Von: ka
Bozen – Während sowohl im Norden als auch im Süden bereits seit Wochen strenge Regeln mit Ausgangssperren und geschlossenen Lokalen herrschen, dürfen sich die Südtiroler dank des viel gepriesenen eigenen Weges der Landesregierung trotz roter Zone noch über überraschend viel Bewegungsfreiheit freuen.
Aber dies wird nur mehr bis zum Sonntag gelten. Die alarmierend hohen Corona-Zahlen gepaart mit dem Druck der EU, die Südtirol zur tiefroten Hochrisikozone erklärt hat, zwingen das Land, die Maßnahmen zu verschärfen. Wie bereits mehrere Male hat sich der eigene Weg als kurzer Silberstreif am Horizont erwiesen, der bald von der Realität eingeholt worden ist. Wieder einmal ist auch klar geworden, dass ein kleines Landl im Gebirge unabhängig von der Corona-Entwicklung im Norden und Süden nicht dauerhaft einen eigenen Weg durchziehen kann.
Die Aussichten sind trübe. Hat nach den Festtagen und während des Beginns der Impfkampagne fast schon so etwas wie Aufbruchstimmung geherrscht, holen die Entdeckung neuer ansteckenderer und gefährlicherer Virusvarianten, die schleppende Lieferung der Impfstoffe und die bleibend hohen Corona-Zahlen nun die Verantwortlichen auf den Boden der Tatsachen zurück.
Die Folgen liegen auf der Hand. Während mit diesem langsamen Impftempo die Herdenimmunität bestenfalls Ende des Jahres erreicht werden kann, lässt die EU-Einstufung Südtirols als tiefrotes Hochrisikogebiet die Hoffnung der Touristiker auf einen zarten Urlaubsaufschwung im Frühjahr wie Butter in der Sommerhitze schmelzen.
Machen wir uns nichts vor: SARS-CoV-2 und seine Folgen werden Südtirol auch im Jahr 2021 fest im Griff haben. Wie das Beispiel Israel zeigt, liegt die ganze Hoffnung auf eine Beschleunigung der Impfkampagne. Aber bis zum Erreichen der angepeilten Herdenimmunität werden mehr oder minder strenge Corona-Einschränkungen sowie die entsprechenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen unsere ständigen Begleiter bleiben. Südtirol ist im Zangengriff.