Von: mk
Bozen/Trient – Paukenschlag bei den Ermittlungen zu einem mutmaßlichen Pädophilen-Netzwerk in Italien, bei denen auch die Bozner Postpolizei mitwirkt. Bei einem Mann aus Rimini ist eine Art Dossier über Yara Gambirasio aufgetaucht. Die 13-Jährige wurde im Jahr 2011 ermordet aufgefunden. Der Mord hat ganz Italien in Atem gehalten.
Wie berichtet, sind die Ermittlungen nach der Festnahme eines 38-jährigen Mannes aus dem Pustertal, bei dem kinderpornografisches Material gefunden wurde, im Februar 2016, ins Rollen gekommen. Bei dem Mann waren Bilder von Minderjährigen im Alter zwischen drei und zwölf Jahren gefunden worden.
Die Ermittler gingen den Kontakten des Mannes nach und stellten fest, dass dieser per Internet Beziehungen zu Pädophilen in ganz Italien hatte. Diese Kontakte, die von der Polizei genau unter die Lupe genommen wurden, führten nach langwierigen Ermittlungen zu zehn Festnahmen.
Die Mitglieder des Pädophilennetzes sollen kinderpornografisches Material mit VoIP-Technologie über das Internet ausgetauscht haben. 47 Hausdurchsuchungen wurden in mehreren italienischen Regionen durchgeführt, viel Beweismaterial wurde konfisziert.
Die Staatsanwaltschaft von Trient leitet die Untersuchung “Black Shadow” in Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Netzwerk. Gegen 48 Personen wird insgesamt ermittelt.
Der Mann aus Rimini ist 53 Jahre alt. Auf seinem Computer wurde auch eine Reihe von blasphemischen Gebeten und Gedichte entdeckt. Die Anwälte von Massimo Bossetti, der wegen des Mordes an Yara zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, haben unterdessen Interesse an den Ermittlungen bekundet. Das “Dossier” des Mannes aus Rimini über Yara umfasst rund 40 Seiten.
Der 47-jährige Maurer Massimo Bossetti aus Mapello wurde im Juli auch in der zweiten Instanz wegen des Mordes an Yara Gambirasio zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Schwurgericht in Brescia befand den Mann für schuldig.
Die 13-jährige Yara aus Brembate di Sopra in der Porvinz Bergamo war am 26. November 2010 nach einer Tanzstunde plötzlich spurlos verschwunden. Drei Monate später fand man ihren leblosen Körper in einem Acker in Chignolo d’Isola in der Provinz Bergamo. Der tragische Mord sorgte italienweit für Aufsehen und hielt jahrelang die Öffentlichkeit in Atem.
Bossetti beteuerte auch im Berufungsverfahren seine Unschuld. Yara hätte seine Tochter sein können, äußerte er sich in einer spontanen Erklärung vor Gericht. Niemals wäre er so grausam vorgegangen. Gleichzeitig betonte er, „Opfer des größten Justizirrtums in der Geschichte“ zu sein. Seine Verteidiger plädierten auf Freispruch und sie forderten eine Wiederholung der DNS-Analyse.
Die gefundene DNS-Probe auf den Hosen und auf der Unterwäsche der 13-Jährigen gilt als Kernbeweisstück. Die Ermittler stießen auf Bossetti, nachdem sie eine sehr ähnliche DNS-Probe auf einer Briefmarke entdeckten. Diese stammte allerdings von einem Giuseppe Guerinoni, der bereits im Jahr 1999 gestorben war.
Daraus entwickelte sich die Hypothese, dass es sich bei dem Täter möglicherweise um einen unehelichen Sohn von Guerinoni handeln könnte. Im Juni 2014 klickten für Massimo Bossetti die Handschellen. Seine DNS stimmte mit jenem des bislang unbekannten Täters überein.
Bossetti hat angekündigt, auch das Urteil in zweiter Instanz Berufung einzulegen.