300 Jugendliche wollen trotz Corona bei Rap-Video dabei sein – VIDEO

Brutale Straßenschlacht: „Verschwindet! Raus aus unserer Zone!“

Montag, 12. April 2021 | 08:03 Uhr

Mailand/San Siro – Nachdem ein Video-Dreh des Mailänder Rappers „Neima Ezza“ auf Instagram bekannt gegeben worden war, haben sich am frühen Samstagabend trotz der geltenden Corona-Einschränkungen mitten auf der Straße rund 300 Jugendliche eingefunden. Als die von den Nachbarn verständigten Einsatzkräfte der Polizei und der Carabinieri die Menschenansammlung auflösen wollten, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.

In der Folge wurde die Umgebung Schauplatz einer wilden Straßenschlacht. Die mit Flaschen, Steinen und Stöcken beworfenen Ordnungskräfte waren sogar gezwungen, Tränengas einzusetzen. Es dauerte rund eine Stunde, bis es den mit aufstandsbekämpfender Ausrüstung ausgestatteten Polizisten und Carabinieri gelang, wieder die Ordnung herzustellen.

Der Video-Dreh war von Rapper „Neima Ezza“ schon vor Tagen angekündigt worden. „Es handelt sich um Tage, bleibt verbunden“, so „Neima Ezza“ am 8. April auf seinem Twitter-Profil. „Morgen Video, San Siro, 16.00 Uhr, Piazza Selinunte“, so das am letzten Freitag mit wenigen Worten auf Instagram angekündigte Treffen. In der Hoffnung, ihr Idol – Amine Ezzaroui, in arte „Neima Ezza“ – zu sehen und vor allem im Hintergrund im Video dabei zu sein, versammelten sich am Samstagnachmittag auf dem Platz rund 300 Jugendliche.

Facebook/Neima Ezza

Die jungen Leute, von denen ein guter Teil noch minderjährig war, begnügten sich aber nicht damit, nur Komparsen in einem Rap-Video zu sein. Viele von ihnen stiegen auf die geparkten Autos und begannen, auf den Autodächern zu hüpfen oder mitten auf der Straße zu tanzen. Wie kaum anders zu erwarten, schlugen die meist mit Kapuzenjacken bekleideten jungen Leute jegliche Corona-Hygiene- und -Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot in den Wind.

Es dauerte nicht lange, bis bei den Carabinieri und der Polizei Dutzende Anrufe besorgter Nachbarn eingingen. Als die Jugendlichen die Streifenwagen und gepanzerten Fahrzeuge der anrückenden Beamten der Polizei und der Carabinieri sahen, nahmen sie vorerst Reißaus.

Instagram/Neima Ezza

Die kurze Flucht geschah aber nur, um sich in der Nachbarstraße neu zu „formieren“ und sich für die Konfrontation mit den Ordnungskräften zu rüsten. Als die mit aufstandsbekämpfender Ausrüstung ausgestatteten Polizisten und Carabinieri auf die versammelten Jugendlichen stießen, wurden sie mit Flaschen, Steinen und Stöcken „empfangen“. „Verschwindet! Raus aus unserer Zone!“, schrien die gewalttätigen Jugendlichen, die sich als „Herren“ von San Siro – ein in der Mailänder Peripherie gelegenes Problemviertel – wähnten, den Ordnungshütern ins Gesicht.

Facebook/Neima Ezza

Um die Straßenschlacht zu beenden und die Gewalttäter auseinanderzutreiben, sahen sich die Polizisten und Carabinieri gezwungen, Tränengas einzusetzen. Es dauerte rund eine Stunde, bis es den Ordnungskräften gelang, wieder die Ordnung herzustellen. Noch Stunden nach den Zusammenstößen zwischen den Ordnungshütern und den gewalttätigen Rap-Fans blieb die Lage im Viertel San Siro angespannt. Aber zum Glück erlitt niemand ernsthafte Verletzungen.

Facebook/Neima Ezza

Unterdessen nahmen Carabinieri und Polizei Untersuchungen zu den Ausschreitungen auf. Es gilt, die Organisatoren der „Versammlung“ und mögliche Verantwortlichkeiten der Jugendlichen festzustellen. Dabei geriet der 19-jährige Amine Ezzaroui, der im Rapmusikmilieu als „Neima Ezza“ bekannt ist, ins Visier der Ermittler.

Facebook/Neima Ezza

Beim ursprünglich aus Marokko stammenden italienischen Staatsbürger Amine Ezzaroui handelt es sich um einen der vielen aufsteigenden Rapper, die das oft schwierige Dasein typischer Jugendlicher eines Problemviertels besingen. Dank der Hilfe seiner im Milieu bekannteren Kollegen „Jake La Furia“ und „Big fish“ konnte Amine Ezzaroui unter seinem Künstlernamen „Neima Ezza“ sein erstes Album – „Perif“ – auflegen. In einem Viertel wie San Siro, in dem viele soziale Konflikte, Drogenhandel sowie Gewalt herrschen und in dem der Hass auf die Ordnungskräfte groß ist, riskiert Amine Ezzaroui, gleich wie seine Rap-Kollegen bald mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.

In diesem Spannungsfeld, das durch die Covid-19-Notlage noch verschärft wurde, muss nun die Exekutive nach den Urhebern der verbotenen Versammlung und der Ausschreitungen suchen. Beobachter meinen, dass die zornige Reaktion auf die Ordnungskräfte auch ein Symptom für das große Unbehagen vieler in der Peripherie wohnender Jugendlicher sei. Dies – so diese Stimmen – sei das wahre, durch die Corona-Krise zusätzlich verschärfte Problem.

 

 

Von: ka