Pazifik-Anrainerstaaten hoben Tsunami-Warnungen auf

Viele Nachbeben erschüttern russische Halbinsel Kamtschatka

Donnerstag, 31. Juli 2025 | 11:57 Uhr

Von: APA/dpa

Nach einem heftigen Beben der Stärke 8,8 vor der Halbinsel Kamtschatka im Osten Russlands kommt die Erde dort weiter nicht zur Ruhe. In der Nacht auf Donnerstag (Ortszeit) registrierten internationale Erdbebenwarten zahlreiche Nachbeben, viele mit einer Stärke von weit über 5 und in geringer Tiefe von nur etwa zehn Kilometern. Weitere Nachbeben könnten in den nächsten Wochen folgen. Pazifik-Anrainerstaaten haben indes ihre Tsunami-Warnungen aufgehoben.

Millionen von Menschen kehrten wieder in ihre Häuser in den Küstengebieten zurück. Die befürchtete Katastrophe blieb aus.

Nach dem Erdbeben im dünn besiedelten Fernen Osten Russlands hatten mehr als ein Dutzend Staaten rund um den Pazifik – von Japan über die USA bis nach Ecuador – am Mittwoch Tsunami-Warnungen ausgegeben, bis zu vier Meter hohe Flutwellen wurden vorhergesagt. Zahllose Menschen verließen sicherheitshalber ihre Häuser in küstennahen Gebieten und brachten sich in Sicherheit. Häfen wurden geschlossen und Flüge abgesagt.

Keine Schäden in Chile

Die Befürchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht, ein Land nach dem anderen nahm die Warnungen zurück. Chile registrierte weder Schäden noch Opfer, an der Nordküste des Landes trafen 60 Zentimeter hohe Wellen auf Land. Auf den zu Ecuador gehörenden Galápagos-Inseln, wo bis zu drei Meter hohe Wellen befürchtet worden waren, stieg das Wasser lediglich um einen Meter an.

Auch Japan hob seine Tsunami-Warnung am Donnerstag auf. Es drohten keine Flutwellen mehr an den Küsten des Landes, erklärte der Wetterdienst. In dem Land waren zeitweise fast zwei Millionen Menschen zur Evakuierung aufgerufen. Einziges Todesopfer war eine Frau, die Berichten zufolge auf der Flucht vor dem befürchteten Tsunami mit ihrem Auto von einer Klippe stürzte.

Folgen in Russland

Schwerere Folgen hatte das Beben lediglich in Russland. In der Hafenstadt Sewero-Kurilsk traf ein Tsunami auf Land und überflutete eine Fischfabrik. Bilder im russischen Staatsfernsehen zeigten ins Meer gerissene Gebäude und Trümmer.

Wissenschaftern zufolge brach kurz nach dem Beben der russische Vulkan Klyutschweskoj aus. Die Erdbebenwarte meldete den Vulkanhang hinabfließende Lava und mehrere Explosionen.

Das ist über das schwere Beben bisher bekannt

Mit 8,8 war das Hauptbeben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011 – und wurde seit Beginn der Messungen überhaupt nur von fünf Beben übertroffen. Laut der Russischen Akademie der Wissenschaften war es zudem das heftigste in der Region seit 1952. Das Zentrum des Bebens lag den Angaben zufolge in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste Kamtschatkas.

“Es wird in den kommenden Wochen und Monaten zu Nachbeben in der Region kommen, die aber sehr wahrscheinlich nicht mehr die Magnitude des Hauptbebens erreichen werden”, sagte Heidrun Kopp vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel dem Science Media Center (SMC). Generell seien Nachbeben gefährlich, da sie bereits beschädigte Infrastruktur komplett zerstören können. “Im vorliegenden Fall wären weitere Schäden vermutlich auf die Halbinsel Kamtschatka begrenzt.”

In zahlreichen Anrainerstaaten war die Sorge nach dem Beben groß gewesen, dass meterhohe Tsunami-Wellen schwere Schäden entlang der Küsten am Pazifik anrichten könnten – auch in Erinnerung an die verheerende Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean mit etwa 230.000 Todesopfern von Thailand bis Tansania. Jedoch gab es damals noch keine Frühwarnsysteme und effektiven Strukturen, um die Bevölkerung vor der heranrollenden Flutwelle zu warnen.

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