Beide Frauen umarmten sich minutenlang – VIDEO

Berührend: Ukrainerin bringt für aus Italien kommende Mutter Kinder über die Grenze

Montag, 28. Februar 2022 | 08:02 Uhr

Beregsurány – Nur mit der Telefonnummer einer Frau, die sie nie getroffen hatte, in der Tasche, aber mit dem Wertvollstem, was die Unbekannte und ihr Mann hatten – ihre beiden Kinder – überquerte die 58-jährige Nataliya Ableyeva die ukrainisch-ungarische Grenze.

Nachdem Nataliya Ableyeva auf ungarischem Boden angekommen die Kinder der aus Italien angereisten ukrainischen Mutter übergeben hatte, spielten sich berührende Szenen ab. Die 58-Jährige und die 33-jährige Mutter, die Nataliya Ableyeva für den „Kurierdienst“ unendlich dankbar war, lagen sich minutenlang in den Armen.

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Der Grenzübergang von Beregsurány an der ungarisch-ukrainischen Grenze war am Samstag Schauplatz einer unglaublich berührenden Geschichte. Während die 58-jährige Nataliya Ableyeva auf der ukrainischen Seite der Grenze auf ihren Grenzübertritt wartete, traf sie einen verzweifelten 38-jährigen Vater, der gleich wie Nataliya Ableyeva aus der ukrainischen Kleinstadt Kamjanez-Podilskyj stammte.

Facebook/Slovenský Červený kríž – územný spolok Michalovce

Der 38-Jährige, der sich zusammen mit seinen beiden Kindern – einem Buben und einem Mädchen – vor der Grenze befand, erzählte Nataliya von seiner Not. Da der ukrainische Staat aufgrund des geltenden Mobilisierungsdekrets es allen Männern im wehrfähigen Alter verbietet, das Land zu verlassen, und ihn die Grenzwachen daher nicht über die Grenze lassen würden, könne er seiner aus Italien anreisenden Frau die Kinder nicht selbst übergeben, schilderte der Unbekannte der 58-Jährigen seine schwierige Lage. Nataliya Ableyeva bot ihrem Landsmann, der in der Ukraine bleibt, um sein Land zu verteidigen, ihre Hilfe an.

„Ihr Vater hat mir einfach vertraut und mir die beiden Kinder samt ihren Pässen übergeben“, erzählte Nataliya Ableyeva später. Zugleich tauschten der 38-jährige Vater und die 58-Jährige ihre Telefonnummern aus. Anschließend verabschiedete sich der Vater von seinen Kindern, die aufgrund der herrschenden Kälte in dicken Kleidern eingehüllt waren. Zusammen mit dem Buben und dem Mädchen überschritt Nataliya Ableyeva die ukrainisch-ungarische Grenze. Vor einem Zelt, das vom Ungarischen Rotem Kreuz für die ukrainischen Flüchtlinge errichtet worden war, warteten die drei auf Nachrichten von der Mutter.

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Während der kleine Bub weinte, läutete plötzlich das Telefon der 58-Jährigen. Es war die Mutter der beiden Kinder, die 33-jährige Anna Semyuk, die von Italien kommend das ungarische Beregsurány schon fast erreicht hatte. Als sie bei der Grenze ankam, umarmte sie zuerst ihren weinenden Sohn. Anschließend ging sie zu ihrer Tochter, die in eine rosa Decke eingewickelt erschöpft auf dem Rücksitz eines Autos lag. Unendlich dankbar für den „Kurierdienst“, den die 58-Jährige für ihren Mann übernommen hatte, umarmte Anna Semyuk Nataliya Ableyeva. Minutenlang lagen sich die beiden Frauen weinend in den Armen. „Alles, was ich meinen Kindern jetzt sagen kann, ist, dass alles gut werden wird. In ein oder zwei Wochen sind wir wieder zu Hause“, so Anna Semjuk.

Facebook/Slovenský Červený kríž – územný spolok Michalovce

Angesichts des schrecklichen Kriegs in der Ukraine dürfte insbesondere der letzte Satz leider mehr von Hoffnung als von nackten Tatsachen getragen sein. Besonders das Schicksal ihres Mannes, der in den Krieg zieht, dürfte Anna Semyuk große Sorge bereiten. Schwer wiegt auch das Schicksal von Nataliya Ableyeva. Aufgrund des Mobilisierungsdekrets musste sie ihre beiden erwachsenen Kinder – ein Polizist und eine Krankenpflegerin – in der Ukraine zurücklassen.

Facebook/Slovenský Červený kríž – územný spolok Michalovce

Die beiden Einzelschicksale stehen aber nur stellvertretend für viele Tausende menschliche Tragödien, die sich seit drei Tagen an den Grenzen der Ukraine zu ihren westlichen Nachbarn abspielen. Groß ist die Hilfe, die den inzwischen Hunderttausenden Flüchtlingen aus der Ukraine zuteil wird, aber niemand wird das Leid jener lindern können, die um ihre Lieben in der Ukraine bangen müssen oder gar ihre Männer und Söhne im Krieg verloren haben.

Von: ka