Sitznachbarin verschickt Mann, weil er schwarz ist

Tränen im Flixbus

Donnerstag, 18. Oktober 2018 | 11:22 Uhr

Bozen/Trient – Es ist bereits Nacht, als der grün-orange Flixbus aus Bozen kommend am Dienstag zur Haltestelle in Trient fährt. Von dort soll es dann nach Rom weitergehen.

Mehrere Personen warten bereits auf den Fernreisebus – unter ihnen befindet sich auch Mamadou. Der 25-jährige Senegalese lebt seit 15 Jahren in Bozen und arbeitet seit einigen Jahren für ein lokales Unternehmen bei der Montage von Öfen.

Im Flixbus zeigt er dem Fahrer sein Ticket und begibt sich zu seinem zugewiesenen Platz. Als er sich setzen will, wird er von seiner Platznachbarin wüst angegangen.

Die etwa 40-jährige Italienerin, die sich bereits im Bus befand, schrie den jungen Mann an: „Hier nicht, geh weg, geh nach hinten.“

Elena Iiriti – eine Mitreisende, die später einen Facebook-Post verfasst – berichtet, dass die Frau nichts von dem Ticket und dem reservierten Platz wissen wollte. Mehrfach habe sie gesagt, dass sie nicht wolle, dass der Mann neben ihr Platz nimmt, weil er eine andere Hautfarbe und Religion habe.

Mamadou beginnt zu weinen. Die Szene schaukelt sich so weit hoch, dass die Polizei gerufen wird. Glücklicherweise klärte sich dann alles. Ein Platztausch war die Lösung.

Elena Iiriti (19), die auf der Reise nach Rom neben dem jungen Mann mit senegalesischen Wurzeln sitzt und mit ihm ins Gespräch kommt, beschreibt in einem Facebook-Post, die Abläufe und erinnert an Rosa Parks. Die US-amerikanische Bürgerrechtlerin war am 1. Dezember 1955 in Montgomery, Alabama verhaftet worden, weil sie sich geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen.

Die 19-Jährige stellt die Frage, ob sich unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt weiterentwickelt hat. Es scheine nicht so zu sein. Die Bosheit der Menschen kenne keine Grenzen.

https://www.facebook.com/elena.iiriti/posts/1996007603801876

Das Statement der jungen Frau auf Facebook ist auf viel Zuspruch gestoßen. Doch es gibt auch Personen, die ihre Geschichte in Zweifel ziehen und damit zeigen, dass derzeit in dieser Hinsicht ein angespanntes Klima herrscht.

Flixbus hat laut einem Bericht der Tageszeitung Alto Adige erklärt, den Vorfall untersuchen zu wollen. Rassismus werde nicht geduldet.

Von: luk

Bezirk: Bozen