Was ist der Preis für unsere Erdbeeren?

Missbrauchte Erntesklavinnen Europas

Dienstag, 06. November 2018 | 07:14 Uhr

Sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und Beleidigungen gehören zum Alltag vieler Erntehelferinnen in Europa. Sie werden für ihre harte Arbeit auf Obst- und Gemüse-Plantagen nicht nur schlecht bezahlt, sondern auch sexuell missbraucht. Die für die Übergriffe und Taten Verantwortlichen kommen in den allermeisten Fällen ungeschoren davon.

Die betroffenen Frauen reden nicht, weil ihnen damit gedroht wird, dass sie umgebracht werden. Sie haben Angst und so melden sie den Behörden die Vorfälle nicht. Die Behörden schauen auch gezielt weg und stellen sich im Streitfall auf die Seite der Arbeitgeber und nicht der versklavten Frauen. Gerade aus diesem Grund würde es unabhängige Behörden und Gerichte brauchen.

Viele Vorarbeiter vergewaltigen marokkanische und rumänische Erntehelferinnen auf Erdbeer-, Himbeerplantagen und Tomatenfeldern in Spanien. Zur Anzeige kommt es in den wenigsten Fällen. Ohne eine Spermaprobe ist es schwer, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, auch wenn die betroffenen Frauen erhebliche Verletzungen aufweisen, die auf Vergewaltigungen zurückzuführen sind. Sexuelle Gewalt auf den Plantagen ist “kein Problem”, sie geschieht tagtäglich. Etliche Frauen haben Angst davor, ihre Arbeit zu verlieren. Sie werden versklavt, dürfen keine Pause machen und oft tageweise trotz Temperaturen von 40 Grad Celsius nicht duschen.

Rund 80 Prozent der Erdbeeren, die in Deutschland verkauft werden, kommen aus Andalusien. Frauen ernten sie. Das Global Gap Zertifikat soll bestätigen, dass das Produkt sicher und nachhaltig ist. Was mit den Frauen geschieht, interessiert keinen.

Unter den Frauen gibt es auch Aufpasserinnen, die dem Chef alles melden. So trauen sich die Erntehelferinnen auch selten, anderen Frauen von ihren furchtbaren Erlebnissen zu erzählen.

Viele der marokkanische Erntehelferinnen sind nach Spanien gereist, um Geld zu verdienen und ihre Familie zu Hause finanziell zu unterstützen. Doch am Ende gibt es nur Leid und sechs Euro pro Tag für harte Knochenarbeit. Die Frauen würden hinter vorgehaltener Frau keiner marokkanischen Frau dazu raten, ihr Land zu verlassen, um Geld in Spanien zu verdienen. Die Realität auf den Obst- und Gemüsefeldern ist grausam und unerbittlich.

Die Erntehelferinnen versuchen den Annäherungen ihrer Vorgesetzten auszuweichen, doch meistens hilft all dies nicht. Die betreffenden Männer jagen die Frauen wie Tiere. Widerstand ist zwecklos. Die meisten Verantwortlichen auf den Feldern sind auch Gewerkschaftsmitglieder und werden von der Gewerkschaft “im Ernstfall” geschützt, kommen trotz ihrer Schandtaten ungeschoren davon.

Da stellen sich folgende Frage: Wo ist die Macht der Konsumenten? Machen nicht auch wir uns schuldig, wenn wir diese Waren kaufen? Können wir seelenruhig in die Erdbeeren, Himbeeren und Kirschtomaten beißen, wohlwissend, was mit den Frauen auf den Plantagen tagtäglich geschieht?

Für nähere Infos ein Podcast:

https://www.podcast.de/episode/389671206/Missbrauch+auf+Obstplantagen+-+Die+Erntesklavinnen+Europas/

 

Von: bba