Fischereiverband kritisiert Spülung des Staussees von Franzensfeste

Vernichtung der Fischbrut befürchtet – VIDEO

Freitag, 02. Juli 2021 | 08:00 Uhr

Bozen- Der Fischereiverband Südtirol kritisiert, dass der Stausee von Franzensfeste erneut gespült wird. “Mittels einer klassischen Spülung sollen in wenigen Wochen rund 300.000 Kubikmeter an Sedimenten talwärts befördert werden.”

Das wurde vom Strombetreiber Alperia bereits vor zwei Jahren beim Mühlbacher Stausee so gemacht. Unzählige junge Fische sind damals verendet. “Die katastrophalen ökologischen Auswirkungen der Spülung des Mühlbacher Stausees vor zwei Jahren dürften vielen noch in Erinnerung sein. Talseits des Mühlbacher Stausees wurde die Fischbrut (Jungfische des ersten Jahres) von Forellen und Äschen praktisch komplett vernichtet – auf rund 60 km Flusslänge bis nach Bozen”, so die Fischer.

Nun befürchten sie, dass das wieder passiert. Voriges Jahr wurde im Stausee ein Pilotprojekt mit Saugbaggern gestartet, die Fischer fragen sich, warum dieses heuer nicht fortgesetzt wird.

“Aus technischer Sicht ist es im Zuge der Durchführung des Pilotprojektes zwar zu einigen Probleme gekommen – vor allem was die Trennung von Fein- und Grobmaterial betrifft. Allerdings scheinen diese lösbar, vor allem falls in Zukunft Firmen die Saugbaggerungen durchführen, die Erfahrung mit offenen Stauseen und großen Zubringern haben. Zusammengefasst stellt dieser Pilotversuch also einen extrem wichtigen Meilenstein für den Gewässerschutz in Südtirol dar. Ein vergleichbares Pilotprojekt wäre noch vor Jahren undenkbar gewesen.” Warum heuer dennoch klassisch gespült (werden muss), lasse sich aus dem Gutachten der Dienststellenkonferenz entnehmen. “Letztes Jahr war ein außergewöhnliches Jahr, mit zwei großen Hochwasserereignissen und einem dementsprechend großen Sedimenteintrag in den Stausee Franzensfeste. Trotz der erfolgten Saugbaggerung wurden rund 135.000 Kubikmeter an Sedimenten neu im Stausee abgelagert, also das Doppelte einer durchschnittlichen Jahresmenge. Der Stausee ist nun so gut wie voll mit Sedimenten. Mit der klassischen Spülung möchte Alperia rund 300.000 Kubikmeter an Sedimenten ausspülen, das entspricht der zehnfachen Menge des Pilotprojektes”, so der Fischereiverband.

Dem Fischereiverband Südtirol und auch den Bewirtschaftern der betroffenen Gewässerabschnitte sei klar gewesen, dass das Pilotprojekt vom letzten Jahr (noch) nicht das Ende der klassischen Spülungen bedeuten würde. “Dafür war der Stausee Franzensfeste einfach zu voll mit Sedimenten. Umso wichtiger wäre es nun deshalb, dass die Behörde nach erfolgter Spülung dem Kraftwerksbetreiber Alperia vorschreibt, umgehend mit Saugbaggern und weiteren alternativen Methoden zu arbeiten, damit das wiederhergestellte Volumen so lange als möglich erhalten bleibt. Ansonsten riskieren wir, dass Alperia genau nichts unternimmt und in wenigen Jahren wieder um eine klassische Spülung ansucht – der für sie komfortabelsten, weil einfachsten ‘Lösung'”, heißt es weiter.

Der Fischereiverband Südtirol werde jedenfalls weiterhin alles Mögliche in der Sache alternatives Sedimentmanagement unternehmen.

Von: luk

Bezirk: Eisacktal