Neofaschisten organisieren „Rundgänge“ in Städten und auf Stränden

„Der Staat geht nicht hin? Dann gehen wir!“

Montag, 16. Juli 2018 | 08:01 Uhr

Brescia/Rimini – Um das angeblich mangelnde Sicherheit zu verbessern, kommt es in Italien immer häufiger vor, dass Neofaschisten „Rundgänge“ organisieren. In der Folge patrouillieren militante Rechtsextremisten auf Straßen und sogar auf Stränden. Dabei lassen sich die Neofaschisten von Forza Nuova weder von Kritik von linken Verbänden noch Gegendemonstration aufhalten. Vielmehr verbuchen sie die „Ronde“ auf ihren Seiten in den sozialen Netzwerken als „Erfolg“.

Facebook/Forza Nuova Rimini

Die als nächtliche Spaziergänge zugunsten der Sicherheit der Bürger deklarierten „Rundgänge“ militanter Mitglieder neofaschistischer Organisationen werden in Italien immer häufiger. Besondere Aufmerksamkeit erregte das nächtliche „Patrouillieren“ auf Straßen und sogar auf Stränden, welches von Neofaschisten der Forza Nuova und von militanten Mitgliedern des ONR – die Obóz Narodowo-Radykalny(Nationalradikales Lager, Anmerkung der Redaktion) ist eine polnische, neofaschistische Organisation – gemeinsam durchgeführt wurde. Mutmaßlicher Hintergrund, der von den zwei neofaschistischen Organisationen in Zusammenarbeit durchgeführten Aktion war, dass vor einem Jahr auf einem Strand von Rimini eine polnische Touristin auf schrecklichste Weise vergewaltigt und ihr Freund brutal zusammengeschlagen worden waren. Die über mehrere Tage und Nächte durchgeführten „Spaziergänge“ der europäischen Neofaschisten, die von Sicherheitskräften aus nächster Nähe begleitet wurden, endeten ohne größere Zwischenfälle. Später sprach Forza Nuova von einem Erfolg und kündigte an, in Rimini und in anderen Städten weiterhin „Rundgänge“ zu organisieren. Mehrere Politiker hingegen nannten die „Ronde“ eine faschistische Provokation und meinten, dass Rimini es nicht nötig habe, Rechtsextremen als Bühne zu dienen.

Facebook/Forza Nuova Rimini

Durch die Aufmerksamkeit sowohl der Freunde als auch der Gegner fühlt sich Forza Nuova hingegen in seiner Strategie bestärkt, in verschiedenen Städten „Rundgänge“ durchzuführen. Eine der letzten „Ronde“ wurde aus dem norditalienischen Brescia gemeldet. Von dem erst kürzlich vom lokalen Forza Nuova Ableger eröffneten „Haus der Patrioten“ starteten die militanten Mitglieder der neofaschistischen Organisation, auf deren Sweatshirts und T-Shirts „Trincea urbana“(urbaner Schützengraben, Anmerkung der Redaktion) aufgedruckt war, grüppchenweise zu ihren nächtlichen „Spaziergängen“. Ziel der Aktion, so Forza Nuova Brescia, sei es, den Einwohnern von Brescia mehr Sicherheit zu vermitteln und ihnen „die Stadt zurückzugeben“. Auch in diesem Fall wurden die „Ronde“ von antifaschistischen Gruppen und linken Politikern scharf kritisiert.

Facebook/Forza Nuova Brescia

Das kümmert die Neofaschisten, die sich laut ihrer Ansicht auf der richtigen Seite wähnen, aber wenig. Die von Neofaschisten organisierten „Spaziergänge“ werden immer stärker besucht und finden inzwischen in vielen Städten statt. Den Kritikern konterte Forza Nuova, dass die unter dem Motto „Vaterland und Tradition“ stattfindenden Rundgänge, die sich ziemlich offensichtlich in erster Linie gegen Einwanderer und illegale Wanderhändler richten, auch dort stattfinden, wo laut der Ansicht der Neofaschisten der Staat sich längst nicht mehr hintraut. „Der Staat geht nicht hin? Dann gehen wir“, so wiederholen die militanten Rechtsextremen von Forza Nuova immer wieder.

Facebook/Forza Nuova Brescia

Gegner, Demokraten und viele einfache Bürger hingegen fühlen sich nicht ganz zu Unrecht an die „Squadristi“, den brutalen Schlägertrupps der Faschisten der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, erinnert, und warnen davor, Sicherheitsaufgaben faktisch Rechtsextremisten zu überlassen.

Facebook/Forza Nuova Brescia

 

Von: ka