Von: ka
Rom – Obwohl es aus dem öffentlichen Bewusstsein fast ganz verschwunden war, hat uns das Coronavirus nie ganz verlassen. In diesem Herbst kehrt die Infektionskrankheit als Stratus-Variante zurück. Ihr „Markenzeichen” ist die Heiserkeit, die zu den „klassischen” Symptomen von Corona wie Halsschmerzen, Fieber sowie Geschmacks- und Geruchsverlust hinzukommt.
Für die gesunde Normalbevölkerung stellt die Stratus-Variante von Corona zwar keine große Gefahr dar, älteren Menschen und Personen, die zu den gefährdeten Patientengruppen zählen, wird jedoch empfohlen, sich auf die Welle der Stratus-Variante vorzubereiten. „Die Fallzahlen steigen. Für Menschen über 60 bis 70 empfehle ich für den Herbst eine doppelte Impfung gegen Grippe und Corona“, rät der Virologe Mauro Pistello.
Wie die wöchentlichen Überwachungsberichte des Gesundheitsministeriums belegen, ist SARS-CoV-2 in Italien nie ganz verschwunden. Ebenso ist es eine Tatsache, dass mit Beginn des Herbstes die Neuinfektionen weltweit zunehmen. „In Italien sehen wir einen Anstieg der Ansteckungen, aber sie sind begrenzt. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Wir verzeichnen einige Krankenhausaufenthalte von über 80-Jährigen mit Begleiterkrankungen”, erklärt Mauro Pistello, Leiter der Virologieabteilung des Universitätsklinikums Pisa und einer der Gründer des Sequenzierungsnetzwerks des Obersten Gesundheitsinstituts Istituto Superiore di Sanità (ISS), das mit der Überwachung der Corona-Varianten in Italien betraut ist, gegenüber Adnkronos Salute.
Der letzte Bericht des italienischen Gesundheitsministeriums über die Corona-Fälle in Italien, der sich auf die Woche vom 21. bis 27. August bezieht, verzeichnete 1.391 Neuinfektionen, was einem Anstieg von 300 Fällen gegenüber der Vorwoche entspricht. Dieser Anstieg hängt auch mit einer Zunahme der Tests – 17.942 gegenüber 14.513 – und folglich der Positivitätsrate – 7,8 gegenüber 7,5 Prozent – zusammen.
„Die derzeit am häufigsten vorkommende Variante, die bereits über die Hälfte der Infektionen ausmacht, ist die XFG, auch ‚Stratus‘ genannt. Sie gelangte aus den USA zu uns – dank Reisen und Klimaanlagen. XFG ist das Ergebnis einer Rekombination anderer Mutationen. Heute ist sie auch bei uns die dominierende Variante“, erklärt der Leiter der Virologieabteilung des Universitätsklinikums Pisa.
„Bei den an Corona erkrankten Personen kehren die ‚alten‘ Symptome zurück, die wir bereits aus der ersten Phase der Pandemie kennen. Viele klagen über einen plötzlichen Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass das Virus bevorzugt diese Bereiche befällt. Sie sind vorübergehend beeinträchtigt und leiten die wahrgenommenen Reize nicht an das Gehirn weiter. Hinzu kommen Fieber, auch hohes Fieber, und die uns bekannten Atemwegsbeschwerden“, fährt Pistello fort.
Zu den bereits von früheren Varianten bekannten Symptomen könnte ein neues hinzukommen: Heiserkeit. Dies berichtet die indische Tageszeitung Times of India vom indischen Subkontinent, wo die Variante „Stratus“ vorherrscht. Demnach ist Heiserkeit eines der typischen Merkmale der aktuellen Welle bei an Corona erkrankten Personen, die auch über trockenen Husten, Reizungen und Halsschmerzen klagen.
„Wenn wir uns die Impfdaten ansehen, erkennen wir keine positiven Anzeichen. Die Gefahr für bestimmte Bevölkerungsgruppen ist unbestreitbar. Damit sind Menschen im Alter über 60 bis 70 Jahren gemeint, die mit der Zeit ihren Immunschutz verloren haben. Grund dafür kann eine längst zurückliegende Impfung sein oder ein Rückgang von Infektionen aufgrund von Corona. Ich würde zwei Empfehlungen aussprechen: Erstens sollten die staatlichen Gesundheitsbehörden an einer Impfkampagne für den Herbst arbeiten und sowohl die Grippe- als auch die Corona-Impfung vorantreiben. Zweitens sollte sich die Bevölkerung für die doppelte Impfung entscheiden, da wir gesehen haben, dass sie sicher und wirksam ist“, abschließend Mauro Pistello.
Dem Appell schließt sich auch der bekannte Virologe Matteo Bassetti an. „Corona kehrt nach Italien zurück. Das ist eine Tatsache, die wir mit anderen europäischen Ländern und den USA gemeinsam haben. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung drei Impfdosen erhalten hat, wobei die letzte vor vier Jahren verabreicht wurde. Daher lässt die Immunität durch die Impfung tendenziell nach. Für junge Erwachsene ist das in der Regel kein Problem: Wenn sie sich mit dem Virus infizieren, leiden sie unter einer grippeähnlichen Erkrankung, liegen zwei bis drei Tage mit Halsschmerzen und Fieber im Bett und haben vorübergehend keinen Geschmacks- und Geruchssinn. Ältere Menschen hingegen riskieren größere gesundheitliche Probleme. Wenn sie ins Krankenhaus eingeliefert werden, geben sie an, dass sie 2021 geimpft wurden, obwohl gerade sie und andere geschwächte Personen einmal im Jahr eine Auffrischungsimpfung benötigen. Wenn sie das nicht tun, sind sie nicht geschützt. Im kommenden Herbst sollten das Gesundheitsministerium und die Regionen die Auffrischungsimpfung gegen Corona deshalb vor allem an über 80-Jährige und gebrechliche Menschen richten. Im vergangenen Jahr haben nur fünf Prozent der Gesamtbevölkerung die Auffrischungsimpfung erhalten. „Im Vergleich zu den Impfungen im Jahr 2021 sind diese Zahlen beschämend niedrig”, betont der Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Poliklinikum San Martino in Genua gegenüber Adnkronos Salute.
Auch in Südtirol wird die kombinierte Impfung gegen Grippe und Corona empfohlen.
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