Probleme für „Exoten“

Warum die Eiseskälte auch Vorteile hat

Dienstag, 17. Januar 2017 | 12:00 Uhr
Update

Bozen – Die Eiseskälte, die derzeit in Südtirol herrscht, hat auch ihre Vorteile. So setzt die Kälte nicht nur der gefürchteten Tigermücke zu, sondern auch Schädlingen in der Landwirtschaft.

„Vor allem den invasiven Schädlingen, die nicht an unser Klima angepasst sind“, mache die Kälte zu schaffen, erklärt die Sachbearbeiterin für Entomologie (Insektenkunde), Silvia Schmidt vom Versuchszentrum Laimburg, laut einem Bericht des Tagblatts Dolomiten. Damit etwa die Tigermücke das Zeitliche segnet, müssen die Temperaturen für mindestens 24 Stunden bei minus zehn Grad liegen, betont Alberta Stenico, Direktorin des Biologischen Landeslabors.

Auch für die Kirschessigfliege und für die Mittelmeerfruchtfliege könne Kälte laut Schmidt zu einer Bedrohung werden. Die Kirschessigfliege ist vor allem Weinbauern ein Dorn im Auge, während die Mittelmeerfruchtfliege es hingegen auf Äpfel und viele andere Früchte abgesehen hat.

In Welsberg wurden erst kürzlich minus 21,2 Grad gemessen. Wäre die Tigermücke dort unterwegs, könnten die Bürger wohl aufatmen. Doch bisher wurde das Insekt weder in Welsberg noch in Bruneck nachgewiesen. In tieferen Lagen, wie etwa in Meran, Bozen, Salurn und Brixen kommt der lästige Blutsauger vor. Dort war es bisher allerdings nicht kalt genug – vor allem nicht für längere Zeit.

Die Tigermücke ist ein subtropisches Insekt und hat sich an das gemäßigte Klima in Norditalien gut angepasst, wie Stenico erklärt. Doch selbst wenn die Kälte der Tigermücke großflächig den Garaus machen würde, wäre das Problem nicht gelöst. Denn vermutlich würde das Insekt noch einmal eingeschleppt. Deshalb empfiehlt Stenico, im April mit den wärmer werdenden Tagen früh mit Präventionsmaßnahmen zu beginnen. So sollte etwa stehendes Wasser entfernt werden.

Die Kirschessigfliege suche hingegen Nischen zum Überwintern, wo die Temperaturen nicht unter null Grad sinken, wie etwa im Wald, berichtet Schmidt laut „Dolomiten“. Einzelne Fliegen tummeln sich auch in den Wintermonaten noch in den Anlagen.

Ein Problem ist die Kälte auch für die Prozessionsspinner – allerdings nur, wenn man es schafft, die kleinen Plagegeister aus dem Netz rauszuholen und ihnen damit den Schutz zu nehmen. Früher habe man die Netze deshalb mit Schrotflinten-Kugeln zerstört, wenn es im Winter kalt war, erklärt Abteilungsdirektor Paul Profanter gegenüber den „Dolomiten“. Heutzutage gehe man hingegen biologisch vor.

Schädlinge sind wechselwarm und passen sich an die Umgebungstemperatur an. „Sie ziehen sich in Trockenmauern, warmes Laub oder in die Häuser zurück“, erklärt der Koordinator des Beratungsringes, Robert Wiedmer, laut „Dolomiten“. Die Kälte könne für die Bauern „durchaus ein Vorteil sein“ – zum Beispiel bei Feuerbrand-Bakterien. Doch Grund zur Euphorie bestehe keiner. Denn Schädlinge wie die Kirschessigfliege können sich – wenn im Frühjahr und danach die richtigen Bedingungen vorherrschen – so stark vermehren, dass die Kälte im Winter keine Rolle mehr spielt.

Von: mk

Bezirk: Bozen