Von: Ivd
Vidor – Über ein Jahr nach dem tragischen Tod ihres Sohnes wenden sich die Eltern von Alex Marangon selbst an die Justiz. Der 25-Jährige war Ende Juni 2024 nach einem spirituellen Reinigungsritual in der alten Abtei Santa Bona in der Provinz Treviso tot aufgefunden worden. Nun wollen Luca und Sabrina Marangon nicht länger auf Antworten warten und kündigen eine eigene Strafanzeige und eine zivilrechtliche Schadenersatzforderung an.
Alex hatte an einem zweitägigen Treffen teilgenommen, das sich an der südamerikanischen Tradition schamanischer Zeremonien orientierte. In der Nacht vom 29. auf den 30. Juni verschwand er spurlos. Zwei Tage später wurde seine Leiche acht Kilometer flussabwärts im Piave gefunden.
Rätselhafte Substanzen
Die toxikologischen Gutachten deuteten auf Kokain und Ayahuasca hin, ein psychoaktives Getränk aus der Liane der Banisteriopsis-caapi-Pflanze, das den Wirkstoff DMT enthält und in traditionellen südamerikanischen schamanischen Praktiken verwendet wird. Ob Marangon beide Substanzen freiwillig eingenommen hat, bleibt unklar. Die Familie äußert Zweifel: Laut seiner Mutter habe Alex Kokain immer abgelehnt. Die Rückstände könnten auch von Koka-Blättern stammen, die dem Ayahuasca beigemischt waren.
Laut dem Familienanwalt Stefano Tigani gebe es keine Hinweise darauf, dass Alex suizidgefährdet war. Sein persönliches Tagebuch enthalte keine Hinweise auf depressive Gedanken oder eine seelische Krise. Im Gegenteil: Er sei neugierig und voller Vorfreude zu der Veranstaltung gereist.
Möglicher Wendepunkt in Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft in Treviso hatte unmittelbar nach dem Fund der Leiche ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Nun prüft der zuständige Staatsanwalt, ob der Tatbestand erweitert oder konkretisiert werden muss. Die Anzeige der Eltern richtet sich zunächst gegen Unbekannt, doch es gilt als wahrscheinlich, dass bald konkrete Personen als Beschuldigte geführt werden.
Bestürzung in Südtirol
Auch in Südtirol hatte der tragische Tod große Bestürzung ausgelöst: Über mehrere Jahre arbeitete der noch junge Mann als Barkeeper im beliebten Ausflugslokal „Gretl am See“ in Kaltern. Kollegen beschrieben ihn als lebensfroh und hilfsbereit und bei Mitarbeitern und Gästen gleichermaßen beliebt. Für viele in der Gegend war die Nachricht von seinem Tod ein großer Schock.
Für die Eltern steht fest: Es kann nicht sein, dass ihr Sohn unter solchen Umständen starb und niemand Verantwortung übernehmen will. Ihre Anzeige ist auch ein Versuch, die Umstände jener Nacht endlich umfassend aufzuklären. Sie fordern das, was bisher ausgeblieben ist: eine klare Antwort auf die Frage, was in jener Nacht wirklich geschah.
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