Von: ka
Kiew – Ein OP-Saal in der ukrainischen Hauptstadt Kiew war Schauplatz einer Operation, die einen Meilenstein der Medizin darstellt. In Zusammenarbeit mit zwei Sprengstoffexperten, die den Sprengkörper vorher entschärft hatten, gelang es einem Ärzteteam aus der Brust eines 28-jährigen ukrainischen Soldaten eine nicht explodierte Granate zu entfernen. „Diese Operation wird in die Medizingeschichte eingehen“, so der Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Herashchenko.
Ein junger ukrainischer Soldat wurde vor einigen Tagen im Kampfeinsatz schwer verletzt. Im Einsatz an vorderster Front wurde der 28-Jährige von einer von einem Unterlauf-Granatwerfer abgeschossenen Granate in der Brust getroffen. Zum großen Glück des jungen Ukrainers explodierte die wenige Zentimeter große Granate sowjetischer Bauart, die von einem unter dem Gewehr befestigten Granatwerfer abgeschossen worden war, nicht. Der intakt gebliebene Sprengkörper blieb in der Brust unterhalb des Herzens stecken.
Der schwer verletzte Soldat wurde noch an der Front erstversorgt und in das Militärkrankenhaus von Kiew gebracht. Das Geschoss aus der Brust des 28-Jährigen zu entfernen, erwies sich sowohl als komplizierte als auch überaus gefährliche Operation. Wie im Bild der Röntgenaufnahme, die von der stellvertretenden Verteidigungsministerin der Ukraine, Hanna Maliar, in den sozialen Medien geteilt wurde, zu sehen ist, befand sich die Granate mitten im Brustkorb unter dem Herzen.
Um eine sichere Durchführung der Operation zu gewährleisten, wurde die Granate zunächst von zwei Bombenentschärfungsexperten neutralisiert. Im Beisein der beiden Sprengstoffentschärfer schritt anschließend ein Team von Militärärzten zur Tat. Wie Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministers, berichtet, schreibt dieser Eingriff Medizingeschichte.
Hanna Maliar fügt hinzu, dass der Eingriff ohne das Verfahren der Elektrokoagulation durchgeführt wurde. Da „die Granate jederzeit hätte explodieren können“, so Hanna Maliar, wurde auf diese sonst bei Operationen übliche Methode zur Blutstillung verzichtet. Die stellvertretende Verteidigungsministerin postete auch ein Foto eines Chirurgen, der nach der Operation die Granate betrachtete.
Der Soldat, dessen Name nicht bekannt gegeben wurde, soll sich laut der Sprecherin des Kommandeurs der medizinischen Kräfte der ukrainischen Armee, Jewgenija Sliwko, bereits in der Rehabilitations- und Erholungsphase befinden. „Unsere Ärzte haben einen solchen Eingriff noch nie durchgeführt. Ich kann mich nur an einen ähnlichen Fall während des Afghanistankrieges erinnern. Der Patient, von dem ich nur berichten kann, dass er im Jahr 1994 geboren wurde, beginnt nun seine Rehabilitation. Sein Zustand ist stabil. Ich denke, diese Operation wird in den medizinischen Lehrbüchern landen“, teilt Anton Herashchenko mit.
Der gefährliche Eingriff erregte weltweit viel Aufmerksamkeit. Unter dem Eintrag der stellvertretenden Verteidigungsministerin posteten viele Nutzer Genesungswünsche für den Soldaten, der großes Glück im Unglück hatte, und Beiträge, die für den Einsatz und das Können der Ärzte und der Sprengstoffentschärfer voll des Lobes sind.