Neuer Kurs des Vereins Alzheimer Südtirol startet am 8. März 

Wer pflegt unsere Bedürftigen?

Donnerstag, 29. Februar 2024 | 13:34 Uhr

Von: mk

Bozen – Der Verein Alzheimer Südtirol ASAA startet am Internationalen Tag der Frau am 8. März in Bozen mit der 6. Auflage ihres erfolgreichen Befähigungskurses zur Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz.

Noch nie war der Bedarf für Hilfestellungen für pflegende Familien und ausländische Hilfskräfte so eklatant wie jetzt. Wir kommen einfach nur mehr schwer auf die Füße, so Ulrich Seitz, Präsident der ASAA. Die Pflege daheim wird immer belastender.

Von den Hunderten von Anrufen, die sich jährlich auf die Grüne Nummer 800660561 des Vereins Alzheimer Südtirol EO beziehen, betreffen unzählige die Überforderung von Pflegenden Angehörigen, die Beruf, Familie und eben die Pflege eines Angehörigen unter einen Hut bringen müssen. Zu den Wartezeiten bis zu einer möglichen Pflegeeinstufung durch den öffentlichen Dienst, kommt immer öfters die Unmöglichkeit, eine geeignete Hilfskraft für daheim zu finden, dazu. „Tatsache ist, dass nach internen Recherchen des Vereins Alzheimer Südtirol uns seit 2020 scharenweise landesweit die sogenannten ‚Badanti‘ vor allem aus der Ukraine und dem gesamten osteuropäischen Gebiet verlassen haben“, betont ASAA-Präsident Ulrich Seitz. Das hat zur Folge, dass nun die zitieren Familien noch deutlicher gefordert sind, als in der Vergangenheit. „Immer öfters bekommen wir es mit Burnout-Situationen bei Pflegenden zutun“, so Seitz.

Sehr schwierig sei auch der Umstand, dass Entlastungangebote für Kranke kaum zur Verfügung stünden und es daher landauf landab wenige Chancen gebe, dass sich Menschen in der Pflege erholen. Es sei daran erinnert, dass noch vor 15 Jahren die Lebenserwartung nach der Diagnose Demenz fünf Jahre betrug, heutzutage sich das Leiden aber bis zu zehn Jahren und mehr hinausziehen kann, erklärt Seitz. Daher starte der Befähigungskurs zur Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz, betont Präsident Seitz. In Südtirol werden nämlich rund 75 Prozent aller Patienten mit Demenz daheim gepflegt.

Schon viele Dutzende Menschen haben die bisherigen Auflagen besucht. Das spezifische Projekt ermöglicht Betreuerinnen und Betreuern, ihre Kompetenzen mit dem psychologisch-kulturellen Aspekt und der aktiven Gestaltung der gemeinsamen Zeit zu vervollständigen. Der Kurs steht Angehörigen Demenzkranker, ausländischen Hilfskräften und allen Interessierten offen, um ihre Familienangehörigen oder Bekannten mit mehr Erfolg und weniger Stressaufwand zu unterstützen. Im Fokus des Weiterbildungsprojekts stehen also die Beziehungsaspekte und die aktive Nutzung der Zeit seitens der Senioren, wobei man auf der Basis ihrer Biografie auf Verhaltensweisen, Initiativen und Anregungen setzt, und zu helfen, ihre soziale Anteilnahme für die sie umgebende Welt nachhaltig zu bewahren.

Damit wird der Melancholie und dem Gefühl der Isolation vorgebeugt, die nicht nur bei Senioren zu einem raschen geistigen und körperlichen Verfall führen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren Grundzüge zum Krankheitsbild über unterschiedliche Stadien der Erkrankung und erhalten Informationen darüber, welche Angebote und Aktivitäten im jeweiligen Stadium angemessen sind. Sie werden für die Verhaltensweisen und Ausdrucksmöglichkeiten von Demenz-erkrankten Menschen sensibilisiert und in die Grundzüge einer validierenden Gesprächsführung eingeführt.

Sie lernen in praktischen Beispielen den Einsatz der Kinästhetik bei der täglichen Arbeit kennen und erhalten Hinweise darüber, wie durch gezielte stimulierende Angebote die Wahrnehmung, die Bewegung und Kommunikation gefördert werden können. Grundlegend ist zudem zu erfahren, wie eine Atmosphäre von Vertrauen und Sicherheit für die erkrankten Menschen geschaffen werden kann.

Der Kurs beginnt am Freitag, den 8. März und endet am Samstag, den 20. April (nach 47 Stunden). Der Unterricht findet freitags von 15.00 bis 19.00 und samstags von 9.00 bis 13.00 Uhr statt. Seitz plädiert daher an alle, die sich überfordert fühlen, sich zumindest neue Werkzeuge, die in der praktischen Fortbildung der ASAA angeboten werden, zu holen und in Austausch mit den erfahrenen Freiwilligen zu treten, die mit all ihrem Wissen, in brenzligen Situationen gezielt eingreifen können.

Alle Interessierte sind gebeten sich frühzeitig an info@asaa.it oder an die Grüne Nummer 800660561 zu wenden, um über die praktischen Module des zitierten Kurses sowie sämtlicher weiterer Aktivitäten zum Selbstschutz vor Burnout in der Pflege aufgeklärt zu werden.

Bezirk: Bozen