Der Tiroler, der die Route an der Vertainspitze gut kennt, bezeichnet die Wand als “sehr schwer einschätzbar”. Die Route erfordere viel Erfahrung.
Die Tücken des Hängegletschers
Beim Weg auf die Vertainspitze handelt es sich laut Wörle um eine “echte Steileistour”, die wunderschön sei und über einen Hängegletscher führe. Obwohl der Herbst allgemein als die ideale Saison für diesen Aufstieg gilt und Wörle die Route selbst als “objektiv sicher” einstuft, betonte er die extremen Schwierigkeiten bei der Gefahrenbeurteilung.
Das Kernproblem: “Da der obere Teil von unten nicht sichtbar ist, ist die Einschätzung der Bedingungen sehr komplex.” Eine fatale Fehleinschätzung im Herbst sei möglich, wenn unten kein Schnee liege, aber die Gipfelregion bereits 80 Zentimeter gefährlichen Triebschnee aufweise.
Schwachschichten und verheerende Lawinen
Wörle wies darauf hin, dass Lawinen dieser Art meist durch schwache Schichten in der Schneedecke ausgelöst werden. “Es ist möglich, dass man einen Fuß in den Schnee setzt und eine Lawine 200 Meter über sich auslöst”, erklärte der Experte.
Das größte Risiko liege in der Topografie der Wand selbst: “Das Problem ist, dass, wenn von dort oben eine Lawine abgeht, sie die gesamte Wand mitreißt.”
Als wichtigste Präventionsmaßnahme empfiehlt der Alpinist, in den Tagen vor dem geplanten Aufstieg die Verhältnisse auf den umliegenden Hochgebirgen detailliert zu erkunden, um die Gefahren richtig abwägen zu können.




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