Bergwacht zweifelt am Fortbestehen

Erneut Schutzhütte in den Alpen verwüstet

Montag, 27. Oktober 2025 | 09:01 Uhr

Von: idr

Berchtesgaden – Die Notunterstandshütte am Watzmann-Hocheck ist erneut Ziel von Vandalen geworden. Ein Bergsteiger entdeckte am Mittwoch, dass die Trennwand zwischen dem öffentlich zugänglichen Schutzraum und dem abgesperrten Notlagerraum der Bergwacht gewaltsam durchbrochen worden war. Die Grenzpolizeiinspektion Piding und das Bayerische Rote Kreuz informierten am Samstag über den Vorfall.

Für Michael Renner, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Ramsau, markiert diese Beschädigung einen „traurigen Höhepunkt“. Es ist bereits der vierte Vandalismus-Vorfall an der Hütte in jüngerer Vergangenheit. Erst im Juni wurde eine Tür aufgebrochen, in den Jahren zuvor gab es weitere ähnliche Zwischenfälle. Die Polizei schätzt den aktuellen Sachschaden auf 300 bis 400 Euro, doch die Reparatur per Helikopter ist umständlich und sät Zweifel am weiteren Bestehen der Hütte.

Erneut Schutzhütte in den Alpen verwüstet
facebook/BRK Kreisverband Berchtesgadener Land

Eine erste Reparatur sowie die polizeiliche Spurensicherung mussten am Samstag verschoben werden – starke Höhenwinde verhinderten, dass ein Hubschrauber die exponierte Stelle bei Ramsau im Landkreis Berchtesgadener Land anfliegen konnte. Die Grenzpolizeiinspektion Piding bittet um Hinweise zu möglichen Tätern.

Lebensretter droht das Aus

Die wiederholten Angriffe stellen nicht nur ein finanzielles Problem dar: Die Hütte dient der Bergwacht als wichtiges Materialdepot für Rettungseinsätze am anspruchsvollen Watzmanngrat und hat laut Renner bei extremen Wetterverhältnissen bereits mehrfach Leben gerettet. Nun zweifeln die ehrenamtlichen Helfer daran, ob sie die Notunterkunft überhaupt noch weiter erhalten sollen.

Der Fall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Julian Rohn, Sprecher des Deutschen Alpenvereins, bestätigte bereits im Mai, dass Vandalismus in den Bergen generell zunimmt. Neben aufgebrochenen Kassensystemen in Winterräumen würden zunehmend Wegweiser mit Aufklebern beklebt. Die Kosten für Reparaturen und den enormen Aufwand trägt meist die Gemeinschaft der Vereinsmitglieder.

Die Bergwacht appelliert eindringlich an das Verantwortungsbewusstsein aller Bergsportler. Gleichzeitig hoffen die Ehrenamtlichen, dass durch verstärkte Aufklärung künftige Vorfälle verhindert werden können, denn im Ernstfall könnte die beschädigte Infrastruktur über Leben und Tod entscheiden. Darauf wegen einiger Vandalen verzichten zu müssen, wäre also eine Zumutung, jedoch gegebenenfalls notwendig.

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