Politische Extremisten beschädigen Leihautos - VIDEO

„Touristen, ab nach Hause“

Donnerstag, 08. August 2019 | 07:00 Uhr

Mallorca – Anhänger der Arran – der Jugendorganisation der linksextremen, katalanischen Unabhängigkeitspartei Cup, Candidatura d’Unitat Popular – haben in der Nacht vom Sonntag auf den Montag mehrere Leihautos beschädigt. Mit der Aktion, die von Arran später auf Twitter und YouTube als Video veröffentlicht wurde, wollen die jungen, linksextremen Unabhängigkeitsbefürworter gegen den nach ihrer Ansicht ausufernden Tourismus auf der Baleareninsel Mallorca demonstrieren.

In den ersten Sekunden des Videos wird der Umstand beklagt, dass auf Mallorca nicht weniger als 100.000 Leihautos zu haben sind – laut der Organisation ein Gradmesser, wie sehr die Insel unter dem „Overtourism“ leidet. Anschließend sind maskierte Arran-Anhänger zu sehen, wie sie mit Sprays bewaffnet geparkte Leihautos mit Parolen beschmieren. Zudem werden von den jungen Linksextremen Reifen aufgestochen, Frontscheiben eingeschlagen und Fahrzeuge mit einer Vielzahl von Plakaten und Manifesten zugeklebt. Die Aktion selbst dürfte nur wenige Minuten gedauert haben. Im Video ist zuletzt ein katalanischer Schriftzug zu sehen, der übersetzt ungefähr „Massentourismus oder gute Nachbarschaft, das Kapital gegen das Leben“ bedeutet.

Für die Anhänger der Arran sind solche Aktionen nicht neu. Bereits in den vergangenen Wochen sowie letztes Jahr waren von den linksextremen Unabhängigkeitsbefürwortern in der katalanischen Hauptstadt Barcelona und in Valencia ähnliche, öffentlichkeitswirksame Protestaktionen durchgeführt worden. Ziel von Arran ist es, gegen die wahre Flut von Touristen, unter der Barcelona immer stärker leidet, die Stimme zu erheben.

Im Fall der Vandalenakte von Mallorca nahm die Polizei umgehend Ermittlungen auf. Im politischen Spanien führte die „Aktion“ der linksextremen Unabhängigkeitsbefürworter zu heftigen Polemiken. Lokalpolitiker der rechtsextremen Partei Vox beschuldigten die Polizei, die Justiz und die sozialistische Regierung der Untätigkeit. Der Konservative José Ramón Bauzà Díaz hingegen bedankte sich bei den Touristen, die dazu beitragen würden, die lokale Wirtschaft am Laufen zu halten.

Die Aktionen von Arran mögen viel Aufmerksamkeit verursachen und zu Recht auch herbe Kritik hervorrufen, aber sie sind vor allem ein Symptom dafür, dass die frühere, allgemeine Tourismusfreundlichkeit der Katalanen und Mallorquiner sich längst verflogen hat. Es ist nicht nur die schiere Menge der Urlauber, sondern vor allem die Tatsache, das weite Teile der Bevölkerung wenig bis gar nicht an den Einkünften des Tourismus beteiligt werden, sondern nur die negativen Seiten – insbesondere die gestiegenen Lebenshaltungskosten – zu spüren bekommen. In Barcelona sorgt vor allem der wegen Online-Buchungsplattformen wie Airbnb überhitzte Mietmarkt für Ärger. In der Praxis – meinen die Kritiker nicht ganz zu Unrecht – würden die Touristen den Einwohnern von Barcelona wertvollen Wohnraum wegnehmen.

Auch in Südtirol führen verknappter Wohnraum und Lebenshaltungskosten, mit denen nicht wenige Landsleute nicht mehr mithalten können, teilweise zu schlechter Stimmung in der Bevölkerung. Einige Kritiker geben dabei dem nach ihrer Ansicht bestehenden „Overtourism“ in Südtirol eine Mitschuld. Andernorts gemachte Fehler zeigen, dass Tourismus nur im Einklang mit der einheimischen Bevölkerung gedeihen kann. Ansonsten könnte es womöglich nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Südtirol – unter welchem politischen Vorzeichen auch immer – von Vandalenakten betroffen sein wird.

Von: ka