Von: apa
Der Vorsitzende der Geschäftsführung in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG) und Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums, Franz Harnoncourt, hat am Montag seinen vorzeitigen Rücktritt aus dem Vertrag angekündigt. Dies teilte er zu Beginn einer Sondersitzung der Gesundheitsholding zum Fall einer abgewiesenen Patientin, die verstorben ist, in einer persönlichen Erklärung mit. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2029.
Harnoncourt habe Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) “ersucht, meinen Vertrag vorzeitig aufzulösen”. Er werde noch so lange seine Funktion ausüben, bis eine Nachfolge gefunden und eine geordnete Übergabe sichergestellt ist.
Mitte Oktober war eine Patientin mit einem Aorteneinriss ins OÖG-Krankenhaus Rohrbach gekommen. Sie hätte in eine Spezialklinik überstellt werden müssen, aber nirgends, auch nicht im Kepler Uniklinikum, fand sich die Kapazität, sie rasch genug zu behandeln. Die Frau starb. Ihr Fall zog eine breite Diskussion über die Abläufe und Kapazitäten im Gesundheitssystem nach sich. So hat Haberlander eine Expertenkommission für Klinisches Notfallmanagement und Kommunikation installiert, die die Abläufe rund um den Tod der Frau aufklären soll. Zudem wird am Montag in den außerordentlichen Aufsichtsratssitzungen der Gesundheitsholding und des Kepler Uniklinikums der Fall aufgearbeitet.
“Gedeihliches Handeln kaum mehr möglich”
“Wenn die Organisation und damit ihre Führung nunmehr in so heftiger Kritik stehen, wenn ein gedeihliches und produktives Handeln – auch durch die von mir als überhitzt empfundenen Diskussionen – kaum mehr möglich ist, gilt es, die Verantwortung dafür zu übernehmen – was ich hiermit tue”, begründete Harnoncourt seinen Schritt. “Dies umso mehr, als in dieser Atmosphäre die Rückkehr zu einer konstruktiven Arbeit wohl nur durch einen auch personellen Neuanfang möglich ist”, merkte er weiter an.
Durchaus selbstkritisch führte er in seiner persönlichen Erklärung noch an: “Es ist mir offensichtlich nicht oder nicht ausreichend gelungen, die Weichen innerhalb der Organisation sowohl bei den Regionalkliniken als auch im Kepler Universitätsklinikum so zu stellen, dass die schwierigen Rahmenbedingungen für unsere Patientinnen und Patienten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst wenig zu spüren sind.”
Landeshauptmannstellvertreterin zollte Entscheidung Respekt
Die Entscheidung verdiene Respekt, ein solcher Schritt “ist niemals leicht und erfordert persönliche Stärke ebenso wie großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Oberösterreichischen Gesundheitsholding” bedankte sich Haberlander bei Harnoncourt für langjährige, sehr gute Zusammenarbeit und die Bereitschaft, einen geordneten Übergang sicherzustellen. Gleichzeitig stellte sie auch klar, dass “strukturelle Verbesserungen notwendig sind”. Dazu zählen die “Weiterentwicklung von Prozessen, die Schärfung interner Abläufe, ein intensiviertes Recruiting in den bekannten Mangelfächern oder die Stärkung der Kommunikation zwischen den Häusern”, listete sie auf. Die Ärztekammer für Oberösterreich unterstrich die “konstruktive und professionelle Zusammenarbeit” mit dem 64-Jährigen.




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