Sorgen und Ängste im Lockdown

Raus aus dem Gedankenkarussell

Donnerstag, 12. November 2020 | 08:10 Uhr

Bozen – Ein erneuter Lockdown kündigt sich an, mehr als 8.000 Menschen sind in Südtirol in Quarantäne, die Enge wird erneut zum Problem. Psychologenkammer, Forum Prävention und Sanitätsbetrieb haben sich mit rund 30 weiteren Organisationen zum Netzwerk PSYHELP zusammengeschlossen und Empfehlungen für günstiges Verhalten entwickelt. Das hilft bei Ängsten und Sorgen.

Sprecht Gefühle aus!

Rasch wechselnde Emotionen sind normal in Krisensituationen: Von Hilflosigkeit, Angst bis zur Wut, Ärger oder Gefühlen von Sinnlosigkeit und Leere können viele Emotionen in Erscheinung treten und rasch wechseln. In solch gefühlsbestimmten Zeiten sollte man keine wichtigen Entscheidungen treffen. Nehmt euch Zeit, um wahrzunehmen und auszudrücken, was ihr fühlt.

Unterbrecht das Gedankenkarussell!

Grübeln ist eine der vielen Strategien im Umgang mit Stress und soll Lösungen finden helfen. Sich ständig den eigenen negativen Gedanken zu widmen, kann aber sehr schädlich sein. Versucht deshalb, aus dem Gedankenkarussell auszubrechen und das Grübeln zu stoppen. Sagt euch: „Stopp, da denke ich nicht weiter. Ich denke… an den letzten Urlaub (wenn er gut war).“ Am besten gelingt das, indem man nicht bloß anderes denkt, sondern etwas tut, das einen auf andere Gedanken bringt (Kochen, Hausarbeit, jede Routine ist geeignet).

Denkt daran, die Situation wird vorübergehen!

Es ist wichtig zu verstehen, dass der COVID-19-Ausbruch vorübergehen wird. Tut alles, um euer Erkrankungsrisiko zu vermindern, z.B. durch regelmäßiges Händewaschen und Vermeiden von engem zwischenmenschlichem Kontakt. Plant Dinge, die ihr nach dem Überstehen der Situation angehen möchtet.

Schämt euch nicht, Hilfe zu holen!

Schämt euch nicht, wenn ihr den Eindruck habt, es alleine nicht zu schaffen, sondern sucht fachliche Hilfe. Psychologen und Psychiater sind mit diesen Problemen vertraut und können euch mit kompetenter Hilfe unterstützen.

Langweile auskosten

Wenn die Arbeit wegfällt und die angefallenen Tätigkeiten erledigt sind, hat man plötzlich ungewöhnlich viel Zeit. Auch in diesem Fall kann es hilfreich sein, sie so einzuteilen, dass sie nicht mehr so unendlich lang und eintönig erscheint.

Bleibt in Kontakt mit Menschen, die euch wichtig sind. Tauscht euch über positive Erlebnisse und Erfahrungen aus und plant gemeinsame Aktivitäten für die Zeit nach den Maßnahmen.

Plant ein Highlight pro Tag, auf das ihr euch freuen könnt.

Definiert täglich sieben Fixpunkte (Frühstück, Hirnjogging, Mittagessen, Übungsstunde für zu verbessernde Leistungen, Genussmoment, Abendessen, Schlafenszeit).

Übt euch täglich 15 Minuten im „dolce far niente“, im bewussten Nichtstun.

Akzeptiert die Augenblicke von Leere und Frustration.

Startet „Projekte“, die ihr bisher aufgeschoben habt. Besondere Arbeiten können jetzt erledigt werden, große und kleine (z.B. Keller aufräumen, Bücher neu sortieren, Musiksammlung begutachten). „Geduld und Zuversicht“ kann eine hilfreiche Haltung sein.

Alkohol: Weniger ist jetzt mehr

Wer Alkohol trinkt, um Probleme, Stress oder Angst zu lindern, kommt in einen Teufelskreis. Es mag für sehr kurze Zeit eine Erleichterung wahrnehmbar sein, aber der erwünschte Effekt ist nicht von Dauer. Übermäßiger Alkoholkonsum hat negative Folgen: die Gewaltbereitschaft erhöht sich, Risiken werden falsch eingeschätzt, das Immunsystem wird geschwächt, die Qualität des Schlafes reduziert sich. Die These „Alkohol tötet das Virus“ ist zudem sehr verbreitet. Gemeint ist dabei natürlich hochprozentiger Alkohol zur äußeren Desinfektion, kein Trinkalkohol. Auch in dieser Zeit gilt: umso weniger Alkohol umso besser.

Von: mk

Bezirk: Bozen