Kommentar

Plakate vs Twitter – heute ein ungleiches Rennen

Donnerstag, 26. Januar 2017 | 18:25 Uhr

Bozen – Vollkommen zu Recht ist der Südtiroler Heimatbund über die Beschmierung seiner Plakate empört und vollkommen richtig war, die Entscheidung des römischen Verwaltungsgerichts das Recht auf freie Meinungsäußerung zu garantieren und die Plakataktion zu genehmigen.

Allerdings glaubten wohl nur ganz besonders wohlmeinende Zeitgenossen, dass die provokanten Plakate lange ihre Ruhe haben würden. Seit es Plakate gibt, ist es leider unschöne Tradition, die Plakate des politischen Gegners herunterzureißen, zu überkleben oder zu „verzieren“. Besonders die FPÖ und ihr Kandidat Hofer konnten im Wahlkampf um das höchste Amt in der Alpenrepublik ein Lied davon singen. Aber auch wenn die Plakate und die Schmierereien in Rom im Landl für ein gehöriges Rauschen im Blätterwald sorgen, so kann das doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Plakate heute zwar immer noch politische Ikonen sind, aber ihre beste Zeit längst hinter sich haben.

Seinen Sieg verdankte Trump sicher nicht den Plakaten, sondern vielmehr den 140 Twitter-Zeichen, die er und sein Team unermüdlich ins Netz hämmerten. Die große Verliererin Hillary weiß ebenfalls, dass die „Schmierereien“ im Netz – gehackte Mails, Fakenews, falsche Anschuldigungen und Bashing – weit wirkungsvoller zu ihrer Niederlage beigetragen haben, als es verunstaltete Plakate jemals könnten.

In Rom und Südtirol bleibt es daher nur bei Polemiken und ein paar glutroten Köpfen. Über Sieg und Niederlage bestimmen heutzutage nicht mehr Plakatwände, sondern das globale Netz. Trump hat im November 2016 gezeigt, wie man es richtig macht.

Von: ka

Bezirk: Bozen