Von: apa
Nach den starken Unwettern im Tiroler St. Anton am Arlberg ist die Gesamtschadenssumme vorerst weiter offen geblieben. Die Schäden gingen jedoch “in die Millionen”, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Telfs. Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) warnte an der Seite von Feuerwehrvertretern vor einem durch den Klimawandel bedingten Anstieg an Extremwetterereignissen: “Wir dürfen die Augen nicht verschließen”. Der Einsatz in St. Anton wird evaluiert.
Dieser werde “aufgearbeitet”, auch hinsichtlich möglicher Schwächen. Das bisher Beobachtete sei jedoch sehr positiv gewesen. Jedenfalls sollen nun zusätzliche Spezialgeräte angeschafft werden, darunter Großstromerzeuger und Großpumpen. Aktuell sah man sich “gut aufgestellt”, sagte Mair bei einer Pressekonferenz vor der Landesfeuerwehrschule in Telfs. Nun gelte es, bestehende Kompetenzen weiter zu “schärfen”. Dazu zähle auch die Anschaffung neuer Fahrzeuge. Die Tiroler Feuerwehren seien heuer bereits mit 19 Millionen Euro unterstützt worden. Zusätzliche Mittel soll es indes nicht geben, erklärte die Landesrätin auf Nachfrage. Vielmehr sollen Anschaffungen aus den bestehenden Töpfen, auch Bundesmitteln, bezahlt werden – diese wiederum würden durch die Indexierung steigen. Dieses “Mehr” gelte es gezielt einzusetzen.
Die Statistik zeige klar, “dass die Einsätze zunehmen”, pflichtete Landesfeuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter der Landesrätin bei. Die Alarmierungen aufgrund von Elementarereignissen in Tirol hätten heuer beispielsweise auf 2.250 zugenommen: “Und wir wissen nicht, was im Herbst und Winter noch auf uns zukommt”. 2014 seien es noch 1.338 gewesen, im Gesamtjahr 2022 bereits über 2.000. Rund ein Fünftel der Feuerwehreinsätze seien bereits auf solche Extremwetterereignisse wie Sturm, Hagel etc. zurückzuführen. Auch Unterladstätter sah das Bundesland und die Feuerwehren “mit Mann, Frau und Gerät” gut vorbereitet und verwies auf die große Zahl an Freiwilligen.
Nun gelte es, die vorhandene Spezialausrüstung zu verbessern, bekundete Landesfeuerwehrinspektor Rene Staudacher. Aktuell besitze man etwa 43 Großstromerzeuger, vier weitere seien nun “in Anschaffung”. Zudem seien 18 Großpumpen im Inventar. Auch hier wolle man nachbessern – mit geschätzt fünf Geräten in den kommenden zwei Jahren. Die bestehenden Fahrzeuge – insgesamt gebe es rund 1.000 in ganz Tirol – wolle man “modularer” gestalten, damit diese vielseitiger einsetzbar seien. Auch gelte es die Ausbildung laufend zu verbessern.
Vom Einsatz in St. Anton berichtete der Landecker Bezirksfeuerwehrinspektor Martin Raffeiner. Binnen kürzester Zeit habe sich am 16. August in der bekannten Tourismusgemeinde ein “massives” Schadensbild gezeigt, unter anderem durch entsprechend starken Hagel. Es seien Häuser unter Wasser gestanden, Muren abgegangen: “auch an unerwarteten Stellen”. Schlussendlich handle es sich um “Riesenglück”, dass nicht mehr Personen zu Schaden gekommen seien. Mittlerweile seien im Zuge der Aufräumarbeiten rund 100.000 Kubikmeter Murenmaterial entfernt worden, teilweise sei dieser Prozess auch noch nicht abgeschlossen. Letzte Arbeiten seien “bis in den Winter” zu erwarten bzw., was etwa Schäden an Wildbachverbauungen betreffe, auch darüber hinaus.
Den entstandenen Schaden bezifferte Raffeiner jedenfalls “in Millionenhöhe”. Konkreteres könne man aktuell noch nicht sagen, betonte Landesrätin Mair. Schäden müssten noch begutachtet und geschätzt werden. Die Landesrätin strich die durch die schwarz-rote Landesregierung beschlossene Soforthilfe hervor. Geschlossen richteten die Sprecher indes ihren Dank an sämtliche Einsatzkräfte und insbesondere auch den betroffenen Betrieben, die ihre Arbeitskräfte für den Einsatz freistellen würden. Bewährt hätten sich speziell die Katastrophenhilfszüge (KAT), von denen es in Tirol aktuell 19 gebe.
Das Bundesheer hatte seinen Assistenzeinsatz indes am Dienstag abgeschlossen. Eine Woche lang habe man mit bis zu 50 Soldatinnen und Soldaten bei den Aufräumarbeiten unterstützt, hieß es in einer Aussendung. Die Bevölkerung könne sich “auf das Bundesheer immer verlassen”, wurde Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) zitiert. Rund 2.100 Arbeitsstunden waren schlussendlich für das Heer angefallen.
In St. Anton war es am Freitag, 16. August, zu teils meterhohen Vermurungen gekommen, Fahrzeuge und Häuser wurden von den Erdmassen und Sturzfluten erfasst. Mindestens 35 Gebäude waren beschädigt worden, darüber hinaus mehrere Brücken und Straßen. Betroffen war vor allem das westliche Ortsgebiet von St. Anton mit einigen Ortsteilen sowie der Bereich um zwei Kreisverkehre. Eine große Mure war unter anderem am sogenannten Jungbrunntobel abgegangen, zwei Bäche traten daraufhin über die Ufer, es kam zu Verklausungen. Es wurde aber niemand verletzt.
Die Arlbergstraße war im Zuge der Unwetter sowohl auf Vorarlberger als auch auf Tiroler Seite von Murenabgängen betroffen gewesen. Ein großer Erdrutsch hatte die Straße auf Tiroler Seite bei St. Anton verlegt. In Vorarlberg ging bei St. Christoph am Arlberg eine Mure auf die Straße ab, die gesamte Fahrbahn wurde verlegt. Die Straße wurde stark unterspült und die Fahrspur in Fahrtrichtung Tirol zerstört. Weil der Arlbergstraßentunnel wegen Sanierungsarbeiten noch bis in den November gesperrt ist, waren damit beide Straßenverbindungen am Arlberg vorübergehend nicht bzw. nur eingeschränkt passierbar gewesen. Die Straße war indes mittlerweile auch tagsüber wieder befahrbar.