Von: mk
Bozen – Aktuell leben 46.613 anerkannte Zivilinvaliden in Südtirol. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 1.040 Personen, bei denen die zuständige Ärztekommission eine allgemeine Arbeitsunfähigkeit von mindestens 34 Prozent festgestellt hat. Angesichts der 531.178 Einwohner in Südtirol macht das beinahe ein Zehntel der Gesamtbevölkerung aus. Mit Hilfe einer umfangreichen Statistik zeigt die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol), in wie weit sich die Lage für Südtirols Zivilinvaliden verändert hat.
Heute gibt es etwa 2,3 Prozent mehr Zivilinvaliden in Südtirol als noch vor einem Jahr. Mit einem Plus von 3,7 Prozent lässt sich der größte Zuwachs bei Personen mit einer Zivilinvalidität von genau 100 Prozent beobachten. Das Begleitgeld wurde vergleichsweise weniger Antragstellern zuerkannt: In dieser Kategorie ist die Zahl der Südtiroler Zivilinvaliden um lediglich 1,9 Prozent gewachsen. Bei der Anerkennung um eine schwere Behinderung laut Gesetz 104/92 konnte der deutlichste Anstieg verzeichnet werden: Gab es im letzten Jahre noch 9.954 Zivilinvaliden mit einer schweren Behinderung, so gibt es heute 11.482. Das ist ein Plus von 1.528 Personen bzw. ein Anstieg von 15,4 Prozent. Dieses Gesetz wird besonders geschätzt, da es eine Reihe von Rechten vorsieht, beispielsweise die bezahlte Arbeitsenthaltung (entweder für die invalide Person oder für ein Familienmitglied) oder Vergünstigungen beim Kauf eines Fahrzeugs.
„Von den Ämtern für Rechtsmedizin sowie Gesundheitsförderung und öffentliche Gesundheit haben wir kürzlich alle Zahlen und Fakten zum Thema Zivilinvalidität in Südtirol erhalten. Auch heuer möchten wir die aktuellen Daten nutzen, um einen Vergleich zum Vorjahr anzustellen. Als wichtigste Interessensvertretung der Südtiroler Zivilinvaliden können wir so erkennen, welcher Invaliditätsgrad wie vielen Personen im Vergleich zum Vorjahr zuerkannt wurde, wodurch wir die Gesamtsituation der Südtiroler Zivilinvaliden besser einschätzen können“, erklärt Thomas Aichner, Präsident der ANMIC Südtirol.
Interessant ist ein Blick auf das restlichen Italien, wo unter dem Ex-Präsidenten des Nationalen Instituts für Soziale Fürsorge (NISF/INPS) den Ärzten der Ärztekommissionen satte Prämien versprochen wurden, falls diese die Zahl der anerkannten Zivilinvaliden so gering wie möglich hielten. Dass Südtirol von einem solchen Skandal weit entfernt ist, bestätigen zudem die Zahlen über die Rekursanträge. „Betroffene können einen Rekurs gegen die Entscheidung der Ärztekommission einreichen, falls die Entscheidung als ungerecht empfunden wird. Wird der Rekurs angenommen und die Zivilinvalidität (prozentuell) erhöht, verbessert sich die Lebenssituation des Betroffenen, indem ihm mehr Rechte anerkannt werden“, erklärt Thomas Aichner. Von den im letzten Jahr 474 gestellten Rekursanträgen wurden 106 bzw. 22,4 Prozent angenommen. Vergleicht man das mit den neuesten Zahlen von 2019, so gab es auch hier einen Anstieg: Insgesamt stiegen die Rekursanträge auf 516 an, wovon 128 bzw. 24,8 Prozent angenommen wurden.
„Die Zahlen bestätigen, dass die Lage vieler Südtiroler Zivilinvaliden ernst und wahrgenommen wird. Trotzdem gibt es immer noch viele Personen, die entweder schlecht oder falsch informiert sind, und deshalb auf wichtige und notwendige Hilfe verzichten müssen. Diesen Personen raten wir, sich umfassend über ihre Rechte als Zivilinvalide in Südtirol zu informieren“, ergänzt Thomas Aichner.
Die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol) ist eine gemeinnützige Organisation ohne Gewinnabsichten (ONLUS), die auf Staats- und Landesebene seit 1965 bzw. 1994 anerkannt ist. Als die einzige rechtliche und gesetzliche Vertretung der Zivilinvaliden und ‑versehrten vertritt die ANMIC Südtirol diese bei öffentlichen Ämtern sowie in privaten Betrieben, damit die Südtiroler Zivilinvaliden und ‑versehrten vollständig in den sozialen sowie beruflichen Alltag integriert werden. Mit mehr als 5.700 Mitgliedern ist die ANMIC Südtirol die größte Interessensvertretung für Zivilinvaliden und ‑versehrte in Südtirol.