Hier greift ein neues Tempolimit

Runter vom Gas: Neue Abschnitte mit dynamischer Geschwindigkeit auf der A22

Montag, 13. März 2023 | 13:36 Uhr

Bozen/Trient – In ihrem Sitz in Trient hat die Brennerautobahngesellschaft bei einer Pressekonferenz die neuen Autobahnabschnitte mit dynamischer Geschwindigkeit vorgestellt. Im Rahmen des Projekts „BrennerLec” soll an fünf Stellen das Tempolimit reduziert werden.

Die fünf neuen Streckenabschnitte des Projektes konzentrieren sich auf die Gebiete von Brixen, Bozen, Neumarkt, Trient und Rovereto – jeder Abschnitt ist zwischen fünf und 15 Kilometer lang. Nach der Strecke bei Neumarkt, die bereits in Betrieb ist, starten mit heute die Abschnitte in der Nähe der beiden Landeshauptstädte, die Strecken bei Brixen und Rovereto hingegen werden bis zum Sommer startklar sein.

Bei Brixen und Bozen soll die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 90 km/h liegen, während bei Neumarkt, Trient und Rovereto 100 Stundenkilometer vorgesehen sind.

Die Geschwindigkeitsreduzierung erfolgt nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern es spielen auch sicherheitstechnische Überlegungen eine Rolle. Insgesamt sind es drei zusammenhängende Ziele, welche die Initiative von Beginn an beseelen: die Schadstoffkonzentration in der Luft senken, Verkehrsstaus verringern und in der Folge die Sicherheit auf der Autobahn erhöhen. Auf Strecken, bei denen das Projekt umgesetzt worden sei, habe sich die Unfallrate um das Fünffache reduziert, hieß es auf der Pressekonferenz.

Projektpartner der Brennerautobahn AG sind die Landesumweltagenturen von Trient und Bozen, die Universität in Trient, die Cisma GmbH und der NOI Techpark.

Projekt BrennerLec wird erwachsen und erweitert

Zehn Prozent weniger Stickstoffdioxid-Emissionen an der Autobahn und ein bis zwei Stunden kürzere Staus an verkehrsreichen Tagen – die exzellenten Ergebnisse von BrennerLec lassen bei den Projektpartnern kaum Zweifel aufkommen, sodass die Brennerautobahn AG, die Landesagenturen für Umwelt und Klimaschutz von Bozen und Trient, die Universität Trient, der NOI Techpark Südtirol und das Unternehmen Cisma ihre Zusammenarbeit fortsetzen und das 2016 gestartete Projekt weiterhin unterstützen. Vor diesem Hintergrund ist die Initiative „BrennerLec After – Life“ entstanden, die nunmehr in zwei Richtungen weiterentwickelt wird: Die Eröffnung von fünf neuen Autobahnabschnitten mit dynamischer Geschwindigkeitsbegrenzung aus Umweltgründen und die Ausdehnung der obligatorischen Geschwindigkeitsbegrenzung aus Verkehrsgründen auf die Strecke zwischen Sterzing und Ala an verkehrsreichen Tagen, die in der Verkehrsprognose mit einem roten oder schwarzen Punkt gekennzeichnet sind.

„BrennerLec ist ein Projekt mit verschiedenen Werten sowohl in Hinblick auf die Umwelt als auch auf den Verkehr“, erklärte der Geschäftsführer der Brennerautobahngesellschaft Diego Cattoni bei der Medienkonferenz am heutigen Montag.

„Ich glaube aber, dass das Hauptverdienst der Initiative jenes ist, dass damit die ersten Schritte von einem analogen zu einem digitalen Konzept der Straße gemacht werden“, betonte Cattoni. „Bisher hatte sich ein Autobahnbetreiber in erster Linie darum zu kümmern, den Reisenden eine gut gewartete und sichere Infrastruktur zu bieten. Das ist keine Kleinigkeit, die Zukunft aber ist ein proaktives Verkehrsmanagement, eine rationale Führung der Autobahn, die es ermöglicht auch bei einem hohen Verkehrsaufkommen früher anzukommen – und zwar sicherer und umweltfreundlicher.“

Wie funktioniert das Projekt konkret in der Praxis?

