Sie beteuert im TV-Interview ihre Unschuld

Quici: „Einmal im Reflex zugestochen“

Dienstag, 06. September 2016 | 12:05 Uhr

Bozen – Der Schwurgerichtsprozess im Todesfall Allessandro Heuschreck wird in Bozen fortgesetzt. Der 50-Jährige ist vor eineinhalb Jahren in seiner Wohnung in Bozen verblutet – nach 18 Messerstichen. Zumindest ein Stiche wurde ihm von seiner Verlobten Ester Quici zugefügt. Das hat die 34-Jährige selbst in einem TV-Interview erklärt, das am Montag vor Gericht gezeigt wurde.

Quicis Verteidiger Beniamino Migliucci und Enrico Lofoco beharrten laut einem Bericht des Tagblatts Dolomiten bisher immer darauf, dass sämtliche 18 Wunden mit Selbstverletzung kompatibel seien. Staatsanwältin Daniela Pol wirft Quici hingegen vor, ihren Verlobten im Zuge eines Streits in der gemeinsamen Wohnung in der Bozner Freiheitsstraße getötet zu haben. Anschließend habe sie wertvolle Zeit verstreichen lassen, bis sie Alarm schlug.

Die Staatsanwältin stützt sich unter anderem auf das Gutachten der Rechtsmediziner Gabriella Trenchi und Mattia Barbareschi. Demnach könnten Heuschreck zumindest zwei Stiche auch von einer dritten Person zugefügt worden sein.

Für einen dieser Stiche trifft das zu, wie Quici in dem Interview mit dem Privatsender RTTR erklärte. Heuschreck sei auf sie gestürzt. Weil unter seinem Gewicht keine Luft bekommen habe, habe sie ihm reflexartig ins Gesäß gestochen.

Nachdem er er von ihr abgelassen hatte, habe er sich in den Arm geschnitten, erklärte Quci laut „Dolomiten“. Anschließend habe sie ihm den Pullover ausgezogen, aus der Armwunde sei Blut wie eine Fontäne hervor gespritzt. Ob es letztendlich dieser Blutverlust war, der zu Heuschrecks Tod führte, werden am Donnerstag die medizinischen Gutachter im Zeugenstand klären.

Quici erklärte in dem Interview auch, dass sie kein Blut vom Boden weggewischt habe. Die Spurensicherer, die auch in den Zeugenstand treten werden, sollen aber mittels Luminol einen Streifen am Fußboden entdeckt haben, der eindeutig von Blutflecken gesäubert worden war.

Quici erklärte, das Messer abgewaschen zu haben. Sie habe mit Heuschreck vor dessen Ohnmacht vereinbart, zu erzählen, er sei auf der Straße angegriffen worden und schon verletzt heimgekommen. Erst später berichtete sie vom Streit und der Selbstverletzung. Die unterschiedlichen Versionen seien ein Fehler gewesen, räumte Quici nun laut „Dolomiten“ ein. Allerdings habe sie nie gedacht, dass ihr Verlobter sterben könnte. Von Fremden angegriffen zu werden, habe weniger schmachvoll für ihn geklungen. Außerdem habe sie befürchtet, dass das Jugendgericht ihr die Kinder wegnehmen könne.

Laut den Zeugenaussagen der Mutter und der Geschwister von Heuschreck habe das Paar glücklich gewirkt. Allerdings seien beide eifersüchtig gewesen. Heuschrecks Bruder Manuel erklärte zudem, dass Quici sehr besitzergreifend gewesen sei und ihren Partner herumkommandiert habe.

Quici selbst war gestern nicht im Gerichtssaal. Sie arbeitet derzeit in einem Altersheim.

Von: mk

Bezirk: Bozen