Gedanken zur Fastenzeit – ein Kommentar

Verbale Abrüstung

Donnerstag, 14. März 2019 | 09:50 Uhr

Bozen – Mehr als einer Woche nach dem Aschermittwoch befinden wir uns längst mitten in der Fastenzeit. Während die Kirche für die Gläubigen fest verbindliche Bußtage und Fastengebote vorschreibt, wollen auch die anderen nicht nachstehen und die Zeit zwischen Fasching und Ostern dazu nutzen, um auf dieses oder jenes zu verzichten oder um vielleicht endlich mit diesem oder jenem kleinen Laster aufzuhören. Dabei werden meist der Beginn einer Diät und der Verzicht auf Alkohol, Zigaretten, Schokolade oder ausschweifendes Feiern ins Auge gefasst.

APA/APA (dpa)/Oliver Berg

Nicht wenige wollen auch endlich das Vorhaben angehen, den „digitalen Konsum“ einzuschränken. Einige unter ihnen haben sogar vor, ganz die Finger von Smartphone, Facebook und WhatsApp zu lassen.

Aber noch schneller als der Verzicht auf Alkohol, Zigaretten und Schokolade gerät die „digitale Abstinenz“ bald zur Farce. Der Drang mit den anderen in Verbindung zu bleiben und mit ihnen Textnachrichten, Fotos und Videos das „Leben“ zu teilen, ist übergroß. Allerdings werden die „Fastenbrecher“ vom schlechten Gewissen geplagt. Schwer nagt an den Sündern die Gewissheit, dass es auch heuer mit dem 40-tägigen Durchhalten der „digitalen Diät“ wieder nichts wurde.

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Aber Rettung naht. Anstatt auf Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp oder auch auf das Posten im Südtirol News-Forum zu verzichten, könnten die Fastenden sich auch den guten Vorsatz vornehmen, in Foren und sozialen Netzwerken auf verbale Rundumschläge zu verzichten. Weitum wird beklagt, dass durch Fäkalsprache, Sexismus, Rassismus und Fanatismus Foren, Chats und besonders die sozialen Netzwerke immer öfter zum Hort verbaler Gewalt werden. Diese Mitmenschen, die die Fastenzeit als Gelegenheit zur Läuterung, Umkehr und Besserung sehen wollen, könnten diese 40 Tage dazu verwenden, auf verbale Attacken zu verzichten, selbst in heißen Diskussionen Anstand, Respekt und eine gewählte, angemessene Sprache zu bewahren und auch die Meinung des „digitalen Gegenübers“ anzuerkennen.

Von einem freundlicheren „Netzklima“ hätten alle Nutzer etwas. Und es bliebe auch die Hoffnung, dass vom guten Vorsatz auch nach Ostern noch etwas übrig bleibt.

Von: ka

Bezirk: Bozen