Von: mk
Bozen – Die Anklage geht davon aus, dass der Mann, der auf seine 29-jährige Ehefrau im Bozner Stadtviertel Haslach mitten auf offener Straße mit einem Küchenmesser eingestochen hat, Tötungsabsicht hegte. Demnach sei die Tat geplant gewesen. Das macht die Vorwürfe besonders schwerwiegend, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.
Der Mann hat der Frau zunächst mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Anschließend stach er mindestens viermal mit dem Messer auf das Gesicht, den Hals und den Bauch der Frau ein. Die Abfolge lässt die Ermittler vermuten, dass der 41-jährige Albaner seine Frau töten wollte.
Trotz des fatalen Angriffs solle es Anlass zur Hoffnung geben, was den Gesundheitszustand des Opfers anbelangt. Bereits am Freitag hieß es, die Frau schwebe nicht mehr in Lebensgefahr. Am Samstag wurde hingegen bekannt, dass sich die junge Mutter nach einem heiklen chirurgischen Eingriff noch immer auf der Intensivstation befindet. Der Gesundheitszustand bleibt nach wie vor kritisch.
Der Ehemann, der in Bozen als Handlanger gearbeitet hat und keine Vorstrafen aufweist, hat sich am Samstagnachmittag im Gefängnis erneut mit seinem Anwalt Nicola Nettis getroffen. Am Montagvormittag um 9.30 Uhr soll der Haftprüfungstermin stattfinden. Dabei wird der mutmaßliche Angreifer zum ersten Mal einem Richter vorgeführt.
Der Mann hat im Gefängnis einen sehr mitgenommenen Eindruck gemacht und soll vor seinem Verteidiger nicht in der Lage gewesen sein, den genauen Ablauf der Ereignisse zu schildern. Eines scheint allerdings festzustehen: Der Mann ist bereits seit Längerem zu einer Gefahr für seine Familie geworden, zumal die Sozialdienste und die zuständigen Behörden der Frau und den drei Kindern – darunter ein Mädchen, das nicht ganz ein Jahr alt ist – Unterkunft in einer geschützten Wohnung gewährten.
Die Frau soll vor ihrem Ehemann Angst gehabt haben. Gleichzeitig hat sie gegen ihren Mann Anzeige erstattet, wodurch es zu einem Rechtstreit gekommen ist. Dabei soll es unter anderem um das Besuchsrecht für die Kinder gegangen sein.
Der Mann hätte nicht wissen dürfen, wo die Frau Zuflucht gefunden hat. Die Ermittler vermuten, dass der 41-Jährige seiner Ehefrau gefolgt ist, nachdem diese die beiden älteren Töchter zur Schule gebracht hatte. In der Tat ist es zum Angriff gekommen, nachdem die Frau von der Schule zurückgekehrt ist.
Als die 29-Jährige ihren Ehemann vor sich sah, soll es zu einer lautstarken Diskussion auf offener Straße gekommen sein. Vermutlich weil sie die Absichten ihres Mannes erahnte, begab sich die Frau in Richtung der Bar „Principe“, um dort Schutz zu finden. Doch sie schaffte es nicht mehr, das Lokal zu erreichen.
Dass der Mann tatsächlich vorhatte, seine Frau auf offener Straße zu ermorden, bestreitet die Verteidigung hingegen. Stattdessen wird argumentiert, dass der Mann aus einem plötzlichen Wutanfall im Affekt gehandelt habe. Anwalt Nicola Nettis hat bestätigt, dass der Mann vor einigen Tagen um rechtliche Hilfe angesucht hat, weil er Schwierigkeiten hatte, seine eigenen Kinder zu sehen.
Laut dem Anwalt habe allerdings nicht darauf hingedeutet, dass die Schwierigkeiten zwischen dem Paar derart tragische Auswüchse annehmen würden.
Überraschungen beim Haftprüfungstermin am Montag werden allerdings keine erwartet. Staatsanwältin Luisa Mosna wird die Bestätigung der U-Haft fordern – wegen Flucht- und Wiederholungsgefahr. Ob der Mann 48 Stunden nach der Tat vor dem Richter seine Version der Ereignisse offenbart, bleibt abzuwarten.