Von: mk
Bozen – Die Agentur für Bevölkerungsschutz tauschte sich über den Einsatz und die Zuteilung von Mitteln und Zuteilung mit den Nachbarländern aus, holte sich Erfahrungen aus den Alpenländern und diskutierte darüber. Das steigende Sicherheitsbedürfnis im Territorium erfordert eine Programmierung auf Grundlage transparenter und objektiver Entscheidungsprozesse. Nur so können die zwar verfügbaren, aber zunehmend begrenzten Ressourcen möglichst wirksam eingesetzt werden.
Zusätzliche Herausforderungen durch Bodenversiegelung und Klimawandel
Wichtig ist also eine Priorisierung von Risikoreduktionsmaßnahmen: Dazu hat die Agentur für Bevölkerungsschutz am Dienstag im Pastoralzentrum in Bozen einen Fach-Workshop organisiert. An die 60 Technikerinnen und Techniker der Agentur für Bevölkerungsschutz, der Landesforstabteilung und der Geologie sowie Vertreter aus dem Trentino und Nordtirol nahmen daran teil. Dabei wurden neben Kosten-Nutzen-Analysen auch volkswirtschaftliche Aspekte und Themen wie die Regionalentwicklung diskutiert.
“Wir haben bereits viel in Schutzbauten investiert”, unterstrich Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler: “Nun stehen wir vor zusätzlichen Herausforderungen. In den vergangenen Jahren wurde viel Boden versiegelt, die Situation hat sich bei Kulturflächen wie ein Trichter entwickelt, hier hat sich die Situation verschärft. Zudem gilt es, auch mit den Auswirkungen des Klimawandels zu rechnen und damit zurechtzukommen. Der Austausch in diesem Workshop ist wichtig, um von anderen, unseren Gegebenheiten ähnlichen Regionen lernen zu können.”
Entwicklung eines Systems zur Unterstützung von Entscheidungen
In den kommenden Monaten soll ein System zur Unterstützung von Entscheidungen entwickelt und ein Konzept ausgearbeitet werden, erklärte der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger: “Der erschlossene ländliche Raum muss abgesichert werden, damit er weiterhin bewohnt werden kann. Wir haben in den vergangenen Jahren erlebt, dass die Funktion des Schutzwaldes durch Naturereignisse wie das Sturmtief Vaia und den Borkenkäferbefall geschwächt wurde. Dies muss durch Schutzbauten kompensiert werden. Durch den Klimawandel treten Naturereignisse häufiger und intensiver auf. Wir arbeiten alle mit integralem Risikomanagement und verbauen 35 bis 40 Millionen jährlich in der Wildbach- und Lawinenverbauung, dazu kommen Geologie und Straßenbau. Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, die Maßnahmen dort zu priorisieren, wo sie notwendig sind. Es gilt, zu dokumentieren und zu begründen, wo wir welche Maßnahmen setzen und nach einer Kosten-Nutzen-Analyse vorzugehen. Aber auch andere Maßnahmen wie Zivilschutzplanungen, Vorbeugemaßnahmen und Information und Risikokommunikation spielen eine wichtige Rolle. Deshalb haben wir zu diesem Workshop Vertreter unserer Nachbarländer hergeholt, um von ihren guten Beispielen zu lernen und das für Südtirol passende Tool auszuarbeiten.”
Beim Workshop, moderiert von Landeswarnzentrum-Direktor Willigis Gallmetzer, haben am Vormittag Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Institutionen aus Südtirol und dem Trentino, aus der Schweiz, aus Österreich und Bayern ihre aktuell angewandten Ansätze in der Priorisierung von Risikoreduktionsmaßnahmen vorgestellt. Der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung in der Agentur für Bevölkerungsschutz Fabio De Polo berichtete eingangs über die Schritte von der Programmierung bis zur Umsetzung der Maßnahmen der Wildbachverbauung in Südtirol. Dabei nannte er Zahlen: Derzeit stehen in Südtirol 29.319 Querwerke, 13.536 Längswerke, 9057 Überquerungen und 3246 Lawinenverbauungen, um die Gefahrenzonen in den Ortschaften und bewohnten Gebieten zu reduzieren.
Weiterentwicklung der Wirtschaftlichkeitsbewertung
“Schutzbauten müssen angemessen und wirksam sein”, betonte der Direktor des Landesamtes für Geologie und Baustoffprüfung Volkmar Mair und ging auf die Prioritätenliste der Maßnahmen zur Minderung des Steinschlagrisikos für Staats- und Landstraßen in Südtirol ein. Weitere acht Referentinnen und Referenten brachten ihre Erfahrungen und Einsichten vor: Irene Rischia vom Höheren Institut für Umweltschutz und Umweltforschung (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale) ISPRA referierte etwa über ein unterstützendes Instrument für die standardisierte Darstellung von Bodenschutzmaßnahmen und deren Wirkungsweise. Gerhild Jury von der Abteilung Wasserwirtschaft in Kärnten und Martin Wenk von der Abteilung Hochwasserrisikomanagement im österreichischen Bundesministerium stellten den aktuellen Stand und die künftige Weiterentwicklung der Wirtschaftlichkeitsbewertung im österreichischen Wasserbau vor. Valentin Stilc und Karl Mayer vom Bayerischen Landesamt für Umwelt stellten Hintergründe und gelebte Praxis der Priorisierung von Hochwasserschutzmaßnahmen in Bayern vor. Christophe Dénervaud von der Sektion Rutschungen, Lawinen und Schutzwald am Schweizer Bundesamt für Umwelt legte die risikogerechte Verteilung der Steuergelder und Grenzen der Kosten-Nutzen-Analyse beim Schutz vor Naturgefahren dar.
Am Nachmittag wurde in Kleingruppen über den Bedarf und die Entwicklung von Methoden und Tools zur Priorisierung von Risikoreduktionsmaßnahmen diskutiert.