Angehörige haben Zivilverfahren angestrengt

Corona-Tote in Bergamo: Versicherungen springen nicht ein

Samstag, 07. Januar 2023 | 05:11 Uhr

Bergamo – Die Versicherungsgesellschaften Generali und UnipolSai wollen nicht für die Entschädigung der Folgen von mutmaßlichen Fehlern aufkommen, die der Präsident der Lombardei, Attilio Fontana (Lega), der damalige Gesundheitsassessor Giulio Gallera (Forza Italia) sowie zwei Funktionäre im Kampf gegen Corona begangen haben sollen.

Familienangehörige von rund 250 Corona-Toten während der ersten Welle haben vor Gericht in Rom ein Zivilverfahren angestrengt. Fotos aus dem Jahr 2020, die Militärlaster mit Leichen von Corona-Opfern aus Bergamo zeigen, hatten weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

Die Versicherungen begründen ihre Entscheidung unter anderem damit, dass der Vertrag im Rahmen eines Wettbewerbs zu einem Preis von 1.067.976 Euro ausgehandelt worden sei und eine maximale Deckung von 50 Millionen Euro vorsieht. Gleichzeitig seien weder die politischen Entscheidungen noch die Schäden durch die Pandemie vorhersehbar gewesen.

Sollten sie das Verfahren verlieren, droht Fontana, Gallera und den beiden Funktionären möglicherweise, die Angehörigen der Corona-Toten aus eigener Tasche entschädigen zu müssen. Neben der Region Lombardei wurde auch ein Verfahren gegen den damaligen Gesundheitsminister Roberto Speranza und gegen Ex-Premier Giuseppe Conte angestrengt.

Gerade die Anwälte, die die Lombardei vertreten, haben die Versicherungen auf den Plan gerufen und aufgefordert, für die Schäden aufzukommen, sollten die Schadenersatzansprüche der Angehörigen anerkannt werden. Nun haben die Anwälte der Versicherungen vor Gericht ihren Standpunkt dargelegt: Obwohl sie den Verteidigern der Region beipflichten und Fontana, Gallera sowie den Funktionären keine Verantwortung zusprechen, könne die Versicherung nicht auf eventuelle Schäden, die von der Pandemie verursacht wurden, angewandt werden.

Die Polizze ist seit 31. Dezember 2016 in Kraft. Der Anteil von Generali beträgt 75 Prozent, 25 Prozent sind es für UnipolSai.

Die Familienangehörigen, die das Zivilverfahren angestrengt haben, beschweren sich über falsche politische Entscheidungen, über Nachlässigkeit bei der Überwachung des Gesundheitswesens, über mangelnde Schutzausrüstung und über falsche Sparmaßnahmen, die über Jahrzehnte hinweg die Sanität ausgehöhlt hätten.

Von: mk