Laura Ziliani mutmaßlich von ihren Töchtern ermordet – VIDEO

„Diabolisches Trio“: „Sie hingen sehr am Geld“

Sonntag, 26. September 2021 | 08:25 Uhr

Temù – Die Ermittlungen zum Todesfall der 55-jährigen Laura Ziliani haben am Freitag zu einer dramatischen Wende geführt. Die beiden 27 und 19 Jahre alten Töchter Silvia und Paola Zani sowie der Freund der älteren Tochter, der 27-jährige Mirto Milani, die bereits Ende Juni wegen vorsätzlicher Tötung und des Verbergens des Leichnams in das Ermittlungsregister eingetragen worden waren, wurden am Freitagmorgen auf Anordnung des Untersuchungsrichters von Brescia von den Carabinieri festgenommen und nach einem ersten Verhör in eine Haftanstalt überstellt.

Den beiden Töchtern der Ermordeten sowie Mirto Milani wird zur Last gelegt, Laura Ziliani zuerst betäubt und anschließend ermordet zu haben. Den Ermittlern zufolge hat das „diabolische Trio“ Laura Ziliani umgebracht, um in den Besitz des großen Immobilienvermögens der 55-Jährigen zu gelangen.

Facebook/Laura Ziliani

Die Ermittlungen begannen bereits wenige Tage nach dem spurlosen Verschwinden der 55-jährigen pensionierten Beamtin der Lokalpolizei. Am 8. Mai um 12.00 Uhr ging bei den Carabinieri eine Vermisstenmeldung ein. Silvia und Paola Zani gaben an, dass ihre Mutter gegen 7.00 Uhr ihr Haus in Temù in der Provinz Brescia – nur wenige Kilometer vom Tonale-Pass entfernt – verlassen habe, um eine kleine Wanderung zu unternehmen, aber nicht wie vereinbart gegen 10.00 Uhr zurückgekehrt sei. Sofort machten sich viele Mannschaften der Bergrettung, der Feuerwehr, des Zivilschutzes und viele Freiwillige auf, um nach Laura Ziliani zu suchen. Trotz intensiver Suche blieben die Einsätze aber ergebnislos.

Aber noch während nach dem Verbleib der 55-Jährigen gefahndet wurde, erregten mehrere Ungereimtheiten, die die Angaben der beiden Töchter aufwiesen, den Verdacht der Carabinieribeamten. Das sehr frühe Auslösen des Alarms sowie die offensichtliche Falschaussage, dass Laura Ziliani noch am Morgen über soziale Netzwerke mit den Töchtern Kontakt aufgenommen habe – in Wirklichkeit war ihr Smartphone seit Langem ausgeschaltet – sowie die Aussage der Töchter, dass die 55-Jährige ohne ihr Smartphone, von dem sie sich sonst nie getrennt hatte, zur Wanderung aufgebrochen sei, bestärkten die Ermittler in ihrem Verdacht, dass Laura Ziliani nicht einem Bergunfall zum Opfer gefallen war.

Unter Hinzuziehung der Sondereinheit SIS begannen die Carabinieri, das Leben von Silvia und Paola Zani zu durchleuchteten. Zu den Ermittlungen gehörten technische Abhörmaßnahmen, die Auswertung von Telefonaufzeichnungen sowie forensische Analysen von Smartphones und Computern, die sich im Besitz der Verdächtigen befanden. Zudem führten die Beamten Hausdurchsuchungen und Lokalaugenscheine durch und glichen zugleich die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den sichergestellten Spuren mit anderen Ermittlungsergebnissen ab. Erste schwerwiegende Indizien und Sachverhalte führten Ende Juni zur Eintragung des Trios in das Ermittlungsregister.

Nicht zuletzt dank einer Zeugenaussage kamen die Carabinieri zum begründeten Verdacht, dass die beiden Töchter und der Freund der älteren Tochter versucht hätten, durch an einem Seitenbach des Oglio abgelegte Bergschuhe des Opfers sowie durch eine in den Bach geworfene Jeanshose die Ermittlungen in eine falsche Richtung zu lenken. Bei der Hausdurchsuchung stellten Beamten nicht nur das Smartphone des Opfers, sondern auch ein angebrochenes Fläschchen von Bromazepam – eines Angstlösers, Beruhigungs- und Schlafmittels aus der Gruppe der Benzodiazepine – sicher.