Im Rahmen des Projektes BrennerLec ist ein komplexes technologisches System erarbeitet worden, das dem Benutzerservicezentrum der A22 (CAU) immer dann eine Maßnahme vorschlägt, wenn diese den größten Nutzen für die Umwelt und für den Verkehrsfluss hat. Wechselverkehrszeichen zeigen dann die empfohlene Höchstgeschwindigkeit an: 90 km/h in den Bereichen mit einem Tempolimit von 110 km/h (Brixen und Bozen) und 100 km/h in den Abschnitten, wo die 130 km/h nicht überschritten werden dürfen (Neumarkt, Trient und Rovereto).

Am Ende der betroffenen Strecke wird mit einem Piktogramm angezeigt, dass die dynamische Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben ist.

Freiwilliges und verbindliches Tempolimit

Auf allen fünf betroffenen Streckenabschnitten erfolgt die Geschwindigkeitsbegrenzung aus Gründen des Umweltschutzes und stellt daher keine Verpflichtung dar zumal vom Gesetzgeber nicht vorgesehen. Es soll jedoch eine herzliche Aufforderung an die Reisenden sein, ihre Geschwindigkeit zu reduzieren.

Verbindlich sind hingegen die Höchstgeschwindigkeiten, die bei einer dynamischen Geschwindigkeitsbegrenzung aus Verkehrsgründen angezeigt werden. Dabei handelt es sich um eine Maßnahme, die sich in Vergangenheit bewährt hat und – das ist neu – auf die Strecke zwischen Sterzing und Ala für beide Fahrtrichtungen ausgeweitet wird. Dabei wird es auch in diesem Fall ein ausgeklügeltes mathematisches Modell sein, das die obligatorische Geschwindigkeitsbegrenzung abhängig vom Verkehrsaufkommen und ausschließlich an Tagen mit roter oder schwarzer Kennzeichnung auslöst. Umfang, Beginn und Ende der Begrenzung werden mithilfe von Piktogrammen ad hoc kommuniziert.

„Doppeltes Signal“

„Mit dieser Initiative wollen wir ein doppeltes Signal setzen”, erklärte der Präsident der Brennerautobahngesellschaft Hartmann Reichhalter. „Mit der empfohlenen Geschwindigkeitsbegrenzung werden die Nutzer auf freiwilliger Basis am Umweltbewusstsein in den am stärksten besiedelten Anrainergebieten beteiligt. Mithilfe des obligatorischen Tempolimits hingegen können die großen Verkehrsströme unter Berücksichtigung des Umweltschutzes und der Zweckmäßigkeit der Autobahn in Bezug auf eine kürzere und sicherere Reise gesteuert werden“, so Reichhalter.

„All dies gründet auf wissenschaftliche Studien und Daten, denen Erhebungen und Erfahrungen zugrunde liegen. Die positiven Ergebnisse sind dabei sowohl für die Reisenden als auch für die Umwelt und für die Menschen an der Autobahn spürbar“, betonte der Präsident. „Ich danke daher allen, die zur Verwirklichung dieses bedeutenden Schrittes für ein intelligenteres Fahrverhalten beitragen.“

„Nicht alle haben von Anfang an dieses Projekt geglaubt“, erinnerte der technische Generaldirektor Carlo Costa, „ein Projekt, dessen erstes Verdienst sein kultureller Wert war und ist, nämlich jener zu aufzuzeigen, dass die Entwicklung und Umwelt nicht in einem Widerspruch stehen, sondern in der technischen Innovation einen gemeinsamen Nenner finden können und müssen.

Von: mk

Bezirk: Bozen