Von: ka
Rom – Der Fall einer 25-jährigen Frau aus Rom, die nach einer ersten Genesung einen Monat später erneut an Covid-19 erkrankt war, löst unter Virologen und Forschern eine lebhafte Debatte aus. Bei diesen Expertengesprächen geht es in erster Linie darum, die seltenen Fälle einer zweiten Ansteckung von jenen eines Rückfalls abzugrenzen.
Der Fall einer jungen Frau aus Rom zeigt einmal mehr, wie schwer es manchmal dem menschlichen Immunsystem fällt, das Coronavirus zu besiegen. Die 25-Jährige kämpft seit Wochen gegen das Virus. Nachdem sie Mitte Oktober schwer an Covid-19 erkrankt war und nach zwei negativen Tests als „geheilt“ gegolten hatte, wurde die junge Römerin einen Monat später erneut positiv getestet. Genau wie einen Monat vorher leidet sie ein weiteres Mal an Fieber und Muskelschmerzen.
„Mitte Oktober begann ich mich unwohl zu fühlen, aber der erste, am 13. Oktober gemachte Schnelltest war negativ. Da ich mich immer noch nicht wohlfühlte, unterzog ich mich am 20. Oktober einem zweiten Abstrich. Dieser fiel positiv aus. Bei meiner ersten Corona-Erkrankung litt ich an Fieber, Muskelschmerzen und ziemlich schweren Atembeschwerden. Dank der Fürsorge meines Hausarztes konnte ich aber zu Hause betreut werden. Am 30. Oktober und ein zweites Mal am 13. November wurde ich SARS-CoV-2-negativ getestet. Nach diesen beiden negativen Testergebnissen galt ich als genesen. Vor einigen Tagen erkrankte mein Vater an Corona. Dem Anschein nach hatte er sich an seinem Arbeitsplatz angesteckt. Als Vorsichtsmaßnahme ließen wir uns erneut testen. Dabei fiel mein Abstrich positiv aus. Genauso wie beim ersten Mal tauchten wieder Muskelschmerzen auf. Zugleich stieg mein Fieber bis auf 38,5 Grad“, so die 25-jährige Römerin, die noch immer gegen das Virus kämpft.
Die Leidensgeschichte der jungen Römerin ist beispielhaft für gleich mehrere Schwierigkeiten und Fragen, die an Covid-19 erkrankte Personen beschäftigen. Eine dieser Fragen betrifft den Schnelltest. Da die von den verschiedenen Herstellern vertriebenen Schnelltests nicht über die hohe Sensitivität und Spezifität – wobei kurz zusammengefasst „hohe Sensitivität und hohe Spezifität“ jeweils wenigen falsch-negativen und wenigen falsch-positiven Testergebnissen entsprechen – des klassischen Abstrichs für den PCR-Test verfügen, können diese zu fehlerhaften Ergebnissen führen. In jedem Fall sind die Schnelltests nicht empfindlich genug, um geringe Virusmengen nachzuweisen. Eine geringe Viruslast tritt beim Anfang – wenn die Infizierten am meisten ansteckend sind – und am Ende der Infektion auf.
Aber im Mittelpunkt steht die zweite Covid-19-Erkrankung. Es gibt keine gesicherten Hinweise darauf, ob es sich bei der erneut auftretenden Erkrankung um einen der seltenen Fälle einer Neuansteckung oder um einen Rückfall handelt. Bei verschiedenen Krankheitsfällen – besonders dann, wenn der Patient stationär aufgenommen worden war – wurde beobachtet, dass das Virus im Inneren des Körpers – darunter vor allem in den Lungen – persistiert. Diese Verläufe sind entweder durch wiederholte positive oder durch abwechselnd positive und negative Testergebnisse gekennzeichnet. Falls zwischen den beiden Erkrankungen nur wenige Wochen liegen, ziehen es die Experten daher vor, nicht von einer Neuansteckung, sondern von einem Rückfall zu sprechen.
Diese Fälle müssen aber von den echten Neuansteckungen abgegrenzt werden. Nicht alle Personen, die an Covid-19 erkranken, entwickeln genug Antikörper, um ihren Körper vor einer erneuten Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu schützen. Es handelt sich dabei um seltene Fälle. Sie können vor allem bei jenen Personen auftreten, die bei der ersten Erkrankung keine oder nur sehr schwache Symptome zeigten. Um eine echte Neuansteckung nachweisen zu können, müsste im Idealfall die Gensequenz des für die Ersterkrankung verantwortlichen Virus mit jener des Virus der zweiten Ansteckung verglichen werden. In der Regel gibt es zwischen den beiden Viren kleine genetische Unterschiede. Allerdings handelt es sich dabei um sehr aufwendige und zeitraubende Analyseverfahren.
Da eine Impfung eine solidere und nachhaltigere Immunantwort als eine durch eine Krankheit erworbene Immunität hervorruft, gilt es unter Experten aber als erwiesen, dass die Impfung vor einer Neuansteckung schützt.