"Ausrbecherkönig" wieder hinter Gittern

Max Leitner bleibt in Haft

Dienstag, 28. September 2021 | 11:58 Uhr

Bozen – Die Anhörung vor dem Haftprüfungsrichter hat per Videokonferenz stattgefunden und nur wenige Minuten gedauert. Anwalt Angelo Polo hatte die Aufhebung der U-Haft für Max Leitner beantragt. Das Gericht hat den Antrag abgeschmettert, berichtet Alto Adige online

Für “Ausbrecherkönig” Max Leitner hatten in der Nacht auf den 17. September erneut die Handschellen geklickt. In seinem Fahrzeug wurden mehrere Waffen entdeckt. Darunter befanden sich ein Gewehr und eine Pistole. Leitner wurde mit einem 59-jährigen obdachlosen Österreicher festgenommen.

Eine Prostituierte hatte die Polizei alarmiert, nachdem gegen 2.15 Uhr in der Früh zwei Schüsse auf ihren Wagen abgegeben worden waren.

Verletzt wurde durch die Schüsse niemand, da sich die Frau im Pkw eines Freiers befunden hatte. Anhand der Beschreibung konnte die Polizei einige Zeit später einen grauen Wagen des Typs Mazda Cx-5 stoppen, der sich immer noch in der Gegend aufhielt. Dabei wurden die Waffen sichergestellt. Die Prostituierte belastete den 63-Jährigen aus Elvas mit ihrer Aussage, bewusst auf sie geschossen zu haben.

Zwischen Leitner und der 37-jährigen Prostituierten soll sich die Fehde bereits seit einem Jahr hingezogen haben. Die Prostituierte hatte ihn in der Vergangenheit bereits wegen Bedrohung angezeigt. Leitner soll sich in eine Afrikanerin verliebt haben, die sich ebenfalls prosituiert, und für die er die Siemensstraße als Revier eingefordert haben soll. Die 37-Jährige habe sich ihrer eigenen Aussage zufolge aber nicht vertreiben lassen. Leitner soll wegen seiner Verbindung zur Afrikanerin in der Vergangenheit sogar von deren Landsmännern verprügelt worden sein.

Über den 59-jährigen Österreicher Hans Schörghofer, der sich zusammen mit Leitner im Wagen befunden hatte, wurde ein Aufenthaltsverbot für Südtirol verhängt. Ob Leitner tatsächlich die Schüsse abgegeben hatte, war noch Gegenstand ballistischer Untersuchungen. Beiden wird illegaler Waffenbesitz und Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen. Bei der Festnahme soll der Österreicher einen Polizisten leicht verletzt haben.

Max Leitner hatte 26 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht, zwei weitere im Hausarrest. Er war fünfmal aus dem Gefängnis ausgebrochen, konnte aber immer wieder aufgegriffen werden. Zur Zeit der Festnahme war er ein freier Mann.

Seinem Ruf als “Ausbrecherkönig” war Leitner in der Vergangenheit mehr als gerecht geworden: Im August 1990 versuchte er in der Nähe der Ausfahrt Innsbruck-Süd der Brennerautobahn mit Komplizen, einen mit 90 Millionen Schilling beladenen Geldtransporter zu überfallen. Der Coup wurde allerdings durch eine Spezialeinheit der Gendarmerie vereitelt, Leitner nach einem Schusswechsel gestellt und schließlich von einem Geschworenengericht zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Wenige Tage später gelang ihm die Flucht. Die Haftbedingungen in Österreich bezeichnete er als “mittelalterlich”.

Seine Haft setzte Leitner in Bozen fort, wo er sich laut Angaben der Gefängniswärter “vorbildlich” verhielt – bis er sich eines Tages mit Leintüchern abseilte und das Weite suchte. Im Mai 1993 wurde er – vorübergehend – wieder gefasst. Während eines Hafturlaubs kehrte Leitner 2002 jedoch ins Hochsicherheitsgefängnis in Padua nicht mehr zurück. Nach dem Banküberfall 2003 wurde er nach einer tagelangen, aufsehenerregenden Flucht von einem Großaufgebot der Carabinieri in einem Maisfeld bei Bruneck geschnappt. Er wurde verurteilt und in das Gefängnis nach Bergamo gebracht – auch damals nur vorübergehend. Eine Flucht im Dezember 2004 nahm mit einer Verhaftung in Marokko ein jähes Ende. Im Oktober 2011 kehrte er dann von einem Freigang nicht mehr ins Gefängnis von Asti im Piemont zurück. Im Dezember desselben Jahres wurde er schließlich erneut geschnappt.

Von: mk

Bezirk: Bozen