Von: mk
Bozen – Ins Ermittlungsregister eingetragen ist derzeit noch niemand. Trotzdem hat die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung nach dem Tod von Maurizio Nones am 2. Mai in Bozen in die Wege geleitet, berichtet die Tageszeitung Alto Adige. Dies erklärt auch, warum der Leichnam 20 Tage nach dem Unglück noch immer nicht zur Bestattung freigegeben wurde.
Maurizio Nones, der im Don Bosco-Viertel geboren und aufgewachsen ist, war nur 51 Jahre alt. Doch sein Körper war von seiner Alkoholkrankheit gezeichnet. Die Sucht führte dazu, dass er sein Leben auf der Straße verbrachte.
Als Obdachloser schlief er in Parks, auf Bänken, an Bushaltestellen – und manchmal auch auf der Kirchbank. Der Pfarrer drückte ein Auge zu.
Der Mann soll gestorben sein, nachdem er in der Reschenstraße die Treppe hinuntergestürzt ist, die zum Bingo-Saal führt. Obwohl sein Kopf gegen die Stufen geprallt ist, stand er nachher wieder auf und schaffte es bis zur Bushaltestelle. Dann ist er wieder gestürzt und verlor das Bewusstsein.
Passanten, die den Ernst der Lage erkannten, verständigten die Rettungskräfte. Sofort wurde der 51-Jährige in die Notaufnahme gebracht, doch für ihn kam jede Hilfe zu spät.
Trotzdem scheinen für die Staatsanwaltschaft noch nicht alle Fragen geklärt zu sein. Dass es um einen Unfall handelt, darüber scheint kein Zweifel zu bestehen. Laut Alto Adige untersucht die Staatsanwaltschaft allerdings den genauen Ablauf und die Dauer des Rettungseinsatzes.
Bekannte des 51-Jährigen warten darauf, dass der Leichnam freigegeben wird, um sich von ihm verabschieden zu können.
Maurizio Nones verfügte über einen Diplomabschluss und er hatte eine Stelle bei der Telekom innegehabt. Doch bereits Jahre vor seinem Tod ging er keiner Arbeit mehr nach. Neben seinen Eltern war auch sein Bruder verstorben. In der Liebe hatte er ebenfalls kein Glück. Übrig blieben letztendlich nur Schulden und Missverständnisse.
Nur das Band zu seinen Freunden aus dem Viertel, die er seit seiner Jugend kannte, blieb aufrecht. Sie waren die einzigen, die im Krankenhaus nachfragten, was passiert sei – und sie organisierten eine Spendensammlung, um das Begräbnis zu bezahlen.
Auch Don Gianpaolo Zuliani, der Pfarrer im Don Bosco-Viertel, hat sich bereit erklärt, die Spesen zu übernehmen. In seine Erinnerung mischt sich Bitterkeit, denn es ist ihm nicht gelungen, dem 51-Jährigen zu helfen. „Ich habe es versucht – unendlich viele Male. Aber als ich dachte, dass ich Erfolg hatte, entglitt er mir wieder. Das, was passiert ist, betrachte ich auch als mein persönliches Versagen“, erklärte der Pfarrer gegenüber dem Alto Adige.