Zehn Personen erkrankt und 40 positiv getestet – VIDEO

Albtraum aller Eltern: Lehrerin steckt Schüler mit Tuberkulose an

Montag, 08. April 2019 | 08:01 Uhr

Motta di Livenza – An einer Volksschule in Motta di Livenza, einer Gemeinde in der Provinz Treviso in Venetien, brach im vergangenen Monat jene Krankheit – die Tuberkulose – aus, die über Jahrhunderte hinweg eine Geißel der Menschheit gewesen war. Eine Lehrerin, die unbewusst und verborgen seit Jahrzehnten den Erreger in sich getragen hatte, erkrankte an der vom Bazillus Koch übertragenen Krankheit. In der Folge wurden von ihr acht Schüler und eine Lehrerkollegin mit Tuberkulose angesteckt. 40 weitere Personen wurden positiv auf den Erreger getestet.

Fast dreißig Jahre lang blieb der Erreger der Tuberkulose – der Koch-Bazillus, wissenschaftlich Mycobacterium tuberculosis – im Körper einer Lehrerin unentdeckt verborgen. Aber am vergangenen 5. März, nachdem das Umfeld bei der Lehrerin in der letzten Zeit einen starken Gewichtsverlust beobachtet hatte, brach die Krankheit mit aller Gewalt aus. In der Folge mussten die Lehrerin sowie einer ihrer Schüler mit starkem Husten und hohem Fieber in das Krankenhaus eingeliefert werden. Die Tage nach den ersten beiden stationären Aufnahmen gerieten für die Eltern der Volksschule der Großgemeinde in der Provinz Treviso zu einem wahren Albtraum. Nach und nach erkrankten sieben weitere Schülerinnen und Schüler sowie eine Lehrerkollegin an der akuten Form der Tuberkulose.

Um den Ausbruch der Krankheit, die über Jahrhunderte hinweg eine tödliche Geißel der Menschheit gewesen war, einzudämmen, wurden vom öffentlichen Dienst für Hygiene und Gesundheit von Treviso zwischen Schülern, Eltern und Lehrern insgesamt fast 800 Personen auf das Vorhandensein des Erregers der Tuberkulose getestet. Auch fünf Wahlhelfer, die sich während der letzten Parlamentswahlen in der Volksschule aufgehalten hatten, wurden einer Kontrolle unterzogen. Die Ergebnisse der Tests – bei ihm handelt es sich um den sogenannten Mantoux-Test – sorgten bei den Verantwortlichen für einen Schock. Von allen untersuchten Personen waren zehn an Tuberkulose erkrankt, während insgesamt 40 Personen positiv auf den bakteriellen Erreger getestet wurden. Allen Verantwortlichen wurde an dieser Stelle bewusst, dass der Tuberkuloseausbruch von Motta di Livenza ein verheerendes Ausmaß angenommen hatte. Um die Schüler und deren Eltern zu beruhigen, sah sich die lokale Sanitätseinheit von Treviso gezwungen, einen Psychologen zur Schule zu schicken. Später schaltete die lokale Sanitätseinheit auch das Oberste Institut für das Gesundheitswesen ein.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Koch-Bazillus über Jahre hinweg „schlafend“ im menschlichen Körper ausharrt. Im Fall der Lehrerin blieb der Erreger über Jahrzehnte silent in ihrem Körper verborgen, bis er Anfang März – vermutlich in der Folge einer Grippe oder einer anderen Infektionskrankheit, die das Immunsystem der Frau geschwächt hatte – die akute Form der Tuberkulose verursachte. Daraufhin wurden in der Klasse, in der die Italienischlehrerin unterrichtete, 21 von 22 Schülern mit der Krankheit angesteckt. Bei vier Schülern der Klasse kam es zum offenen Ausbruch der Krankheit, was bei ihnen eine Kombinationstherapie aus mehreren, speziell gegen Mycobacterium tuberculosis wirksamen Antibiotika notwendig machte. Die anderen Schülerinnen und Schüler hingegen wurden einer Chemoprophylaxe, die unter anderem ebenfalls eine Verabreichung von Antibiotika vorsieht, unterzogen. In den anderen Klassen, in denen die Lehrerin als unterrichtet hatte, wurden ebenfalls mehrere Fälle von Ansteckung festgestellt.

Während eines Informationsabends, dem in der Schule von Motta di Livenza zwischen Eltern und Lehrern 400 Personen beiwohnten, bezeichnete der Direktor der Abteilung für Infektionskrankheiten des Obersten Instituts für das Gesundheitswesen, Giovanni Rezza, den Tuberkuloseausbruch als „außergewöhnlich“.

„Die Tuberkulose, auch im Fall von starken Ausbrüchen, steckt 50 Prozent der Personen an. In der Klasse der Lehrerin beträgt der Anteil der Angesteckten 95 Prozent. Das ist ein außergewöhnlicher Fall, der auf nationaler Ebene in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium untersucht werden muss“, so Giovanni Rezza.

„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir die verschiedenen Ausbrüche eingedämmt und die Lage wieder unter Kontrolle gebracht. Einen solchen Fall haben wir noch nie gesehen. Um weitere Auswirkungen auszuschließen, werden wir am 20. Mai die Tests wiederholen“, so Sandro Cinquetti, Direktor des öffentlichen Dienstes für Hygiene und Gesundheit von Treviso.

Aufgrund der noch nicht vergangenen Inkubationszeit gehen die Verantwortlichen noch von weiteren, bisher noch nicht entdeckten Fällen aus. Der Tuberkuloseausbruch von Motta di Livenza löst weit über die Gemeinde in der Provinz Treviso hinaus tiefe Besorgnis aus. Der Fall zeigt einmal mehr auf, wie schnell eine als besiegt und fast ausgerottet geltende, sonst nur in ärmeren Ländern des Globus grassierende Krankheit eine „reiche“, westliche Schule und Gemeinde heimsuchen kann.

 

Von: ka