Amtstierärzte sollen Hirnproben entnehmen

Tödliche Krankheit bedroht Hirsche

Freitag, 13. Januar 2017 | 12:00 Uhr

Bozen – Wegen der Chronic Wasting Disease (CWD) sind in Nordamerika massenhaft Hirsche und Rentiere gestorben. Nun ist diese tödliche Krankheit, die dem Rinderwahnsinn ähnelt, auch in Nordeuropa nachgewiesen worden, weshalb nun auch die Alarmglocken in anderen EU-Ländern schrillen: Überall werden Hirnproben von Hirschen untersucht – auch in Südtirol. Vom Gesundheitsministerium wurde ein Überwachungsplan angeordnet, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Chronic Wasting Disease, auf Deutsch Auszehrkrankheit genannt, ist eine ansteckende Erkrankung des zentralen Nervensystems bei Hirschen. „Die Hirsche werden mager, blind und haben große Schwierigkeiten, sich zu bewegen. Sie werden gelähmt“, erklärt Dr. Alessandro Fugatti, Leiter des Tierärztlichen Dienstes in Bozen, gegenüber den „Dolomiten“. Damit erleiden die Tiere einen qualvollen Tod.

Die Krankheit wird durch Prionen verursacht – das sind Proteine. Erstmals wurde CWD im Jahr 1967 beschrieben. In den USA waren Weißwedel-, Maultierhirsche und Wapitis betroffen. Auch in Kanada trat die Krankheit auf. Nun auch in Norwegen.

In Südtirol sei bereits einmal eine CWD-Untersuchung durchgeführt worden – vor etwa zehn Jahren, erklärt Lothar Gerstgrasser, Mitarbeiter des Jagdverbandes, gegenüber den „Dolomiten“. Europaweit wurden damals 13.000 Proben im Rahmen eines Monitorings untersucht. Die Ergebnisse fielen allesamt negativ aus. Weil das Risiko als gering eingestuft wurde, hat man das Monitoringprogramm daraufhin eingestellt. Norwegen als Nicht-EU-Land führte die Überwachung jedoch weiter – und wurde nun fündig: Bei einem toten Rentier wurde die Krankheit nach einem Routinetest nachgewiesen.

In Italien hat nun das Gesundheitsministerium reagiert und einen Überwachungsplan angeordnet. Auch in Südtirol sollen bis Ende Jänner Rotwild-Hirnproben gesammelt und untersucht werden. Jagdaufseher werden dafür kranke Hirsche erlegen, damit die Amtstierärzte die Untersuchungen durchführen können.

Die Köpfe der Tiere werden abgetrennt und kühl gelagert. Anschließend wird die Probe aus dem Hirn und den Lymphknoten entnommen und ins Institut für Tierseuchenbekämpfung gebracht. Untersucht wird die Probe aber nicht in Bozen, sondern in einem Referenzzentrum in Turin.

Von: mk

Bezirk: Bozen