"HANNO UCCISO LA MADRE PER SOLDI", ARRESTATE DUE FIGLIE DI LAURA ZILIANI

"HANNO UCCISO LA MADRE PER SOLDI", ARRESTATE DUE FIGLIE DI LAURA ZILIANIAlcuni mesi fa, con un appello disperato a Chi l'ha visto?, le due figlie di Laura Ziliani chiedevano aiuto per ritrovare la loro madre, scomparsa misteriosamente in Val Camonica. Oggi sono state arrestate, insieme al fidanzato di una delle due, per omicidio premeditato.L'inviata Maria Teresa Palamà per il Tg3 delle 19 del 24 settembre 2021

Posted by Tg3 on Friday, September 24, 2021

Das Auffinden der Leiche der 55-Jährigen, die Anfang August von einem Spaziergänger nur wenige Hundert Meter von ihrem Heimathaus entfernt am Ufer des Oglio entdeckt worden war, gab den Ermittlungen neuen Schwung. In Proben, die der fast unbekleideten aber erstaunlich gut erhaltenen Leiche entnommen worden waren, wurden Spuren von Bromazepam festgestellt.

Zudem ergab die forensische Analyse eines Computers, dass Mirto Milani im Netz schon Monate vor der Tat nach Möglichkeiten, einen „perfekten Mord“ durchzuführen, gesucht hatte. Weitere Ergebnisse der Ermittlungen waren, dass Silvia Zani, die in einem Altersheim tätig gewesen war und über Zugang zu diesem starken Beruhigungsmittel verfügt hatte, einen „Selbstversuch“ unternommen und sich dabei „sehr schlecht“ gefühlt hatte. Außerdem hätten die Töchter bereits Mitte April versucht, mittels eines Tees ihre Mutter zu vergiften. Versuchte Täuschung der Ermittlungen sowie weitere Zeugenaussagen und Telefonmitschnitte rundeten das Bild ab.

Den Carabinieri zufolge hatte das Opfer am 8. Mai nie das Haus verlassen. Laut den Ermittlern soll das Trio in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai Laura Ziliani zuerst mit einer hohen Dosis Bromazepam betäubt und anschließend ermordet haben. Nach einer Aufbewahrung an einem bisher unbekannten Ort sei die Leiche erst später am Flußufer abgelegt worden.

Das wahrscheinliche Tatmotiv lag auf der Hand. Nach dem tragischen Lawinentod ihres Mannes im Jahr 2012 hatte Laura Ziliani der Mutter von Mirto Milani, aber auch dem 27-Jährigen selbst die Verwaltung ihres umfangreichen Immobilienvermögens übertragen. Im Laufe der Jahre häuften sich aber die Auseinandersetzungen zwischen dem Trio und Laura Ziliani. Mirto Milani, der ursprünglich aus der Provinz Lecco stammt und vor zehn Jahren die älteste Tochter Silvia kennengelernt hatte, warf Laura Ziliani offen vor, für die Restaurierung einer Wohnung – die 55-Jährige wollte ein Haus in eine Frühstückspension verwandeln – zu viel Geld zu verschwenden, einen zu aufwendigen Lebensstil zu führen und ihren Töchtern zu wenig „Taschengeld“ zu geben. In der Tat waren beide Töchter ohne Einkommen. Die gelernte Physiotherapeutin Silvia hatte bereits dreimal ihre Arbeit verloren und Paola befand sich noch in der Ausbildung.

Die 25-jährige an Autismus leidende mittlere Tochter Lucia hingegen hatte mit den „Plänen“ ihrer Schwestern nichts zu tun. „Ich vertraue meinen Schwestern Silvia und Paola nicht“, so Lucia.

ANSA/Filippo Venezia

„Die Absicht, Laura Ziliani zu ermorden, war das Ergebnis eines seit Langem vorhandenen Vorsatzes und eines kriminellen Plans, der es ihnen ermöglichte, den Tod lange zu verheimlichen und falsche Fährten zu legen. Sie hatten ein klares Interesse daran, Laura Ziliani in der Verwaltung ihres umfangreichen Immobilienportfolios zu beerben, um ihre jeweiligen finanziellen Probleme zu lösen“, so die Untersuchungsrichterin Alessandra Sabatucci.

Verdacht erregte auch, dass die Töchter in Temù, wo sie kaum bekannt und aufgrund ihrer „abweisenden Art“ auch nicht gerne gesehen waren, nicht um den Tod ihrer Mutter trauerten. In abgehörten Telefongesprächen freute sich das „diabolische Trio“ vielmehr über das riesige Vermögen, in dessen Besitz es bald zu gelangen hoffte. Sie zahlten einen Neuwagen an und schmiedeten sogar Urlaubspläne. „Sie hingen sehr am Geld und am schönen Leben“, so die Mutter des Opfers über ihre Enkelinnen. Die betagte Frau fügte hinzu, dass Laura Ziliani, die als begeisterte und erfahrene Bergwanderin bekannt war, sich kaum verirrt hätte und dabei tödlich verunglückt wäre.

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Von: ka