Undiszipliniertes Südtirol wird zum Gespött – ein Kommentar

Zum Schämen!

Donnerstag, 02. Dezember 2021 | 07:08 Uhr

Bozen – Die Italiener reiben sich verwundert die Augen. Das Land, das in Italien sonst als Vorbild und Klassenprimus gilt, ist nicht „nur“ Impfschlusslicht, sondern auch Hort der skurrilsten Impfgegner und Coronaleugner.

Wie eine Reportage des TV-Senders „La7“ zeigt, mangelt es hierzulande nicht an Menschen, die glauben, dass die bereits millionenfach verabreichten Impfstoffe „experimentell“ seien und dass Covid-19 mit Homöopathie und Vitamin D behandelt werden könne. Nur noch Kopfschütteln ruft im In- und Ausland hervor, dass Impfgegner ihre Kinder von der Schule holen und sie teilweise in Jurten im Wald selbst unterrichten. Die Corona-Partys, für die Südtirol in Italien schon „berühmt“ ist, runden die „bella figura“ ab.

Aber dabei handelt es sich nur um die schlimmsten Auswüchse. Kaum verstärken die Ordnungskräfte die Kontrollen, kommt zutage, wie weit verbreitet im Land Undiszipliniertheit und die offenkundige Missachtung von Verordnungen und Gesetzen ist. Die Episoden, die, wenn sie nicht so traurig wären, auch aus einem lustigen Bauernschwank stammen könnten, reichen von Einheimischen, die Grüne Pässe von Freunden und Verwandten vorzeigen, Pass-losen Angestellten, die bei der Kontrolle flüchten, bis hin zu einer Zahnarztpraxis, in der weder Zahnarzt noch Assistentin und schon gar nicht die Kunden geimpft sind oder einen Grünen Pass besitzen. Es vergeht leider kaum mehr ein Tag, an dem Nachrichten aus der Hochburg der Impfgegner und Coronaleugner nicht die italienischen TV-Sendungen „zieren“.

Die negativen Folgen bleiben leider nicht aus. Die zu geringe Impfquote zusammen mit der weitverbreiteten Disziplinlosigkeit tragen dazu bei, dass in Südtirol die Coronazahlen weit beunruhigender sind als in fast allen vergleichbaren Regionen. Die Tatsache, dass 36 Gemeinden „rot“ sind, schadet nicht nur den dortigen Gewerbetreibenden und Einwohnern, sondern wirft auf ganz Südtirol einen dunklen Schatten. Besonders unter den Touristikern geht die Angst vor einer weiteren „verlorenen Saison“ um. Zudem spaltet die schlechte Lage das Land. Die Geimpften und Disziplinierten sind es leid, für die Impfgegner und „Schlaumeier“ büßen zu müssen.

Angesichts der schleppenden Impfkampagne und der verbreiteten „Allergie auf Corona-Maßnahmen“ hätte in Südtirol schon zu Herbstbeginn mit scharfen Kontrollen und abschreckend hohen Strafen gegengesteuert werden müssen.

Allerdings ist es noch nicht zu spät. Das jüngste Dekret, das die Einführung der 2G-Regel für viele Bereiche und eine Ausdehnung der Impfpflicht vorsieht, wird Südtirol bald die Gelegenheit geben, das schlechte Image zurechtzurücken. Der groß angekündigte Impftag wird den gleichen Zweck erfüllen. Nur eine harte Durchsetzung aller Regeln kann das Land vor weiterem Schaden bewahren. Letztendlich liegt es aber an den Südtirolern selbst, ob sie mit der Impfung und der Beachtung aller Bestimmungen dazu beitragen wollen, das Land aus dem angerichteten Schlamassel zu befreien. Es ist fünf vor zwölf!

Von: ka

Bezirk: Bozen