Von: ka
Bozen – Die Nachricht, dass die Bozner Stadtregierung angeblich beschlossen hat, die Aussetzung des Fahrverbots für ältere Diesel-Fahrzeuge zu beenden, sorgt in Südtirol für einen wahren Proteststurm.
Vollkommen zu Recht bemerken viele Kritiker, dass angesichts der Autobahn, die die Stadt durchquert und der Kohlekraftwerke, die infolge des Krieges europaweit einen dritten Frühling erleben, diese Maßnahme kaum zur Verbesserung der Luftwerte beitrage. Vielmehr – so diese Stimmen – treffe das teilweise Fahrverbot für Euro-3-Diesel-Pkw jene, die sich kein neues Auto leisten können.
Der Verdacht liegt nahe, dass es letztendlich nur darum geht, etwas Aktionismus zu betreiben. Da die Anzahl der sich noch im Umlauf befindlichen Euro-3-Dieselfahrzeuge relativ gering ist und mit diesen Autos in der Regel jährlich nur wenige Kilometer gefahren werden, ist der Nutzen dieses Verbots mehr als nur zweifelhaft.
Sauer stößt vielen Südtirolern auch auf, dass das zeitweise Fahrverbot erst am 1. Jänner 2023 in Kraft treten soll. Offenbar scheint den Bozner Stadtvätern der Umweltschutz nur dann besonders wichtig zu sein, wenn er das Weihnachtsmarktgeschäft nicht stört.
Die unverhältnismäßig große Kritik am Fahrverbot ist aber auch ein Symptom dafür, dass im Landl die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Der Ärger darüber, dass sich Besitzer teurer Elektrofahrzeuge oder neuester Euro-6-Autos sich nicht nur das Etikett des umweltfreundlichen Bürgers ans Jackett heften dürfen, sondern auch noch zu jeder Tages- und Nachtzeit fahren können, während Ärmere als Umweltferkel gelten und notgedrungen ihre alte Kiste stehen lassen müssen, ist vollkommen berechtigt und sollte von der Bozner Stadtregierung nicht unterschätzt werden.
Der Ärger ist aber der Lohn dafür, dass Verbote geschaffen werden, die weder Sinn und noch weniger Herz haben.