Auch in Südtirol kommt es immer wieder zu Zwischenfällen

Mutterkühe sind keine Kuscheltiere

Donnerstag, 11. Mai 2017 | 12:00 Uhr

Bozen – Nach einer tödlichen Kuh-Attacke in Nordtirol muss sich der Bauer nun dafür vor Gericht verantworten. Auch auf Südtirols Almen ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Zwischenfällen mit Weidevieh gekommen – wenn auch nicht tödlichen. Laut dem Bergbauernvertreter im Landesbauernrat, Oswald Schwarz, braucht es unbedingt mehr Aufklärung, berichtet das Tagblatt Dolomiten

Die Hinterbliebenen jener deutschen Urlauberin, die im Juli 2014 mit ihrem Hund auf einem Wanderweg im Stubaital von einer Kuhherde zu Tode getrampelt worden ist, fordern 360.000 Euro an Schadenersatz. Die Angehörigen werfen dem Bauern unterlassene Sorgfaltspflicht vor. Der Landwirt erklärte vor Gericht, Warnschilder mit der Aufschrift „Achtung Weidevieh! Halten Sie unbedingt Distanz, Mutterkühe schützen ihre Kälber – Betreten und Mitführen von Hunden nur auf eigene Gefahr!“ angebracht zu haben.

In Südtirol hält man von Schildern wenig. Doch auch bei uns täte Aufklärung zum richtigen Verhalten auf der Alm Not, ist Schwarz überzeugt – vor allem in Anbetracht der auch hierzulande steigenden Alpung von Mutterkühen und ihren Kälbern.

Immer mehr Wanderer seien auch in Südtirol auf den Almen unterwegs, dadurch steige auch das Risiko, erklärt Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler laut „Dolomiten“. „Das Vieh ist und bleibt unberechenbar.“ Besonders Mutterkühe mit Kälbern hätten einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Falls man einen Hund dabei hat, verschärfe sich die Situation weiter.

Einen Fall, wie er nun in Innsbruck vor Gericht ausgefochten wird, hat es in Südtirol noch nicht gegeben. Laut Tiefenthaler werde die Haftung „leider zur Gänze auf den Tierbesitzer abgeschoben“. Seiner Ansicht nach müsse auch die Eigenverantwortung der Wanderer mit einbezogen werden.“

In dieselbe Kerbe schlägt auch Schwarz. „Wir haben zwar alle eine Haftpflichtversicherung, aber man kann sich eben nicht gegen gar alles versichern. Unser Almvieh ist zu 100 Prozent eingezäunt. Anders wäre es ja auch gar nicht möglich“, erklärt er laut „Dolomiten“. Doch über viele Weiden würden Wanderwege und Steige führen. Hier sei das richtige Verhalten vonseiten der Wanderer gefragt.

Beim Bauernbund will man nun Nägel mit Köpfen machen. Nach Nordtiroler Vorbild soll eine eigene Broschüre mit Verhaltensregeln veröffentlicht werden. „Wer sich auf eine bestoßene Alm begibt, sollte sich davor unbedingt darüber informieren, wie man sich dem Vieh gegenüber richtig verhält“, fordert Schwarz laut dem Dolomiten-Bericht.

Von: mk

Bezirk: Bozen