Auch in Südtirol tauchten „Jerusalema“-Videos auf

Tanz gegen Corona: Warner fordert Lizenzgebühren

Montag, 15. Februar 2021 | 12:27 Uhr

Bozen – Feuerwehrmänner, Kaufleute, Polizisten, Gemeindeangestellte und Krankenschwestern haben zum Song “Jerusalema” gegen den Corona-Frust getanzt – auch in Südtirol. Weil Warner Music nun aber nachträglich Lizenzgebühren für die Nutzung des Titels fordert, werden die Internet-Videos möglicherweise zu einem finanziellen Problem. Das nordrhein-westfälische Innenministerium in Deutschland hat einem Bericht von FOCUS-Online zufolge bereits gezahlt.

Millionen Menschen auf der ganzen Welt kennen das getanzte Statement für Lebensfreude aus dem Internet. Gruppen aller Alters- und Gesellschaftsschichten, die sich zum Song „Jerusalema” bewegen, sieht man auf zahllosen Videos und sorgten mit Choreografien für Begeisterung im Netz. Das Lied stammt von Master KG, einem 25 Jahre alten Musikproduzenten und DJ aus Südafrika, der im bürgerlichen Leben Kgaogelo Moagi heißt.

Die Freude vieler Challenge-Teilnehmer ist in Deutschland in manchen Fällen allerdings bereits in Ernüchterung umgeschlagen. Betroffene sollen für die Nutzung des Songs „Jerusalema” nachträglich Lizenzgebühren zahlen – im Einzelfall dem Bericht zufolge sogar mehrere 1.000 Euro.

Nach Recherchen von FOCUS Online haben viele deutsche Dienststellen von Polizei und Feuerwehr sowie Organisationen und Privatunternehmen in ganz Deutschland mittlerweile Post vom Musikkonzern Warner erhalten. Der Künstler Master KG steht bei dem Medienkonzern unter Vertrag. Im Schreiben weist Warner darauf hin, dass für die kommerzielle Nutzung des Songs „Jerusalema” Gebühren fällig würden.

Angesichts der guten Absicht, die hinter dem globalen Phänomen mitten in Corona-Zeiten steht, stoßen die Forderungen bei den Betroffenen auf Unverständnis. Allerdings ist die Rechtslage klar: Wenn jemand ein Video mit Musik untermalt und den Clip im Internet veröffentlichen will, muss er den Urheber des Titels fragen, ob er das Werk überhaupt verwenden darf. In der Regel muss auch eine Gebühr entrichtet werden. Im Fall von „Jerusalema” ist dies vielfach nicht geschehen.

Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat gegenüber FOCUS Online den Eingang von Zahlungsaufforderungen durch Warner bei diversen Polizeistellen bestätigt. Ministeriums-Sprecherin Leoni Möllmann erklärte zudem, dass die Reul-Behörde die Rechnungen bereits bezahlt habe. Fragen zur Zahl der betroffenen Dienststellen oder zur Gesamthöhe der Warner-Forderungen wollte das Ministerium nicht beantworten.

Warner verteidigt Vorgehen

Ein Unternehmenssprecher der Warner Music Group Deutschland mit Sitz in Hamburg erklärte gegenüber FOCUS Online: „Wir lieben die Tatsache, dass die Fans hinter ‘Jerusalema’ stehen. Aber wenn Organisationen in Deutschland den Song nutzen, um sich selbst zu promoten, sollten sie sich unserer Meinung nach eine Synchronisationslizenz sichern.“

„Viele Unternehmen“ seien auf Warner zugekommen, um eine solche Lizenz zu erhalten. In einigen Fällen habe man sich an die Organisationen gewandt, um mit ihnen über eine Lizenzierung zu sprechen, wobei man ihre unterschiedlichen Umstände berücksichtigt habe. Der Warner-Sprecher fügte zudem hinzu: „In diesen schwierigen Zeiten ist es wichtiger denn je, dass Künstler und Künstlerinnen für ihre Musik bezahlt werden, wenn sie von Dritten genutzt wird, um ihre Reputation zu steigern.“

Bei der Feuerwehr in Nordrhein-Westfalen hat man auf das Thema bereits reagiert. Christoph Schöneborn, Chef des Verbandes der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen, verfasste eine Warnmeldung an seine Kollegen im ganzen Land. Vor dem Hintergrund der Rechtslage und des „daraus resultierenden finanziellen Risikos“ sollte künftig genau geprüft werden, ob die Teilnahme an solchen Challenges „sinnvoll“ sei.

Von: mk

Bezirk: Bozen