Von: apa
Nach den massiven Schäden, die durch die Unwetter vergangene Woche entstanden sind, kommen in der Versicherungsbranche wieder alt bekannte Debatten hoch. Allen voran stellt sich erneut die Frage nach einer Pflichtversicherung für Elementarschäden sowie nach den Grenzen der Versicherbarkeit von Naturkatastrophen. Eine Pflichtversicherung wäre für Generali-Chef Gregor Pilgram – wie für die Mehrheit in der Branche – wünschenswert, die politische Umsetzung ist jedoch fraglich.
“In den nächsten Jahren werden die Versicherungen für Naturkatastrophen anders ausschauen als jetzt”, sagte der Generali-Chef im Gespräch mit der APA. Eine Erhöhung der Prämien werde kommen müssen – einerseits wegen der höheren Frequenz solcher Naturereignisse, andererseits aufgrund des steigenden Drucks vonseiten der Rückversicherer. Die Verträge mit Rückversicherern werden in der Regel jährlich neu verhandelt. Erwartbar ist, dass die Versicherbarkeit von Naturkatastrophen immer schwieriger wird und die Preise dementsprechend steigen werden müssen.
Um die steigende Versicherungslast stemmen und eine künftige Unversicherbarkeit von Naturkatastrophen vermeiden zu können, müsse jedenfalls die Versicherungsdichte erhöht werden – sprich: mehr Menschen müssen sich gegen Elementarschäden versichern. Hier kommt die von der Branche seit vielen Jahren geforderte Pflichtversicherung – eingebettet in die Feuerversicherung – ins Spiel. “Das wird eine wichtige Aufgabe für die Versicherungsindustrie, aber auch für die Politik sein”, so Pilgram. Eine Umsetzung nach dem Vorbild der belgischen Pflichtversicherung wäre für Pilgram die sinnvollste Lösung. Es gebe aber auch andere Ansätze, wie beispielsweise in Italien, wo eine Pflichtversicherung für die Industrie und für KMU geplant ist.
Ob sich eine Pflichtversicherung aber auch politisch umsetzen lässt, ist eine andere Frage. “Solche Lösungen brauchen meistens ein bisschen mehr Zeit”, so Pilgram. Bevor es aber großflächig zu einer Unversicherbarkeit von Naturkatastrophen komme, würde es wohl eine Lösung geben, glaubt der Generali-Chef. Ökonomen sehen die Lage pessimistischer. Vor kurzem sagte Wifo-Volkswirt Franz Sinabell, dass die erwarteten Mehrkosten für eine Pflichtversicherung ein politischer Hemmschuh seien.
Neben Naturkatastrophen beherrscht vor allem das Vorsorgethema die Versicherungsbranche. Auch hier wäre für Pilgram die Politik gefragt, Rahmenbedingungen für die Stärkung der betrieblichen und privaten Vorsorge zu schaffen. “Wir hoffen, dass dieses Thema hoch auf der Agenda einer neuen Regierung sein wird.” Kurzfristig würden vor allem die Abschaffung der Versicherungssteuer (derzeit 2 Prozent) und die Anpassung des Freibetrags für die betriebliche Vorsorge von derzeit 300 Euro auf 1.200 Euro helfen. Der Freibetrag wurde seit den 1970er-Jahren nicht mehr erhöht.
Mittelfristig müsse vor allem an den Produkten geschraubt werden. Pilgram spricht sich für Produkte aus, die im Laufe der Zeit angepasst werden können, also bei denen zu Beginn mehr in risikoreichere Aktien investiert werden kann und mit fortschreitender Laufzeit zunehmend in sicherere Anleihen umgeschichtet wird.
Mit dem Geschäft mit Lebensversicherungen ist der Generali-Chef für heuer zufrieden. Man sei in der Sparte erstmals wieder gewachsen. Auch in den anderen Sparten gebe es ein Wachstum, insgesamt bewege sich das Plus im “guten einstelligen Bereich”. Vor allem im Bereich der Krankenversicherungen sei die Nachfrage auf dem Markt derzeit gut.
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1 Kommentar auf "Naturkatastrophen: Generali-Chef für Pflichtversicherung"
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Man kann nur Risiken versichern, die kalkulierbar sind. Eine Naturkatastrophe ist es nicht. Um ein Haus, das in einer Risikozone steht, zu ersichern, müsste der Eigentümer über die Jahre so viel einzahlen, dass er das Haus am Ende doppelt bezahlt hat.