Zahl der Vermissten angestiegen

Mehr als 160 Vermisste bei Flutkatastrophe in Texas

Mittwoch, 09. Juli 2025 | 15:54 Uhr

Von: APA/AFP

Nach der verheerenden Flutkatastrophe im US-Bundesstaat Texas suchen die Rettungskräfte nach einer immer größeren Zahl von Vermissten: Allein im am schlimmsten betroffenen Landkreis Kerr verzeichneten die Behörden bis Dienstag 161 Vermisstenfälle, wie der texanische Gouverneur Greg Abbott mitteilte. Die Zahl der bestätigten Todesopfer liegt inzwischen bei 109. Neue Regenfälle erschwerten die Suche, im benachbarten New Mexiko gab es eine weitere Sturzflut.

Die Zahl der Vermissten basiere auf Vermisstenmeldungen durch Freunde, Verwandte und Nachbarn, sagte Abbott bei einer Pressekonferenz. “Sehr wahrscheinlich” werde die Zahl noch weiter steigen.

Sommerlager überschwemmt

In Texas war in der Nacht auf Freitag nach heftigen Regenfällen der Wasserstand des Flusses Guadalupe meterhoch angestiegen. In der beliebten Ferienregion hatten am Nationalfeiertags-Wochenende viele Menschen am Flussufer gecampt. Überschwemmt wurde auch ein christliches Sommerlager, in dem sich zum Zeitpunkt der Flut rund 750 Mädchen aufhielten. Viele wurden im Schlaf vom Hochwasser überrascht.

Unter den 94 bestätigten Todesopfern in Kerr sind mindestens 27 Teilnehmerinnen und Betreuer aus dem Camp Mystic. Fünf Mädchen und ein Betreuer wurden am Dienstagabend noch vermisst, wie Abbott sagte.

Suchtrupps kommen nur langsam voran

Die Suchteams sind weiter mit Hubschraubern, Drohnen und Spürhunden im Flutgebiet unterwegs, kommen in Wasser, Schlamm und Trümmern aber nur langsam voran. Die großen Trümmerhaufen seien “sehr hinderlich” und es sei “sehr gefährlich, tief in diese Haufen vorzudringen”, sagte Ben Baker von der texanischen Jagdaufsicht. “Es ist sehr tückisch und zeitaufwendig.”

Auch viele Freiwillige sind an der Suche beteiligt. Die 48-jährige Angélica Torres sucht in Hunt in der Nähe des Sommerlagers seit Samstag nach ihrer 68-jährigen Mutter. “Ich wünschte, sie wäre noch am Leben, aber wir haben alle Hoffnung verloren”, sagte Torres. Die Leiche seines Großvaters und zwei tote Kinder hat ihr Sohn Javier selbst aus dem Schlamm gezogen.

Neue Flutwarnungen vorausgesagt

Der Nationale Wetterdienst (NSW) gab unterdessen eine neue Flutwarnung heraus, diesmal für den benachbarten Bundesstaat New Mexico. Betroffen war die Kleinstadt Ruidoso etwa 300 Kilometer südlich von Albuquerque. Die Meteorologen warnten vor einem Anstieg des Wasserstands im Rio Ruidoso um mehr als sechs Meter. Nach Angaben der Behörden waren mehrere Menschen durch das plötzliche Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten, zahlreiche Häuser wurden beschädigt.

Präsident Donald Trump will am Freitag zusammen mit seiner Frau Melania das Katastrophengebiet besuchen. Die US-Regierung habe “von überall her” Hubschrauber nach Texas geschickt, sagte Trump am Dienstag. Die Piloten seien “echte Profis” und hätten schon “viele Menschen” gerettet.

Trump wird für Klimakürzungen kritisiert

Die Kritik an Trumps Kürzungen beim Wetterdienst und der US-Klimaschutzbehörde NOAA reißt unterdessen nicht ab. Der Experte Shel Winkley von der Forschungsgruppe Climate Central führt das Ausmaß der Katastrophe unter anderem auf die lange Trockenheit vor dem Starkregen zurück. “Dieser Teil von Texas, insbesondere das Flutgebiet im Landkreis Kerr, war von einer schweren und außergewöhnlichen Dürre betroffen”, sagte Winkley. Auch die Temperaturen seien schon seit Mai überdurchschnittlich hoch. Die Folge: Die ausgetrockneten Böden konnten die enormen Wassermassen nicht aufnehmen.

Der Sprecher der Forschungsgruppe, Tom Di Liberto, sagte, der Personalmangel beim Nationalen Wetterdienst habe definitiv zu der Katastrophe beigetragen. Das Fachwissen von Meteorologen sei nicht zu ersetzen, sagte Di Liberto. Forschenden zufolge führt der Klimawandel dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen häufiger und heftiger werden.

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