Von: apa
Personen mit niedrigem Einkommen sind während einer Hitzewelle eher stark belastet als jene mit hohem Haushaltseinkommen. Unter-30-Jährige und Frauen mit geringem Einkommen leiden am meisten unter hohen Temperaturen. Das zeigte eine Sonderauswertung der Daten des “Mikrozensus Umwelt” 2023 der Statistik Austria nach Einkommensgruppen im Auftrag der Wiener Arbeiterkammer (AK). Die AK forderte bei einem Pressegespräch am Dienstag soziale Gerechtigkeit beim Klimaschutz.
Im Rahmen der Erhebung wurden über 8.000 Personen nach ihrer subjektiven Wahrnehmung zur körperlichen Belastung durch Hitze befragt. Im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2019 ist der Anteil der Menschen, die eine sehr starke Beeinträchtigung durch Hitze verspüren, von rund 13 auf rund 18 Prozent gestiegen. Unter Menschen, die über ein niedriges Einkommen verfügen, waren 51 Prozent sehr stark oder eher stark von hohen Temperaturen belastet. Bei Personen mit mittlerem Einkommen sank dieser Prozentsatz auf 46 Prozent, bei Menschen mit hohem Einkommen auf 42,3 Prozent.
Junge und Frauen leiden mehr unter Hitze
Die subjektive Belastung während einer Hitzewelle ist aber auch je nach Geschlecht, Alter und Wohnsituation unterschiedlich hoch. Betrachtet man das Alter, klagten Befragte unter 30 Jahren in allen Einkommensschichten am stärksten über Strapazen durch hohe Temperaturen. Knapp 62 Prozent der Personen unter 30 Jahren mit niedrigem Haushaltseinkommen fühlten sich sehr stark oder eher stark belastet. Damit lagen sie etwa elf Prozentpunkte über dem Durchschnitt dieser Einkommensgruppe (51 Prozent). Mit dem Alter nahm die gefühlte Belastung ab. Unter den Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen über Jahren gaben nur 45,6 Prozent an, sehr stark oder stark beeinträchtigt zu sein.
Alexandra Wegscheider-Pichler, Studienautorin bei der Statistik Austria, betonte am Dienstag, dass es sich bei der Erhebung um die subjektive Wahrnehmung der Belastung handle, nicht um die Gefährdung durch hohe Temperaturen. Man könne also nicht sagen, dass Ältere keine Probleme mit Hitze haben. “Generell zeigen die Daten, dass jüngere Personen etwas häufiger in dicht besiedelten Gebieten leben als ältere Personen, das erklärt aber nur einen Teil der höheren gemeldeten Hitzebelastung bei Jüngeren.”
Unterschiede bei der wahrgenommenen Belastung gab es auch nach Geschlecht: Frauen aller Einkommensgruppen gaben eine stärkere Belastung durch die hohen Temperaturen an als Männer. Am stärksten fühlten sich mit 54,5 Prozent Frauen mit niedrigem Einkommen belastet, bei Männern waren es in dieser Einkommensgruppe 45,4 Prozent. Mit steigendem Haushaltseinkommen nahm die Belastung sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern signifikant ab.
Unterschiede nach Wohnsituation
Ebenfalls eine Rolle bei der gefühlten Hitzebelastung spielt die Wohnsituation: Wer in einem Einfamilienhaus im Grünen wohnt, leidet tendenziell weniger unter hohen Temperaturen als Menschen, die in Mehrparteienhäusern in der Stadt leben. Je mehr Wohneinheiten ein Gebäude hat, desto stärker die wahrgenommene Last. In Häusern mit 20 oder mehr Wohnungen fühlen sich Personen mit mittlerem Einkommen mit 62,6 Prozent am meisten belastet. In allen anderen Gebäudearten sind Menschen mit geringem Haushaltseinkommen am stärksten betroffen. Zudem melden Personen in Mietwohnungen eine signifikant überdurchschnittliche Belastung durch Hitze: Unter ihnen sind es je nach Einkommen 52,2 bis 55,5 Prozent. Unter Besitzerinnen und Besitzern von Eigentumswohnungen gaben das nur 40 Prozent an.
Auch mit der Größe der Gemeinde steigt die Hitzebelastung. In Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern sagten 56,4 Prozent der Befragten mit niedrigem Einkommen, dass sie sehr bzw. eher stark belastet sind. Bei jenen mit hohem Einkommen betrug der Anteil nur 35 Prozent. In Wien – die Stadt wurde gesondert ausgewiesen – war die Belastung in allen Einkommensgruppen gleich hoch, in kleinen Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gleich niedrig.
AK fordert Maßnahmen
Die psychische und physische Belastung durch Hitze werde zu einem zunehmenden Problem für die Bevölkerung, sagte Matthias Schnetzer, Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik der AK Wien, am Dienstag. “Hier beginnt die Ungleichheitsdebatte. Denn nicht alle Menschen verursachen die Klimakrise im gleichen Ausmaß. Und auch nicht alle Menschen sind im gleichen Ausmaß von den Folgen der Klimakrise betroffen.”
Weil Menschen mit niedrigerem Einkommen besonders von Hitzewellen belastet seien, Personen mit den höchsten Einkommen aber mehr Treibhausgase verursachen, forderte die AK Wien soziale Gerechtigkeit beim Klimaschutz. Es brauche öffentliche Investitionen für den Aus- und Umbau klimafreundlicher Infrastruktur, sozial ausgewogene politische Maßnahmen wie eine “sozial gerechte CO2-Bepreisung”, sowie Schutz von Arbeitnehmern bei Extremwetter. Zudem forderte die AK Wien einen Beitrag der Reichsten zur Finanzierung.
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