Freiheitliche auf halbem Weg stecken geblieben – ein Kommentar

Neuer Wein in alten Schläuchen?

Donnerstag, 12. Juli 2018 | 14:14 Uhr

Bozen – Nachdem die SVP ihre Kandidatenliste für die Landtagswahl präsentiert hatte, stellte auch die größte Oppositionspartei ihre Anwärter für einen Landtagssitz vor. Man kann der Aussage von Vizeobfrau Ulli Mair ruhig zustimmen, dass die Liste der Freiheitlichen den Querschnitt der Südtiroler Gesellschaft repräsentiere. Neben bekannten Gesichtern, die die Einheimischen bereits aus dem Landtag kennen, und langjährigen Funktionären sind auf der Kandidatenliste auch interessante Überraschungen wie der Arbeitnehmervertreter Peter Enz und die „gemischtsprachige“ Anna Pitarelli zu finden.

Als die Medien aber erwartungsgemäß die einzelnen Namen „durchleuchteten“, geriet mit Gudrun Sprenger-Ceolan eine fragwürdige Kandidatin ins Licht der Öffentlichkeit. Die heute 61-jährige Ehefrau des Salurner Schützenhauptmanns Walter Ceolan war vor 13 Jahren mit den im Rahmen der Operation „Runa“ verhafteten Südtiroler Neonazis in Kontakt gewesen. Die damals 48-jährige Lehrerin kam zwar strafrechtlich unbescholten aus dem Verfahren davon, aber wie und ob diese Kandidatin zur oft beteuerten Erneuerung der Freiheitlichen passt, wissen vermutlich nur diese selbst. Ähnliches gilt für die Langzeitpolitiker Pius Leitner und Ulli Mair, die vor der letzten Wahl die „Rentenbombe“ nicht platzen ließen. So kam es, dass wenige Tage nach der Präsentation der Liste die Freiheitlichen eher durch Rücktritte, Austritte und mediale Schlammschlachten als durch Einigkeit auffallen.

stnews/luk

Es sieht aus, als sei die neue Führung auf dem halben Weg der Erneuerung stecken geblieben. Ob die Freiheitlichen trotz einer blassen SVP mit ihren vielen Baustellen wie Gesundheitswesen, Autonomie und Flüchtlingskrise ihren Erfolg von 2013 wiederholen können? Mit sechs Mandaten liegt die Latte denkbar hoch. Zudem schläft die Konkurrenz nicht. Auf „Flüchtlingskrise“ versteht sich auch die Lega besonders gut, Erneuerung können auch das neue Team Köllensperger sowie der M5S und „Los von Rom“ ist ohnehin das Steckenpferd der Konkurrenz von der STF.

Noch bis zum Bauch im Morast der Vergangenheit wollen die Freiheitlichen zu Landtagssternen greifen. Ob der neue Wein in alten Schläuchen den Wählern schmeckt, werden wir Ende Oktober erfahren.

 

Von: ka

Bezirk: Bozen