Von: ka
Udine – Eine junge Ärztin, die 28-jährige Adelaide Andriani, war in der Vergangenheit bereits zweimal Opfer von Angriffen geworden, aber das, was vor einigen Tagen geschah, als vor der Arztpraxis, in der sie ihren Dienst versah, fast erwürgt wurde, war der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Nun überlegt Dr. Adelaide Andriani ernsthaft, ihren Beruf aufzugeben.
Der bedenkliche Vorfall geschah am vergangenen Samstag vor dem Eingang eines Ambulatoriums des Krankenhauses Gervasutta von Udine in Friaul-Julisch Venetien. Der Begleiter eines Patienten, der von Dr. Adelaide Andriani gerade behandelt wurde, ging wutentbrannt auf die junge Medizinerin los. Der Angriff war so heftig, dass die 28-Jährige für einen Moment dachte, dass es für sie vorbei sei. „Er legte seine Hände um meinen Hals und für einige Augenblicke konnte ich nicht atmen. Ich spürte, dass die Luft nicht durchkam“, so die junge Ärztin. Es war vielleicht nur dem Eingreifen ihrer Kollegin Giada Aveni und einem Mann zu verdanken, dass der Angriff nicht in eine Tragödie mündete.
Ihre Kollegin Giada Aveni war es auch, die die Folgen des Angriffs mit Fotos dokumentierte und sie zusammen mit einem eindringlichen Appell ins Netz stellte. Die Fotos, die zwei große Hämatome am Hals zeigen, sorgen weit über Udine hinaus für viele Diskussionen. Die Aufnahmen zeigen insbesondere auf dramatische Art und Weise, unter welch unerträglichen Bedingungen das medizinische Personal täglich gezwungen ist, zu arbeiten. Das Drama ist, dass vor allem Frauen – unter ihnen auch Dr. Adelaide Andriani – ernsthaft darüber nachdenken, den Beruf zu wechseln.
„Es ist nicht möglich, dass ein Arzt nach einer laut seinem Dafürhalten für den Patienten angemessenen Behandlung für den Ratschlag, die Erste Hilfe aufzusuchen, angegriffen wird“, so Giada Aveni in ihrem Beitrag auf Instagram. Nach den Schilderungen der beiden Ärztinnen war es in der Tat der Rat, den Verunfallten in die Notaufnahme zu bringen, der den Begleiter des am Bein verletzten Patienten zur Weißglut brachte. „Er legte seine Hände um meinen Hals und für einige Augenblicke konnte ich nicht atmen. Ich spürte, dass die Luft nicht durchkam. Ich dachte für einen Moment, dass ich jetzt ersticken werde“, so die 28-Jährige gegenüber den Carabinieri. Dank des Eingreifens ihrer Kollegin sei es ihr gelungen, sich aus dem Griff zu befreien, erzählt Dr. Adelaide Andriani. Allerdings schaffte es der Täter vor dem Eintreffen der Carabinieri, das Weite zu suchen.
Trotz ihrer erst kurzen Arztkarriere war Dr. Adelaide Andriani vor dem brutalen Würgeangriff des Patientenbegleiters bereits zweimal Opfer von tätlichen Angriffen geworden. Einer von ihnen hatte sich im Gefängnis von Udine zugetragen, wo sie als Ärztin für die Fortsetzung der medizinischen Betreuung eines Häftlings eingesetzt worden war.
„Ich rufe dazu auf, diesen Instagram-Beitrag zu verbreiten, denn ich will mir nicht vorstellen, dass nach meiner Kollegin noch weitere Personen Gefahr laufen, von einem Patientenbegleiter oder von irgendjemandem erwürgt zu werden. Es darf nicht sein, dass Menschen, die im Krankenhaus arbeiten, bedroht und verbal und physisch angegriffen werden, wie es der Schreiberin dieser Zeilen passiert ist!“, richtet Dr. Giada Aveni einen Appell an die italienische Öffentlichkeit.
⚠️ L'aggressione alle due dottoresse in turno di Guardia Medica presso il Gervasutta di Udine è solo la punta dell'iceberg.
Aiutaci a fermare questa violenza, condividi il messaggio di @crocerossa che a gran voce condividiamo anche noi.#NonSonoUnBersaglio #NotATargetItaly pic.twitter.com/C2KRmuxbli
— Protezione Civile Remanzacco (@PCRemanzacco) January 11, 2023
Der Präsident der Vereinigung der Kammer der Chirurgen und Zahnärzte, Filippo Anelli, schlägt ebenfalls Alarm. „Die Angriffe auf die Ärzte nehmen stark zu“, so Filippo Anelli. Einem aktuellen Bericht des gesamtstaatlichen Versicherungsinstituts für Arbeitsunfälle INAIL zufolge kommt es in Italien jedes Jahr zu mindestens 2.500 gewalttätigen Übergriffen auf Angehörige der Gesundheitsberufe. Insider meinen jedoch, dass die Dunkelziffer weit höher liege.
Der italienische Gesundheitsminister Orazio Schillaci verspricht Abhilfe und kündigt für die kommenden Monate eine ganze Reihe von Maßnahmen an, die die Sicherheit des Gesundheitspersonals verbessern sollen. Die Gesundheitsbediensteten hoffen, dass sich bald etwas ändert. „Wir fordern mehr Sicherheit bei der Ausübung unserer Arbeit! Solange es einem nicht passiert, merkt man nicht, dass es noch einmal gut gegangen ist. Es ist aber nicht gesagt, dass es beim nächsten Mal auch so sein wird“, betont Dr. Giada Aveni in ihrem Instagram-Post.