Vier Festnahmen und sieben Kilo Heroin beschlagnahmt

Hat Südtirol ein Heroin-Problem? – 130 Konsumenten registriert – VIDEO

Donnerstag, 27. Juli 2017 | 18:05 Uhr
Update

Bozen – Die Bozner Polizei hat vier Personen festgenommen und insgesamt sieben Kilogramm Heroin beschlagnahmt. Das ist die Bilanz einer Operation, die bereits in den vergangenen Wochen zur Festnahme von weiteren zehn Personen geführt hat.

Monopol beim Heroin-Vertrieb in Bozen

Die Details enthüllte die Polizei heute bei einer Pressekonferenz. Die Drogen sollten offenbar in der Landeshauptstadt verteilt werden. Bei den Zulieferern handelt es sich um den 42-jährigen B. M. M. R. und um den 38-jährigen Albaner B. S. Beide sind in Saronno in der Provinz Varese ansässig.

In Bozen hielt der der Tunesier K. H. (36) alias “Ali” das Zepter fest in der Hand. Er kam erst Anfang des Jahres in die Südtiroler Landeshauptstadt und hatte wenige Monate später praktisch das Monopol auf den Vertrieb von Heroin. Auch kleinere Mengen Kokain wurden verkauft. Gedealt wurde rund um den Bozner Bahnhof, am Verdiplatz oder den Talferwiesen. Für die Kunden waren die Dealer 24 Stunden erreichbar.

Auf der Pressekonferenz hielten die Polizeibeamten fest, dass im Drogennetzwerk verschiedene Ethnien vertreten waren. Tunesier, Marokkaner, Albaner und Osteuropäer. Dies sei eher ungewöhnlich.

“Ali” machte trotz Polizei im Nacken weiter

Im Zuge der Ermittlungen wurden immer wieder beachtliche Mengen an Heroin aus dem Verkehr gezogen. Dennoch gaben “Ali” und seine Gefolgschaft nicht auf. Bezahlt wurden die Drogen über Geldtransferdienste wie Western Union. Immer wieder flossen beachtliche Geldmengen an Empfänger in Italien oder Tunesien. Allein im Mai und Juni stellten die Ermittler Geldbewegungen von 48.000 Euro fest.

Im Juli wurde “Ali” offenbar klar, dass ihm die Polizei dicht auf den Fersen war. Er wollte sich per Schiff von Genua nach Tunesien absetzen. Kurz vor seiner Flucht griffen die Exekutivbeamten aber zu und legten dem Mann die Handschellen an.

Insgesamt wurde neun Personen auf frischer Tat ertappt und verhaftet. 20 weitere Personen wurden angezeigt, fünf Personen befinden sich als Vorsichtsmaßnahme unter Arrest, vier Personen sitzen im Gefängnis in Untersuchungshaft. Eine Person, die ebenfalls ins Visier der Polizei geriet soll dagegen untergetaucht sein. Die Fahnder gehen aber davon aus, auch dieser Person habhaft zu werden.

stnews/luk

Heroinkonsum auf dem Vormarsch: 130 Konsumenten registriert

Gleichzeitig verwies die Polizei auf einen erschreckenden Trend: Insgesamt konnten 130 Südtiroler Heroin-Konsumenten ausgeforscht werden. Sie stammen aus allen sozialen Schichten und Altersgruppen. Dies belegt, wie stark die gefährliche Droge wieder auf dem Vormarsch ist. Dabei werde Heroin auch wieder zunehmend in die Adern gespritzt und nicht nur geraucht, erklärte die Polizei. Rund einen Kilogramm Heroin in der Woche konnte das Drogennetzwerk nach Südtirol bringen. Auch das zeige, wie stark die Nachfrage inzwischen angestiegen ist. Diese Mengen seien für eine kleine Stadt wie Bozen beachtlich. Außerdem hatte das beschlagnahmte Suchtgift einen hohen Wirkstoffgehalt. “Das haben wir seit Jahren nicht mehr gesehen”, so die Drogenfahnder heute bei der Pressekonferenz.

Seit Monaten wird ermittelt

Die Ermittlungen wurden vor über drei Monaten aufgenommen. Schon am 12. Mai gab es eine erste Festnahme eines 52-jährigen Mannes, der auf der Talferwiese 50 Gramm Heroin gekauft hatte. Das Rauschgift hätte er wiederum im Burggrafenamt weiterverkauft.

Es folgten weitere Verhaftungen: Am 25. Mai wurde eine Drogenkurierin (52 aus Saronno) bei der Autobahnausfahrt in Bozen gestoppt. Sie hatte 1,4 Kilogramm Heroin dabei, welches für Bozen und den Chef des Drogennetzwerks “Ali” bestimmt war.

Wenige Tage später, am 29. Mai hat die Polizei weitere 2,1 Kilogramm Heroin abgefangen. Dieses Mal sollte ein 34-jähriger Albaner das Suchtgift nach Südtirol bringen.

Am 30. Mai klickten für eine 25-jährige Südtirolerin in Verona die Handschellen. Sie sollte “Ali” ein halbes Kilogramm Heroin bringen. Die Frau war dazu wohl wegen ihrer Sucht bereit.

Am 17. Juni wurde ein Tunesier mit einem Kilogramm Heroin in Norditalien ertappt. Auch diese Lieferung sollte in Bozen an den Endkunden gebracht werden.

 

stnews/luk

Am 20. Juni war die 33-jährige Polin S. E. bei Verona in einem Zug in Richtung Bozen festgenommen worden. Auch sie war von den Tunesiern nach Modena geschickt worden, um Drogen abzuholen. Erwischt wurde sie von der Polizei mit 250 Gramm Heroin. Wie die Ordnungshüter feststellten, handelte es sich um dieselbe Art von Rauschgift, die auch die Händler benutzten. Weil die Frau schwanger war, gingen die Hintermänner offenbar davon aus, dass sie weniger Verdacht erregen würde.

Am 11. Juli hat die Polizei drei Händler am Bahnhof in Verona festgenommen. Dabei handelt es sich um den 27-jährigen E. M., den 34-jährigen A. E. und den 32-jährigen A. M. Sie hatten rund 600 Gramm Heroin und zehn Gramm Kokain bei sich. Obwohl die “Bande” bereits im Visier der Ordnungskräfte war, hatten sich die Beteiligten nicht davor gescheut, einen weitere Lieferung zu organisieren.

 

 

“Harter Schlag”

Nachdem zu Anfang Autos für den Transport verwendet wurden, sattelte die Bande auf den Transport per Zug um. Doch die Polizei blieb ihnen auf den Fersen, mit Erfolg, wie sich nun herausgestellt hat. “Die Operation mit dem Namen “Money Transfer 2017″ war ein harter Schlag für den illegalen Handel mit Heroin in Südtirol”, fasst die Polizei die Ermittlungsergebnisse zusammen.

 

 

 

 

Von: mk

Bezirk: Bozen