Digos zerschlägt rechtsextreme Organisation – VIDEO

„Bereit, eine neue nationalsozialistische Partei zu gründen“

Freitag, 29. November 2019 | 08:21 Uhr

Enna/Cittadella – Nach umfangreichen Ermittlungen gelang es der Antiterror-Polizei Digos, eine rechtsextreme Organisation, die sich selbst „Nationalsozialistische italienische Arbeiterpartei“ nannte, zu zerschlagen. Im Rahmen der Operation führten die Beamten der Digos in ganz Italien eine Vielzahl von Hausdurchsuchungen durch, wobei umfangreiches, rechtsextremes, antisemitisches Propagandamaterial, Waffen sowie Sprengstoff sichergestellt wurden. Insgesamt wurden 19 Personen auf freiem Fuß angezeigt.

ANSA/POLIZIA

Es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass im Rahmen der Operation „Ombre nere“(schwarze Schatten, Anmerkung der Redaktion) der Digos die Gründung einer neuen italienischen, rechtsextremen Partei verhindert wurde. Die Ermittlungen, die von der Digos von Enna in Zusammenarbeit mit der Polizei geführt und von der Staatsanwaltschaft von Caltanissetta geleitet wurden, deckten ein umfangreiches Netzwerk rechtsextremer Zellen auf, die dazu bereit waren, sich zu einer größeren Organisation zusammenzuschließen und eine neonazistische, fremdenfeindliche und antisemitische Partei, den „Partito Nazionalsocialista Italiano dei Lavoratori“(„Nationalsozialistische italienische Arbeiterpartei“, Anmerkung der Redaktion) zu gründen.

Die Überwachung der Tätigkeiten und Netzaktivitäten einiger lokaler Rechtsextremer führte die Digos der sizilianischen Stadt Enna auf die Spur eines italienweiten, neonazistischen Netzwerks, deren Mitglieder derselben fanatischen Ideologie anhingen. Nachdem die Beamten genug Indizien und Beweise gesammelt hatten, schlugen die Polizisten am Donnerstag zu. In ganz Italien wurden die Wohnungen und Häuser von 19 Personen untersucht. Unter anderem wurden in Vicenza zwei und in Verona und Padua jeweils eine Hausdurchsuchung durchgeführt.

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„In Cittadella haben wie die Wohnung einer 50-jährigen Angestellten, die sich im Netz ‚Hitlers Oberfeldwebel‘ genannt hat, durchsucht. Dabei haben wir vielfältiges Propagandamaterial zur Gründung einer ‚Nationalsozialistischen italienischen Arbeiterpartei‘ und ein Flugblatt mit Drohungen gegen einen PD-Politiker sichergestellt. Nicht zuletzt mit dem Ziel, neue Anhänger zu gewinnen, ist die 50-Jährige im Netz sehr aktiv gewesen. Die Frau ist wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und wegen Verherrlichung des Antisemitismus angezeigt worden“, so der Leiter der Digos von Padua, Giovanni Di Stavola.

Die Gründung der neuen Partei war bereits sehr weit gediehen. Die „Bewegung“ besaß bereits ein offen antisemitisches, den Holocaust leugnendes Programm, ein dazu passendes Parteisymbol und eine interne Gliederung. Um neue Anhänger zu rekrutieren, veröffentlichten die Mitglieder einschlägiges Propagandamaterial auf ihren Seiten in den sozialen Medien. Letzterer Umstand machte die Ordnungskräfte auf die Existenz des rechtsextremen Netzwerks aufmerksam. Bei den Ermittlungen kam auch zum Vorschein, dass einige der Beschuldigten mehrmals auf die Verfügbarkeit von Waffen und Sprengstoff Bezug nahmen und dass unter dem Deckmantel des Netzwerks ein „Militia“ genannter, geschlossener Chat existierte, der zur Ausbildung der militanten Mitglieder diente.

Unter den Ausbildern befand sich auch ein mehrfach vorbestraftes Mitglied der ‘Ndrangheta. Das Mitglied des kalabresischen, organisierten Verbrechens hatte in der Vergangenheit bereits als Kronzeuge mit der Justiz zusammengearbeitet und war für die rechtsextreme Organisation „Forza Nuova“ in Ligurien aktiv gewesen.

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Zudem suchte die „Nationalsozialistische italienische Arbeiterpartei“ den Austausch mit anderen rechtsextremen Gruppen im europäischen Ausland. Unter anderem bestanden Kontakte mit der „Aryan White Machine – C18“, die zum englischen Ausläufer des Neonazinetzwerks Blood & Honour gehört, und zu den portugiesischen Rechtsextremen von „Nova Ordem Social“. Zu diesem Zweck organisierten die Rechtsextremen auch einen „Kongress“.

Die Zerschlagung des neonazistischen Netzwerks erregte in der italienischen Öffentlichkeit großes Aufsehen. Dabei unterstrichen viele Beobachter, dass es sich innerhalb weniger Wochen schon um den zweiten Fall dieser Art – Südtirol News berichtete – handelte.

Von: ka