Von: Ivd
Meran – Stillen ist das Natürlichste der Welt – könnte man meinen. Doch für viele Mütter bleibt das öffentliche Stillen eine Herausforderung. Sie berichten von schiefen Blicken und unfreundlichen Kommentaren. Diese gesellschaftlichen Vorbehalte verunsichern sie und zwingen sie dazu, sich für etwas völlig Normales und Notwendiges zu rechtfertigen. Eine internationale Studie zeigt nun, wie tief dieses Problem verwurzelt ist.
Gesellschaftlicher Druck macht Müttern das Leben schwer
Eine groß angelegte Studie, die über 5.500 Mütter in 13 europäischen Ländern befragte, bestätigt, was viele Frauen bereits aus erster Hand wissen: Öffentliche Stillen ist oft mit Unbehagen verbunden. Ganze 39 Prozent der befragten Mütter gaben an, sich dabei unwohl zu fühlen. Fast die Hälfte hat sogar direkte Anfeindungen erlebt.
Johanna, eine junge Mutter aus Meran, musste sich erst an das öffentliche Stillen gewöhnen: „Anfangs fühlte ich mich komisch und fragte mich: ‚Das ist jetzt nicht normal. Soll ich mich verstecken? Soll ich woanders hingehen?‘“ Die „mir doch egal“-Haltung musste sie sich erst angewöhnen, doch der Weg dorthin war kein einfacher.
Mut zur Normalität
Stillberaterin Kathrin Kuppelwieser kennt die Unsicherheiten, mit denen Mütter zu kämpfen haben. Sie findet diese gesellschaftliche Zurückhaltung absurd und ermutigt Frauen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Auch Julia Zöschg aus Lana geht offen mit dem Thema um: „Ich frage immer noch in neuen Situationen oder bei neuen Menschen, ob es in Ordnung ist, wenn ich stille. Aber eigentlich müsste ich mich gar nicht schuldig fühlen. Es ist etwas Natürliches, völlig Normales.“
Gütesiegel für stillfreundliche Orte
Während einige Mütter sich noch mit den gesellschaftlichen Erwartungen auseinandersetzen, gibt es in Österreich bereits ein Gütesiegel für Orte, die besonders stillfreundlich sind. Kathrin Kuppelwieser sieht dies als Schritt in die richtige Richtung, betont jedoch, dass Stillen überall selbstverständlich sein sollte und nicht nur an „zertifizierten“ Orten.
Mit guten Beispiel voran
Karin Planker, ebenfalls Stillberaterin und Kinderkrankenpflegerin, ermutigt Mütter, sich nicht ins stille Kämmerlein zurückzuziehen. „Es wäre wichtig, wenn viele Frauen den Mut hätten, in der Öffentlichkeit zu stillen, weil das ein gutes Vorbild abgibt und dazu beiträgt, dass das in der Gesellschaft etwas ganz Normales wird“, erklärt sie.
Das Stillen in der Öffentlichkeit bleibt ein Thema, das nicht nur individuelle Entscheidungen, sondern auch gesellschaftliche Diskussionen berührt. Doch mit Mut, Unterstützung und dem nötigen Selbstbewusstsein können Mütter dazu beitragen, das Stillen im öffentlichen Raum als das zu etablieren, was es ist: ein natürlicher und wichtiger Teil des Lebens. ORF Südtirol Heute hat sich mit dem Thema befasst. Schaut rein!
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