Von: luk
Gardasee/Brescia – Die Gastronomiebetriebe am Gardasee schlagen Alarm: Für die Sommersaison 2025 werden allein im Raum Brescia über 11.000 Arbeitskräfte gesucht – darunter rund 6.600 Beschäftigte in Bars und Restaurants sowie weitere 4.700 im Einzelhandel. Das zeigen aktuelle Zahlen der Handelskammer Brescia. Trotz Gehältern von bis zu 2.600 Euro netto pro Monat inklusive Trinkgeld bleiben viele Stellen unbesetzt.
Die Lage sei ernst, wie Andrea Maggioni von der Unternehmervereinigung Confesercenti dem “Corriere della Sera” erklärt: „Fast die Hälfte der Betriebe gibt an, offene Positionen in diesem Sommer nicht besetzen zu können. Entweder leidet die Servicequalität, oder einzelne Lokale müssen teilweise schließen.“
Dabei zählt der Tourismus am Gardasee – gemeinsam mit Bau und Industrie – zu den drei tragenden Säulen der lokalen Wirtschaft. Zwischen Limone und Sirmione sorgen rund 8.000 Gastrobetriebe und Hunderte Hotels für einen Jahresumsatz von etwa 1,2 Milliarden Euro. Der Anteil internationaler Gäste liegt bei 95 Prozent, allein 45 Prozent der Touristen stammen aus Deutschland.
Die Personalnot ist nicht nur auf den demografischen Wandel zurückzuführen. Auch das Image gastronomischer Berufe hat laut dem Bericht gelitten. Die Zahl der Schüler an Hotelfachschulen hat sich laut Bildungsministerium seit 2014 nahezu halbiert – von 65.000 auf 34.000. Hinzu kommen Ausbildungsprogramme, die laut Unternehmern zu wenig auf die Praxis zugeschnitten sind.
Maggioni widerspricht dem gängigen Vorurteil vom schlecht bezahlten Saisonjob: „Das ist eine falsche Erzählung. Wer etwa in einem Lounge-Bar am Gardasee arbeitet, verdient im Schnitt 2.600 Euro netto im Monat.” Außerdem würde der Beruf internationale Chancen bieten. Ein Barkeeper könne in Salò genauso arbeiten wie in Dubai oder New York.
Schon jetzt stammen über 50 Prozent der Beschäftigten an der Gardasee-Westseite nicht aus der Provinz Brescia, darunter 20 Prozent Nicht-EU-Ausländer. Die Sprachbarriere fällt kaum ins Gewicht: „In den meisten Lokalen wird ohnehin mehr Englisch als Italienisch gesprochen“, schildert Maggioni.
Viele Mitarbeiter nutzen die Saisonarbeit flexibel: Im Sommer am Gardasee, im Winter etwa in Skiorten wie Madonna di Campiglio. Dieses neue Verständnis von beruflicher Mobilität wird laut Maggioni in Zukunft noch wichtiger werden, um den Tourismusbetrieb aufrechtzuerhalten.
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